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Tiktok-Trend
„Cash-Stuffing“ – die Generation Z hat Bargeld für sich entdeckt
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Tiktok-Trend „Cash-Stuffing“ – die Generation Z hat Bargeld für sich entdeckt

Was ist Cash Stuffing?
Cash Stuffing: Bargeld Comeback dank Social-Media-Trend | Foto: Pexels/Tima Miroshnichenko

Digital-Nerds dürften sich an den Kopf fassen – Einbrecher dagegen könnten frohlocken: Durch soziale Medien geistert ein neuer Trend, das sogenannte „Cash Stuffing“. Die Verfechter empfehlen, das regelmäßig zufließende Einkommen stets vom Konto abzuheben und als Bargeld bei sich zu Hause zu lagern.

So könnten Menschen, die bisher vor allem mit elektronischer Karte, Smartwatch oder Handy gezahlt haben, wieder überblicken, wie viel Geld ihnen überhaupt zur Verfügung steht. Ein gutes Mittel gegen Geldverschwendung – und ein Weg, um nicht überbordend viele Schulden anzuhäufen.

Was ist Cash Stuffing?

Ausgehend von TikTok zieht Cash-Stuffing seit einigen Wochen Kreise. So präsentieren sich Nutzer in entsprechenden Videos oft mit einem Fächer von Plastikumschlägen. Auf jedem ist gut sichtbar notiert, wofür der Inhalt verwendet werden darf – zum Beispiel für Nahrungsmittel, Freizeit, Auto oder Miete. Einige Cash-Stuffer trennen ihre Bar-Rücklagen auch in monatliche und langfristige Ausgaben.

In den Kurzfilmchen ist oft zu sehen, wie Stapel von Bargeld gezählt und aufgeteilt werden – das sanfte Rascheln der Scheine und Einsortieren in beschriftete Umschläge hat etwas Meditatives. Videos davon kommen aus unterschiedlichen Ländern, darunter Kanada, China – oder auch Deutschland.

 

Eine eigene Kurzrecherche zu dem Thema erweckt den Eindruck, dass das Thema von Männern wie Frauen aufgegriffen wird – dass jedoch die weiblichen Content-Kreatoren bei dem Thema dominieren.

Neben den eigentlichen Finanztipps finden sich auch Bastel-Tutorials, die erklären, wie sich die häufig gezeigten Geldumschläge herstellen lassen. So sind die Cash-Stuffing-Videos nach Botschaft und Aufmachung irgendwo zwischen Finanztipps, praktischer Lebenshilfe und Deko-Ratgeber angesiedelt.

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Cash-Stuffing – verbreitet von Gen Z

Insgesamt verkünden die Cash-Stuffing-Verfechter nichts Neues, erstaunlich erscheint vielmehr ihr Alter: Es treten vor allem Angehörige der Generation Z auf – junge Erwachsene, die beim digitalen Bezahlen Vorreiter sind, wie Umfragen zeigen.

Die Vorliebe für Bargeld wird in Deutschland dagegen vor allem älteren Menschen zugeschrieben. So steht das Cash-Stuffing quer zum Grundtrend. Deutschland gilt in dieser Hinsicht verglichen mit anderen Industrieländern als aufholbedürftig.

Die Corona-Pandemie hat den elektronischen Zahlmethoden zwar auch hierzulande einen Schub verliehen: Das kontaktlose Bezahlen wurde als hygienisch angepriesen, die Lockdowns brachten dem gesamten digitalen Handel zudem eine Sonderkonjunktur.

Zusätzlich wird das Netz der Geldautomaten löchriger: 2021 ging ihre Zahl laut Bundesbank um 1.034 auf 21.582 zurück, neuere Zahlen sind bislang nicht verfügbar. Für Banken ist der elektronische Zahlungsverkehr günstiger: Kosten für Herstellung, Transport und Lagerung von Scheinen und Münzen fallen weg.

Dennoch bleibt Bargeld weiter populär. Laut einer Erhebung der Bundesbank zahlten Privatpersonen 2021 hierzulande in 58 Prozent aller Fälle Waren und Dienstleistungen mit Bargeld. 30 Prozent des Umsatzes an Ladenkassen werden in bar erwirtschaftet.

Und wo Geldautomaten fehlen, weil Banken ihr Filialnetz ausdünnen, greifen Bundesbürger zunehmend auf die Bar-Auszahlung an Supermarktkassen zurück. Im Schnitt tragen Bundesbürger 100 Euro in Scheinen und Münzen im Portemonnaie mit sich.

Bundesbank will an Bargeld festhalten

Die Bundesbank unterstützt diese Vorliebe: „Für die finanzielle Teilhabe aller Menschen in unserer Gesellschaft ist Bargeld wichtig, heißt es in ihrem Monatsbericht von Januar 2023. In Not- und Krisenfällen sei Bargeld „das einzige kurzfristig verfügbare Zahlungsmittel“.

Im gesamten Eurosystem setze man sich dafür ein, „dass die Euro-Banknoten und -Münzen auch in Zukunft als Zahlungs- und als Wertaufbewahrungsmittel weithin verfügbar sind und allgemein akzeptiert werden.“

Die Gemeinde der hiesigen Cash-Stuffer dürfte diese Position begrüßen. Auch wenn es bei den TikTok-Tipps  weniger um die Sorge geht, in etwaigen Krisen nicht liquide zu sein. Als vielmehr um eine praktische Krücke: Virtuelle Transaktionen, so die Botschaft, laden eher zur Verschwendung ein.

Ist das Geld dagegen sicht- und greifbar – und nach seiner Bestimmung aufgeteilt –, hilft das manchem, einen gesunden Umgang damit zu finden.

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