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Stolls Fonds der Woche Cash ist wieder King

Von in Stolls FondseckeLesedauer: 7 Minuten
Cash und Liquidität
Cash und Liquidität: In turbulenten Marktphasen und Zeiten steigender Zinsen werden Geldmarktfonds wieder interessanter. | Foto: Jessica Hunold erstellt mit Canva

Lange Zeit litten Sparer bei den Zinsen unter absoluter Diätkost. Die Renditen der meisten Geldmarktfonds lagen im negativen Bereich. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen horten Profis und Privatinvestoren allerdings wieder so viel Cash wie lange nicht. Laut einer Analyse der Citigroup flossen allein in den ersten drei Quartalen des laufenden Börsenjahres fast 100 Milliarden Euro aus europäischen Aktienfonds ab. Das war der größte Ausverkauf seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Der Cash-Berg wächst im Gegensatz dazu jede Woche kontinuierlich an.

Die Gründe für die Zurückhaltung am Aktienmarkt liegen auf der Hand. Seit Februar 2022 läuft der Ukraine-Krieg. Der Einmarsch Russlands und die Sanktionen haben große Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft. Die Börsen rund um den Globus sind auf Talfahrt. Die gestiegenen Preise für viele Rohstoffe heizen die Inflation immer weiter an. Experten sehen noch kein Ende der Preisspirale. „War die Inflation historisch wie jetzt über 8 Prozent gestiegen, so dauerte es in der Hälfte der Fälle mehr als zehn Jahre, bis die Teuerung wieder unter die 3-Prozent-Marke gefallen war“, gibt Peter Frech, Fondsmanager bei Quantex zu bedenken.

Die Notenbanken sowohl in den USA als auch in Europa verschärfen indes ihre Geldpolitik und kündigten auf ihren Sitzungen in dieser Woche weitere Zinsschritte für das kommende Jahr an. Denn auch mit den neuesten Werten von über 7 Prozent liegt die Inflation noch deutlich über den Zielvorgaben. Am vergangenen Mittwoch hat die Federale Reserve (Fed) den Leitzins um einen halben Prozentpunkt angehoben, nachdem sie ihn zuvor vier Mal in Folge um je 0,75 Prozentpunkte erhöhte. Der Schlüsselsatz liegt jetzt bei 4,5 Prozent. Obwohl der Schritt so erwartet wurde, reagierte die Wall Street mit Abschlägen. Die US-Wirtschaft steuert einer Ökonomen-Befragung von Reuters zufolge 2023 auf eine Rezession zu. So erwarten rund 60 Prozent der Volkswirte im kommenden Jahr einen Rückgang des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) in zwei oder mehr Quartalen in Folge.

 

Von Tina zu Tara

Weitere Rücksetzer am Aktienmarkt sind daher nicht ausgeschlossen. In die Reihen der Pessimisten reihen sich auch die Experten der amerikanischen Bank Goldman Sachs ein. „Der Markt hat seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht“, warnen die Strategen und raten zu mehr Cash im Portfolio. Die Zeiten, in denen durch die massive Geldschwemme der Notenbanken so gut wie alles nach oben lief, scheinen fürs Erste vorbei.

Und nicht nur das: Zu Aktien gibt es wieder eine Alternative: „Seit der globalen Finanzkrise war Tina (There is no Alternative) eine wesentliche Stütze für Aktien. Angesichts des deutlichen Rückgangs der Realzinsen waren Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren attraktiver, zudem waren die Risikoprämien für Aktien relativ hoch. Gegenwärtig sehen sich die Investoren aber eher mit dem Phänomen Tara (There Are Reasonable Alternatives) konfrontiert, bei dem Anleihen attraktiver erscheinen“, so die Goldmänner.

Das Ende der Zinsdürre

Für Anleger, die aufgrund der undurchsichtigen und schwierigen Marktsituation einen Teil ihres Vermögens derzeit lieber parken wollen, bieten sich Geldmarktfonds oder entsprechende ETFs an, die in liquide Mittel, Geldmarktpapiere oder Anleihen mit kurzen Restlaufzeiten investieren. Meist erheben die Anbieter keinen Ausgabeaufschlag. Die ständige und einfache Handelbarkeit macht die Fonds zu einer flexiblen Geldparkstation. Aufgrund der kurzen Restlaufzeiten weisen sie außerdem nur sehr geringe Kursrisiken auf.

Die Europäische Zentralbank (EZB), die aufgrund ihrer betriebenen Minuszinspolitik in den vergangenen Jahren der größte Gegner von Euro-Geldmarktfonds war, wird nun mit jedem Zinsschritt mehr zum Verbündeten. Auf ihrer gestrigen Sitzung beschlossen die Währungshüter um Notenbank-Chefin Christine Lagarde den Leitzins um 0,50 Punkte auf nunmehr 2,50 Prozent anzuheben.

