Ark Invest Treffen mit Cathie Wood: Wer bei ihr investiert, braucht Nerven aus Stahl
Zwei Teslas besitzt Cathie Wood – ein Model 3 und ein Modell S. Tolle Autos seien das, so robust, dass sie damit kaum zur Wartung müsse. Und seit dem letzten Update sei das autonome Fahren sogar noch ein Stückchen besser, schwärmt sie. Fast so, als würde sie über eines ihrer Investments sprechen. Wobei: Tut sie ja auch. Schließlich setzt kaum eine Investorin so konsequent auf die Aktie des Elektroautobauers wie Catherine Wood, ihres Zeichens Gründerin und Investmentchefin des Vermögensverwalters Ark Invest.
Mit ihren aktiv gemanagten ETFs und dem kompromisslosen Fokus auf disruptive Technologien hat die 68-jährige Amerikanerin Kultstatus erreicht. Nun ist sie für ein paar Tage in Europa unterwegs, um den Start von drei Ark-ETFs in Deutschland zu begleiten. Los ging es in London, dem Sitz von Ark Invest in Europa. Es folgten zwei Tage in Deutschland, wo sie unter anderem Investoren traf und auch Feri in Bad Homburg besuchte.
Zwischendurch gibt es ein kurzes Treffen mit der Presse in einem Frankfurter Luxushotel, auch mit DAS INVESTMENT. Während leichte vegetarische Kost und Gemüsesuppe mit Spargel und Kartöffelchen serviert werden, steht sie 90 Minuten Rede und Antwort. Und eröffnet das Gespräch gleich mit einer Richtigstellung: Sie werde oft als Themeninvestorin bezeichnet, erklärt sie. „Aber wir bieten keine Themenfonds. Wir investieren in Innovation und Disruption.“ Ist das also auch geklärt.
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Zwei Teslas besitzt Cathie Wood – ein Model 3 und ein Modell S. Tolle Autos seien das, so robust, dass sie damit kaum zur Wartung müsse. Und seit dem letzten Update sei das autonome Fahren sogar noch ein Stückchen besser, schwärmt sie. Fast so, als würde sie über eines ihrer Investments sprechen. Wobei: Tut sie ja auch. Schließlich setzt kaum eine Investorin so konsequent auf die Aktie des Elektroautobauers wie Catherine Wood, ihres Zeichens Gründerin und Investmentchefin des Vermögensverwalters Ark Invest.
Mit ihren aktiv gemanagten ETFs und dem kompromisslosen Fokus auf disruptive Technologien hat die 68-jährige Amerikanerin Kultstatus erreicht. Nun ist sie für ein paar Tage in Europa unterwegs, um den Start von drei Ark-ETFs in Deutschland zu begleiten. Los ging es in London, dem Sitz von Ark Invest in Europa. Es folgten zwei Tage in Deutschland, wo sie unter anderem Investoren traf und auch Feri in Bad Homburg besuchte.
Zwischendurch gibt es ein kurzes Treffen mit der Presse in einem Frankfurter Luxushotel, auch mit DAS INVESTMENT. Während leichte vegetarische Kost und Gemüsesuppe mit Spargel und Kartöffelchen serviert werden, steht sie 90 Minuten Rede und Antwort. Und eröffnet das Gespräch gleich mit einer Richtigstellung: Sie werde oft als Themeninvestorin bezeichnet, erklärt sie. „Aber wir bieten keine Themenfonds. Wir investieren in Innovation und Disruption.“ Ist das also auch geklärt.
Der Aufstieg von Ark Invest
Cathie Wood arbeitet schon ihr gesamtes Leben in der Investmentbranche, hatte Stationen bei der Capital Group und in leitender Funktion bei Alliance Bernstein. 2014, im Alter von 58 Jahren, schmeißt sie hin und steigt mit ihrer neugegründeten Investmentgesellschaft Ark Invest noch einmal selbst in den Ring.
Und sie beweist zunächst einen guten Riecher: Früh setzt sie auf Wachstumswerte wie den Bitcoin, Tesla, Netflix und Block. Cathie Wood wurde mit Mut, einem unerschütterlichen Innovationsglauben und auch umstrittenen Thesen zum Star der Wall Street. Den Bitcoin sieht sie langfristig etwa bei 1,5 Millionen US-Dollar. Das verwaltete Vermögen ihrer aktiv gemanagten Ark-ETFs erreicht 2021 den vorläufigen Höhepunkt bei 50 Milliarden US-Dollar.
