Am 5. Februar 2024 ist die Berlin Fashion Week gestartet. In der Modebranche zu arbeiten, ist für viele ein Traum. So unterschiedlich ihre Wege zum Erfolg und ihre Arbeit auch sein mögen; Coco Chanel, Jil Sander und Philipp Plein haben es in den Modeolymp geschafft.
„Book of Finance“-Macherin Celine Nadolny hat sich die Biografien der drei Modegrößen durchgelesen und rezensiert sie für uns in diesem Beitrag.
1. Biografie „Die Kunst Chanel zu sein“
„Die Kunst Chanel zu sein“ von Paul Morand ist eine der wenigen Biografien, die ich bislang gelesen habe. Aber Coco Chanel hat mich irgendwie schon mein ganzes Leben lang fasziniert. Und damit meine ich ausdrücklich nicht die Marke, sondern die Person dahinter. Denn Coco war eine der ersten Unternehmerinnen, die sich ein Weltimperium zu Zeiten schuf, in denen Frauen ihren Mann bei Kontoeröffnungen noch um Erlaubnis bitten mussten.
Eine durchaus spannende Zeit, in der sie sich mit eiserner Disziplin durchsetzen konnte. Ihre Kindheit verbrachte Gabrielle Chanel alias Coco als Halbwaise bei ihren Tanten in der Auvergne, bis sie davonlief. Am Ende legte der wohlhabende Engländer Boy Capel, mit dem sie zusammen war, den Grundstein für ihre spätere Karriere als Unternehmerin: Er finanzierte ihr ihren ersten Hut-Salon in der Rue Cambon in Paris vor.
Es dauerte keine 15 Jahre, bis Coco ein Modeimperium aufgebaut hatte, das auch nach dem Zweiten Weltkrieg und einem großen Comeback bis heute besteht.
Einfachheit war für sie nicht nur der Schlüssel jeder wahren Eleganz, sondern auch ein Ausdruck von Perfektion. Sie wusste, worauf es ankommt. Zwar hatte sie es nicht immer leicht, dennoch bietet sie uns mit dieser Biografie eine Vielzahl von spannenden Einsichten in ein bewegtes Leben.
Coco Chanel war die gelebte Emanzipation. Sie erfand das kleine Schwarze, schnitt alte Zöpfe ab und lebte vor, dass es großen Spaß bereiten kann, selbst Geld zu verdienen und tüchtig zu sein.
„Ich habe dem Körper der Frau seine Freiheit wiedergeben.“ Coco Chanel
Emanzipation und Eleganz gehören für sie untrennbar zusammen. „Ich war die erste, die so gelebt hat, wie es dem Jahrhundert angemessen war“, soll sie gesagt haben. Bis heute ist ihr Stil in der Mode ihrer Marke erhalten geblieben und auch das legendäre Parfum Chanel N° 5 wird wohl noch Jahrzehnte überdauern. Die damals verbreiteten Korsetts, Rüschen und aufwändigen Frisuren der Damenwelt entsprachen nicht ihrem Geschmack und erst recht nicht ihrem Weltbild.
2. Biografie „Philipp Plein“
„Philipp Plein“ von Tobias Bayer bietet einen faszinierenden Einblick in das Leben und die Karriere des deutschen Modedesigners Philipp Plein.
Dieser hat im Grunde aus dem Nichts ein beeindruckendes Modeimperium aufgebaut und mit verschiedenen Aktionen immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Man muss den Charakter Philipp Plein beziehungsweise seine Außendarstellung nicht unbedingt mögen, um Gefallen an diesem Buch zu finden. So oder so wird man interessante Insights aus einer Branche erhaschen, die zumindest aus Business-Perspektive allzu häufig verschlossen agiert.
Der Autor stellt Philipp Plein auch nicht gezielt positiv oder negativ dar. Vielmehr nimmt er aus meiner Sicht eine neutrale Beobachter-Perspektive ein und bringt diese auch zu Papier. Somit können die Leser sich aufgrund der Fragmente des bewegten Lebens des Modedesigners selbst ihre Meinung bilden. Tobias Bayer selbst ist ein erfahrener Modejournalist. In diesem Buch präsentiert er nicht nur eine detaillierte Chronik von Philipp Pleins beruflichem Erfolg. Sondern er gewährt auch mitunter intime Einblicke in dessen persönliches Leben.
Sowohl über seine Beziehungen, seine Kinder, als auch sein Elternhaus wird teilweise pikant ehrlich berichtet. Deshalb würde ich den Untertitel des Buches auch ein Stück weit entschärfen. Denn „Aus dem Nichts zum Modeimperium“ suggeriert für mich eine ähnliche Lebensgeschichte, wie sie Sophia Amoruso in #Girlboss hingelegt hat. Philipp Plein hat aber zumindest mit Blick auf sein Elternhaus und seine Bildung ganz und gar nicht im „Nichts“ angefangen. Stattdessen hatte er hervorragende Startbedingungen, um als Unternehmer erfolgreich zu werden.
3. Biografie „Jil Sander"
„Jil Sander“ von Maria Wiesner ist eine faszinierende und tiefgehende Biografie über die herausragende Modedesignerin, die die Modebranche Deutschlands revolutionierte.
Das Buch gewährt einen Einblick in das Leben und Werk von Jil Sander, einer Frau, die sich in einer Zeit, in der Frauen noch eingeschränkte Rechte hatten, nicht nur als Modedesignerin etablierte, sondern auch als Pionierin im Unternehmertum.
Besonders positiv ist mir dabei direkt der Untertitel des Buches aufgefallen: „Eine Annäherung …“. Nachdem ich es genüsslich gelesen habe, kann ich zwar nachvollziehen, weshalb die Autorin diesen Untertitel gewählt hat, muss dem aber hinzufügen, dass es eine sehr gelungene Annäherung geworden ist.
Man spürt direkt, dass in diesem Buch unglaublich viel Recherche steckt. Maria Wiesner hat umfangreiche Gespräche mit ehemaligen Mitarbeitern, Weggefährten, Modeexperten und anderen Brancheninsidern geführt, auch weil Jil Sander sehr darauf geachtet hat, was von ihr öffentlich bekannt wurde und was eben auch nicht. Der Schreibstil der Autorin zeigt Respekt und Bewunderung für Jil Sander und ihre zweifelsfrei bahnbrechenden Beiträge zur Modewelt, aber auch ihre Vorreiterrolle als starke Frau in einer männerdominierten Unternehmerwelt.
Die Biografie gliedert sich in verschiedene Abschnitte, die die wichtigen Stationen im Leben und der Karriere von Jil Sander beleuchten. Beginnend mit ihrer Kindheit in Norddeutschland, wird der Leser durch die siebziger, achtziger und neunziger Jahre und bis ins neue Jahrtausend geführt. Dabei werden nicht nur die beruflichen, sondern auch persönliche Aspekte beleuchtet, die Jil Sander zu der Person gemacht haben, die sie ist.
