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Gestiegene Zinsen: Warum Cash trotzdem nicht die Lösung ist

Barmittel und Barmitteläquivalente haben sich in den vergangenen 24 Monaten gut entwickelt und ein diversifiziertes Portfolio aus sowohl Aktien als auch Anleihen übertroffen. Zurückzuführen ist das auf ein Umfeld, in dem es kaum Rückzugsbereiche gab, während der schlimmste Baissemarkt für festverzinsliche Anlagen herrschte. Dieses Phänomen hat möglicherweise auch dazu beigetragen, dass europäische Staaten zuletzt erfolgreich das Sparguthaben der Privathaushalte anzapfen konnten. Aber obwohl es in der Vergangenheit zeitweise einträglicher war, Barmittel zu halten statt Anleihen und Aktien, gilt nach wie vor:
Der Blick zurück ist selten die beste Methode, um sich zukünftige Renditen zu sichern.

Also: Auch wenn es sich vorübergehend lohnen kann, ist es tendenziell weniger lukrativ, Barmittel zu halten.
Cash: Chancen oder Schutz suchen?
Ein Barmittelportfolio stellt vor allem in Zeiten, in denen eine Stagflation – also schwaches Wachstum, steigende Preise und hohe Arbeitslosigkeit – befürchtet wird, einen hochgeschätzten, sicheren Hafen dar. Aber das Timing ist schwierig. Folglich legt die Geschichte – sofern sie einen Anhaltspunkt bieten kann – nahe, dass Anleger besser fahren, wenn sie in ein diversifiziertes Portfolio investieren, das sowohl Aktien als auch Anleihen enthält. Dies trifft selbst dann zu, wenn die Renditen von Barmitteln und Barmitteläquivalenten mindestens so hoch wie die Risikoaufschläge auf Aktien oder die Renditen von Unternehmensanleihen oder längerfristigen Anleihen sind.
Eine Rendite von 4 Prozent in Euro (oder 5 Prozent in US-Dollar) auf eine Anlage in barmittelähnlichen Instrumenten kann verlockend sein. Rational handelnde Anleger sollten jedoch versuchen, über den unübersehbaren und unbestreitbaren Carry hinauszublicken, den solche kurzfristigen Instrumente bieten. Wenn man auf Rendite aus ist, bestehen in verschiedenen Segmenten und Anlageklassen attraktivere Gelegenheiten.
Im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere kann man beispielsweise versuchen, sowohl die Renditekomponente als auch die Kurskomponente zu erfassen. Dies gilt umso mehr, weil das Wiederanlagerisiko real ist in einem Umfeld, in dem sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die US-Notenbank (Fed) wahrscheinlich am Ende ihrer Zinserhöhungszyklen angekommen sind. Deshalb kann man sich zum einen heute schon die Vorteile einer attraktiven Rendite sichern und zum anderen im weiteren Verlauf von niedrigeren Anleiherenditen (die sich positiv auf die Preise solcher Instrumente auswirken) profitieren.
Barmittel als Teil der Lösung
Sich auf schwierigere Zeiten vorzubereiten, bedeutet an den Aktienmärkten, dass man sich festlegt, ob das bevorstehende Umfeld eher von nachlassendem Wachstum oder eher von einer Stagflation, bei der es mehr positive Überraschungen in Sachen Inflation als negative Überraschungen in Sachen Wachstum gibt, geprägt sein wird. Neben der schwierigen Kunst des Timings ist die beste Herangehensweise an ein solches Problem die sogenannte „Barbell“- oder Hantelstrategie, die darin besteht, sowohl in Aktien und Sektoren, die von einer hartnäckigeren Inflation und/oder mehr Rückenwind aus China profitieren würden, als auch in defensive Sektoren oder Aktien zu investieren.
Wie dem auch sei: Barmittel scheinen bei weitem nicht die Antwort zu sein, möglicherweise aber ein Teil davon, da sie die kurzfristigen Risiken mindern und, sobald das Umfeld klarer wird, die Reallokation unserer Anlagen in die vielversprechendste Seite der Hantel vereinfachen.