Mittlerweile sind es 25,6 Milliarden übrig. Der anfängliche Hype ist spürbar abgekühlt, allein in diesem Jahr haben Anleger 2,2 Milliarden US-Dollar abgezogen. Lediglich der neue Bitcoin-ETF ist auf Wachstumskurs, sammelte bislang drei Milliarden ein. Klar ist: Die Wachstumsstory soll weitergehen – und neue Anleger sollen auch aus dem alten Kontinent kommen.
Cathie Wood drängt nach Europa
Im vergangenen September übernahm Cathie Wood den auf Themenfonds spezialisierten Anbieter Rize ETF. Nun hat sie einige der Ark-ETFs, die bereits seit 2014 in den USA erhältlich sind, vergangene Woche auch nach Europa gebracht. Auch deutsche Kunden können nun in drei der aktiv gesteuerten Disruptions-ETFs investieren, und zwar in den
- Ark Innovation Ucits ETF
- Ark Genomic Revolution Ucits ETF und den
- Ark Artificial Intelligence & Robotics Ucits ETF.
Alle Ark-ETFs kosten eine Jahresgebühr in Höhe von 0,75 Prozent.
Doch warum jetzt der Schritt nach Europa? „Wir sehen hier einen Wachstumsmarkt für aktive ETFs“, sagt Wood. „Die Nachfrage ist groß, viele Anleger wollen in unsere Fonds investieren.“ So würden laut Wood etwa 20 bis 25 Prozent der Zugriffe auf die Research-Artikel und Newsletter von Ark Invest aus Europa stammen - dabei waren die Fonds bislang nur in den USA und Japan erhältlich.
Das Research ist das Herzstück von Ark Invest. Ein 15-köpfiges Team fokussiert sich auf fünf Schlüsselbereiche: Künstliche Intelligenz, Robotik, Genom-Editierung, Energiespeicherung und Blockchain.
Bei der Bewertung hilft ein Scoring-System mit sechs Kriterien. Neben quantitativen Kennzahlen wie dem Marktpotenzial sind für Wood auch weiche Faktoren entscheidend: „Das Management und die Unternehmenskultur sind das A und O“, sagt die Ark-Gründerin. „Wir wollen visionäre, mutige Chefs, die bereit sind, gegen den Strom zu schwimmen und auch mal Risiken einzugehen. Die kurzfristigen Investoren auch mal die Stirn bieten.“
Ihr Anspruch: Die nächsten großen Marktführer frühzeitig identifizieren und längerfristig von deren exponentiellem Wachstum profitieren. „Wir investieren nicht nur in Unternehmen, sondern auch in die Analyse von Technologien“, bringt es Wood auf den Punkt.
Verliebt in die Tesla-Aktie
Wo wir wieder bei Tesla wären. Das Elektroauto-Unternehmen ist die mit Abstand größte Position in den ETFs ihrer Gesellschaft Ark Invest und macht rund ein Zehntel des Fondskapitals aus. Das liege nicht nur am Potenzial, das sie in selbstfahrenden Robo-Autos sieht. Sondern auch und vor allem an Gründer Elon Musk.
Wenn Wood einen der Chefs der Magnificent 7 als Berater einstellen müsste, würde die Wahl ganz klar auf ihn fallen: „Von allen CEOs, die ich je getroffen haben, ist Elon der beeindruckendste Visionär." Er sei ein „Mann der Renaissance“, sagt sie. Zu deutsch: Ein Mann vom Schlag eines Leonardo Da Vinci oder Nikolaus Kopernikus. Letzterer wurde auch zu Lebzeiten angefeindet, heute gilt er als einer der schlausten Köpfe der Geschichte.
Wood traut dem Elektroautopionier zu, den globalen Pkw-Markt in den kommenden fünf Jahren komplett auf den Kopf zu stellen. „Tesla ist dabei, die Kosten drastisch zu senken - auf 25.000 Dollar pro Fahrzeug. Damit werden Elektroautos auch für die breite Masse erschwinglich“, so die Ark-Chefin. Hinzu komme die Vision autonomer „Robotaxis“, die laut Wood zum nächsten großen Geschäftsfeld für Tesla werden. „Selbstfahrende Autos sind das größte KI-Projekt aller Zeiten.“ Ein Milliardengeschäft, das man als Investor nicht verpassen dürfte.
Damit positioniert sich Ark Invest konträr zum übrigen Kapitalmarkt. Der Aktienkurs von Tesla hat sich in den vergangenen zwei Jahren nahezu halbiert. Für Wood sind das Rücksetzer, die sie für Nachkäufe nutzt. Zuletzt im April für beinahe 100 Millionen US-Dollar. Sollte Musk seine Visionen in die Tat umsetzen können, sieht Wood den fairen Wert der Tesla-Aktie bei 2.000 US-Dollar. Derzeit notiert sie bei 161 US-Dollar. Doch auch wenn es mit den Robotaxis nicht klappe, sei sie optimistisch: 600 US-Dollar seien dann immer noch drin.