„Die EZB-Sitzung mit einer Zinsanhebung um 50 Basispunkte war eindeutig von den Falken geprägt. Und die Botschaften waren glasklar: Die EZB rechnet mit einer Rezession in der Eurozone, die Inflationsaussichten wurden deutlich nach oben korrigiert, die Zinssätze müssen deutlich und stetig steigen. Es sind mehrere weitere Anhebungen um 50 Basispunkte zu erwarten – und sie müssen ausreichend restriktiv sein“, kommentieren die Anleihestrategen von M&G den Zinsschritt.

Dreht Lagarde in den kommenden Monaten weiter an der Zinsschraube, schlägt sich das unmittelbar in den Monatsergebnissen von Geldmarktfonds nieder. Im vergangenen Monat war das bereits zu beobachten. So zog beispielsweise der von State Street gemanagte Challenge Liquidity Euro Fund auf Monatssicht um 0,78 Prozent an. Das Anlageziel des Fonds ist Kapitalerhalt und eine Rendite, die sich an kurzfristigen Anlagen am Eurodevisenmarkt und sonstigen festverzinslichen Wertpapieren orientiert.

Quelle Fondsdaten: FWW 2025

Weil das Management bei passiven Produkten wegfällt, sind Geldmarkt-ETFs ultragünstig. So veranschlagt ETF-Anbieter iShares für den iShares Euro Ultrashort Bond ETF lediglich 0,09 Prozent. Die Wertentwicklung des ETFs liegt auf Monatssicht bei 0,29 Prozent. Der Fonds baut den Markit iBoxx EUR Liquid Investment Grade Ultrashort Index nach. Er umfasst festverzinsliche Anleihen mit einer Restlaufzeit von bis zu einem Jahr sowie variabel verzinsliche Wertpapiere mit einer Restlaufzeit zwischen null und drei Jahren.

Geografisch investieren die ETFs meistens in Staatspapiere aus der Eurozone. Neben deutschen Zinspapieren sind das Schuldtitel aus Belgien, Frankreich oder Italien. Sogenannte Overnight ETFs wie der Lyxor Euro Overnight Return ETF oder der Xtrackers EUR Overnight Rate Swap ETF orientieren sich an den Zinssätzen der EZB.

Aktive Fonds mit erweiterten Möglichkeiten

Etwas mehr Spielraum haben Manager aktiver Fonds. So investiert beispielsweise Mauro Valle im Generali Euro Short Term Bonds je nach Marktlage in verschiedene Geldmarktinstrumente wie variabel verzinste Schuldverschreibungen, sogenannte Floater oder in durch Vermögenswerte besicherte ABS-Anleihen. Die Flexibilität verschaffte dem Fonds gegenüber der Konkurrenz in den vergangenen Jahren einen leichten Renditevorsprung. Während die Summe aller Fonds über fünf Jahre mit über 3 Prozent im Minus liegt, ist der Generali-Fonds mit 1 Prozent im positiven Terrain geblieben. Die laufenden Kosten sind mit 0,42 Prozent allerdings deutlich höher.

Quelle Fondsdaten: FWW 2025

„Meiner Ansicht nach sollte die Inflation ab Anfang 2023 zurückgehen. In welcher Geschwindigkeit, bleibt aber ungewiss. Sollte ein deutlich schwächeres Wachstum mit rückläufiger Inflation die EZB dazu zwingen, ihren Zinserhöhungszyklus zu beenden, können sich langfristig orientierte Investoren am kurzen Ende der Kurve interessante Renditen sichern. Im Fall eines Inflationshöhepunkts in den nächsten Monaten und einem anschließenden Rückgang wird die EZB wahrscheinlich weiter die Zinsen anheben“, meint Valle.

 

Tagesgeld für Sparfüchse

Alternativ zum Geldmarktfonds bieten sich Tagesgeldkonten als Cash-Parkplatz an. Auch hier gibt es seit einigen Wochen statt Strafgebühren wieder Zinsen. In der Vergangenheit glänzten vor allem ausländische Direktbanken mit Spitzenkonditionen. Seit dieser Woche gibt es nun bei der ING für Neukunden einen zeitlich beschränkten Sonderzins von 2 Prozent.

Die belgische Tochter der spanischen Banco Santander offeriert mit ihrer neu eingeführten Marke „Suresse Direkt Bank“ in Deutschland einen Zinssatz von 1,7 Prozent ab einer Einlage von einem Euro samt Einlagensicherung bis 100.000 Euro. Wer sein Geld über einen Zeitraum von zwölf Monaten entbehren kann, findet bei der rumänischen Alpha Bank oder der österreichischen Niederlassung der Banco do Brasil über das Portal Zinspilot Sparangebote bis zu 2,85 Prozent.

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