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Aktualisiert am 22.10.2023 - 10:11 Uhrin Kommentare der RedaktionLesedauer: 3 Minuten
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Wachtendorf-Kolumne
Cash-Management: Tagesgeld-Tourismus oder Geldmarktfonds?
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Wachtendorf-Kolumne Cash-Management: Tagesgeld-Tourismus oder Geldmarktfonds?

DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf
Empfindet die meisten Tagesgeld-Angebote deutscher Banken als Frechheit: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf | Foto: DAS INVESTMENT

Was ist frecher? Wenn die größte deutsche Sparkasse Haspa in Hamburg derzeit für Tagesgeld 0,6 Prozent Zinsen gutschreibt und dieses nicht annähernd konkurrenzfähige Angebot als „Verfügbarkeit, die wieder schmeckt“ bewirbt? Oder wenn die VW-Tochter Volkswagen Financial Services Neukunden 3,1 Prozent zahlt und alle Übrigen mit ähnlich läppischen 0,65 Prozent abspeist?

Für betroffene Kunden gibt es nur einen vernünftigen Rat: reagieren. Am besten sofort. Jeder weitere Tag mit 0,6 oder 0,65 Prozent kostet bares Geld, denn auch andere Anbieter haben beim Tagesgeld längst die Drei-Prozent-Marke übersprungen. Ein neues Konto ist online schnell eröffnet, eine alte Verbindung ebenso schnell gekappt. Und ein ehemaliger Volkswagen-Financial-Services-Kunde ist irgendwann auch wieder ein Neukunde.

Ein Spiel, das einem nicht gefallen muss – aber wer sich mit einer an einer Dauer-Beziehung offenkundig nicht interessierten Direktbank einlässt, sollte es konsequent mitspielen. Dazu gehört selbstverständlich auch, geparkte Gelder nach Auslaufen des Bonus-Zinses unverzüglich abzuziehen und neu zu disponieren.

Geldmarktfonds als Alternative zum Tagesgeld-Tourismus

Die Alternative zum Tagesgeld-Tourismus heißt Geldmarktfonds. Dieses im Privatkundengeschäft schon fast totgeglaubte Instrument meldet gerade kräftige Zuflüsse. Zu Recht: Für Inhaber eines Online-Fondsdepots reicht zur Transaktion ein simpler Knopfdruck, der sie unabhängig macht von der erratischen Geschäftspolitik eines Tagesgeld-Anbieters. Steigen nämlich die Leitzinsen, fließt dies in aller Regel sofort in die laufende Verzinsung eines Geldmarktfonds ein.

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Die wiederum ist bei Beträgen von mehr als 100.000 Euro, die bei Tagesgeld-Lockangeboten meist außen vor bleiben, noch genauso hoch. Und weil die Einlagen als Sondervermögen gelten, sind sie auch in dieser Größenordnung wirksam vor einer Insolvenz des Anbieters geschützt. Das erklärt, warum Geldmarktfonds bei Großanlegern selbst in den Nullzins-Jahren nie wirklich out waren.

Gleichwohl kann man auch bei Geldmarktfonds danebengreifen. So spielen die Kosten eine wichtige Rolle – viele Angebote reichen deshalb eben doch nicht an den jeweiligen Tagesgeld-Primus heran. Und auch das Thema Sicherheit sollte niemand vernachlässigen. Zwar besteht heute nicht die Gefahr eines größeren Einbruchs wie in der Finanzkrise, als sich einige Geldmarktfonds als Sammelbecken brandgefährlicher Schrottpapiere entpuppten.

Per se ausgeschlossen sind Verluste jedoch keineswegs: Weist ein Geldmarktfonds derzeit eine deutlich höhere Rendite aus als 3 Prozent, sind sehr wahrscheinlich Unternehmens- oder Bankanleihen an Bord, die unter extremen Bedingungen durchaus platzen können. Reizen zudem die Fondsmanager den ihnen gesetzlich zugestandenen Spielraum bei den Laufzeiten aus, kann dies den Anteilspreis bei weiter steigenden Zinsen ebenfalls kurzfristig ins Minus drücken.

Sowohl in puncto Kosten als auch Risiko auf der sicheren Seite sind Anleger mit einem ETF wie dem I-Shares Euro Government Bond 0-1yr, der per Anfang Mai 2023 eine Effektivverzinsung von 3,01 Prozent ausweist. Darin finden sich ausschließlich kurzfristige Papiere bonitätsstarker Staaten. Indes, allzu weit entfernt ist diese Rendite nicht von dem, was Verwahrstellen wie die Fondsdepotbank ihren Kunden ohnehin schon auf dem Abwicklungskonto zahlen. Ohne einen Cent Kaufspesen oder zusätzliche Gebühr.

Wohin das Pendel auch ausschlägt, eines sollte stets im Blick bleiben: Marktgerecht verzinste Tagesgelder und Geldmarktfonds eignen sich hervorragend, um einen in Kürze benötigten Euro-Betrag zu parken oder vorübergehend etwas Risiko aus dem Aktiendepot zu nehmen. Langfristig können Anleger mit beiden Produkten jedoch nur verlieren.

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