Wood sieht die Probleme bei Tesla längst überwunden - im Gegensatz zu vielen anderen Tech-Konzernen. Vor allem mit Apple, lange Zeit Musterschüler der Technologiebranche, geht sie hart ins Gericht. „Apple war mal innovativ, ist aber viel zu träge und abhängig vom iPhone geworden“, sagt die Ark-Chefin. Auch Microsoft, die Lieblingsaktie vieler Portfoliomanager, sei weit entfernt davon, ein Disruptor zu sein.
Dass ihr Bauchgefühl bisweilen auch trügt zeigt die Chip-Aktie Nvidia, einer der wesentlichen Kurstreiber der vergangenen Monate. Wood erkannte zwar früh das revolutionäre Potenzial, „als noch jeder dachte, Nvidia sei einfach eine Gamingfirma“ – allerdings verkaufte sie ihre Anteile im vergangenen Jahr, bevor die große Rally begann. Allein in diesem Jahr hat die Aktie um 65 Prozent zugelegt.
Das sagen Scope und Morningstar zu den Ark-ETFs
An Selbstvertrauen scheint es Wood nicht zu mangeln, auch wenn man sie auf die durchwachsene Performance ihrer ETFs anspricht. Während der Ark Innovation ETF, das Flaggschiff der ETF-Reihe, in den Jahren 2020 und 2021 eine deutliche Outperformance generieren konnte, folgte 2022 mit der Zinswende der jähe Absturz. „Im vergangenen Jahr waren wir mit einem Plus von 68 Prozent deutlich besser als der Nasdaq. Auch wenn wir aktuell etwas diversifizieren, bleiben wir unseren Positionen treu“, betont Wood.
„Wir werden unseren Investmentstil nicht ändern. Wir investieren ausschließlich in disruptive Innovation.“ Der Preis dafür sei eine hohe Volatilität, die man als Anleger aushalten müsse.
Investments in die Ark-Fonds sind nichts für schwache Nerven. Das bestätigt auch die Ratingagentur Scope, die in einer aktuellen die neu in Europa aufgelegten Ark-ETFs genauer unter die Lupe genommen hat. Das Flaggschiff Ark Innovation etwa erregte in den USA mit extremen Kursschwankungen viel Aufsehen: Innerhalb von elf Monaten gelang es Wood nach dem Corona-Crash 2020, den Anteilswert zu vervierfachen. 2022 dann jedoch die Kehrtwende: Der ETF verlor zwei Drittel seines Wertes. Über den jüngsten Fünf-Jahres-Zeitraum machte der Fonds insgesamt nur einen leichten Gewinn.
Auch der zweite ETF, der Ark Genomic Revolution, weise laut Scope eine viel höhere Volatilität als der Marktdurchschnitt auf. Auf fünf Jahre betrachtet schrieb er sogar Verluste. Einzig der dritte, speziell für Europa konzipierte Ark Artificial Intelligence & Robotics ETF konnte in den Vorläuferstrategien gute Gewinne erzielen.
Insgesamt kommt Scope zu dem Schluss: Die Wood-Fonds sind eine riskante Anlageklasse mit enormem Renditepotenzial, aber auch großen Unwägbarkeiten.
Unrühmlicher fiel das Feedback von Morningstar aus. Hier wurden die Ark-Fonds zum größten Vermögensvernichter der vergangenen zehn Jahre gekürt, die Verluste der Anleger werden auf 14,3 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Es braucht „einen langen Atem“
Dass ihre ETFs eine volatile Angelegenheit seien, dazu steht Wood. In Disruptionen zu investieren erfordere „viel Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz und einen langen Atem.“ Sie blicke nicht von Quartal zu Quartal, sondern nehme Fünf-Jahres-Zeiträume in den Blick.
„Innovation löst Probleme“, diesen Satz lässt sie mantraartig während des Gesprächs immer wieder fallen. Nur um dann nachzuschieben: „Und davon haben wir auch im Jahr 2024 nicht zu wenige.“
Ein Parcoursritt von Kopernikus bis zu Roboterautos in 90 Minuten. Cathie Wood überzieht sogar noch ein paar Minuten, um alle Fragen zu beantworten. Dann geht es weiter, nächster Termin. Das Hotelpersonal räumt ihre kaum angerührten Teller unauffällig weg.