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in Aus Tradition die Zukunft im BlickLesedauer: 6 Minuten
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Experten-Panel von Carmignac „Die Rezession dürfte Mitte 2023 beginnen“

Aktienchef David Older (Mitte links) und Anleihechefin Rose Ouahba (Mitte rechts) bei „La Rentrée
Aktienchef David Older (Mitte links) und Anleihechefin Rose Ouahba (Mitte rechts) bei „La Rentrée: Die Carmignac-Experten diskutierten im Rahmen ihrer Investmentkonferenz die wirtschaftliche Lage und Chancen für verschiedene Assetklassen. | Foto: Carmignac
Raphael Gallardo, Carmignac

Angesichts der Krisenlage läuft die Wirtschaft weltweit nicht mehr rund. Während Europa und die USA zeitverzögert in die Rezession gehen, versucht China seine Wirtschaft zu stabilisieren. Die fiskalischen Maßnahmen und die schwachen Währungen dämpfen den Schock der Gaskrise in Europa und Asien zwar. Es darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass dies auf Kosten der Staatsfinanzen geht und die Inflation weiter antreibt.

„Die Gaskrise ist ein stagflationärer Schock für Europa und Asien“, erläutert Carmignac-Chefvolkswirt Raphael Gallardo bei der unternehmenseigenen Investmentkonferenz „La Rentrée“. „Die USA sind durch ihre Energieautonomie geschützt, erleben jedoch eine Verschärfung der äußeren Umstände, da einige Länder empfindlicher auf das veränderte Niveau der Realzinsen reagieren.“

Stagflation und Rezession 2023

Außerhalb der Vereinigten Staaten seien die Zentralbanken deshalb hin- und hergerissen zwischen Inflationsbekämpfung, Konjunkturabschwächung und dem Risiko einer fiskalischen Dominanz. „Das bedeutet, dass die Anpassung der Wechselkurse, die gegenüber dem Dollar niedrig bleiben müssen, aufgeschoben wird“, erklärt Gallardo. „Wie die Situation in Großbritannien zeigt, ist die Glaubwürdigkeit der Finanzpolitik der Schlüssel zur Stabilität.“

 

Aus Gallardos Sicht sollte Europa eine Energierationierung in diesem Winter unbedingt vermeiden. „Eine Stagflation im Jahr 2023 wird das aber nicht verhindern“, gibt er zu bedenken. „In den USA sorgen die Verbraucher zwar für eine Verlängerung des Konjunkturzyklus, aber die Fed hat keine andere Wahl, als eine Rezession zu provozieren, die Mitte 2023 beginnen dürfte.“

China: Lockerung der Corona-Beschränkungen entscheidend

China hat den konjunkturellen Tiefpunkt, den die teure Null-Covid-Politik und die Entscheidung, die Immobilienblase zum Platzen zu bringen mit sich brachten, schon im zweiten Quartal 2022 erreicht. Die wirtschaftlichen Unterstützungsmaßnahmen der chinesischen Regierung beginnen zu wirken. „Es wird jedoch eine Lockerung der Anti-Covid-Beschränkungen erforderlich sein, um diesen Aufschwung 2023 in einen nachhaltigen Trend zu verwandeln“, prognostiziert der Chefvolkswirt.

Konjunkturzyklus bietet Chancen für aktives Management

Aber was bedeutet die aktuelle wirtschaftliche Situation für die Vermögensverwaltung?

Frédéric Leroux, Carmignac

„Die Rückkehr der Inflation führt zu einer Erholung des Konjunkturzyklus“, so Frédéric Leroux, Head of Cross Asset. „Die gleichzeitige Umkehr verschiedener struktureller Faktoren etwa am Arbeitsmarkt, beim Sparverhalten der Haushalte, der Energiewende oder den Lieferketten wird zu anhaltenden Inflationsraten von über 2 Prozent führen. Dies ermöglicht eine Steigerung der Zinssätze und damit die Rückkehr zur wirtschaftlichen und finanziellen Normalität nach Jahren der Preisverzerrungen im Zusammenhang mit einer übermäßig akkommodierenden Geldpolitik.“

Aus seiner Sicht ermöglicht diese Erholung des Konjunkturzyklus dem aktiven Management ein Comeback, da dieses in der Lage ist, Schwankungen vorwegzunehmen. „Damit werden auch die Möglichkeiten erweitert und diversifiziert“, erklärt Leroux. „Der Schlüssel wird nun darin liegen, die Wendepunkte zu identifizieren. Der bevorstehende Turnaround sollte in erster Linie Wachstumsaktien und Carry-Trades zugutekommen.“

Vorsicht und Liquidität

Rose Ouahba, Carmignac

Da die Geld- und die Fiskalpolitik auf Kollisionskurs liegen, und die Gewinnerwartungen für Unternehmen immer noch zu optimistisch sind, bleiben die Strategen bei Carmignac allerdings auf absehbare Zeit vorsichtig. „Wir halten ein geringes Aktienengagement, ein begrenztes Risikoniveau im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere und einen hohen Anteil an Liquidität in der Patrimoine-Palette“, sagt Anleihechefin und Patrimoine-Fondsmanagerin Rose Ouahba. „Dennoch sind wir jederzeit bereit, unsere Aktien-, Kredit- und Zinsabsicherungen angesichts des extremen Anlegerpessimismus und der sich abzeichnenden ersten Welle eines Inflationsrückgangs zurückzukaufen.“

Doch welche Vermögenswerte erscheinen für den Fall einer Erholung an den Märkten am attraktivsten?

„Nach Jahren der finanziellen Repression werden Wachstumsaktien, Kredite und festverzinsliche Anlagen allgemein wieder attraktiv“, erläutert Ouahba. So bieten die steigenden Zinsen und gestiegenen Spreads an den Anleihemärkten nach einer der größten Krisen der vergangenen Jahrzehnte wieder Chancen, die durch einen aktiven Ansatz am besten ausgenutzt werden können.

Chancen in den Finanz- und Rohstoffsektoren sowie bei Unternehmensanleihen

Die geldpolitische Straffung der Zentralbanken ist aus Sicht der Carmignac-Experten mittlerweile eingepreist. Die Märkte für Unternehmensanleihen weisen ihre schlimmste Baisse seit Jahrzehnten auf, und bieten daher mittlerweile attraktive Bewertungen. Die Renditen im Bereich „High Yield“ befinden sich so auf ganz neuen Niveaus. Die Renditen im Bereich „Investment Grade“ sind heute deutlich höher als im Bereich „High Yield“ vor einem Jahr.


Dies bringe zukünftig Opportunitäten im Bereich Unternehmensanleihen mit sich, sowohl als Kauf- als auch als Verkaufs-Gelegenheiten. Darüber hinaus sehen die Carmignac-Experten viele attraktive Chancen in den Finanz- und Rohstoffsektoren.

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