DAS INVESTMENT Academy: Celine, wie bist du zum Thema Finanzen gekommen?

Celine: Tatsächlich über ein Buch – wie könnte es anders sein. Ich hatte schon immer viel gelesen und das ist auch niemandem in meinem Umfeld verborgen geblieben. Während eines Praktikums bekam ich dann mit 16 Jahren mit Rich Dad Poor Dad von Robert T. Kiyosaki mein erstes Finanzbuch geschenkt.

Rückblickend hat dieses Buch mein Leben verändert.

Zuvor hatte ich vor allem Thriller, Romane und Krimis gelesen. Nun aber las ich über Themen wie Finanzen, Steuern und Unternehmertum, über die mir in der Schule rein gar nichts erzählt wurde. Mein Wissensdurst war geweckt und ein Buch folgte auf das nächste. Immer mehr Fragen kamen auf, immer mehr konnte ich mir selbst erarbeiten und beantworten.

Ich verstand recht schnell, dass wir uns alle irgendwann mit unseren Finanzen beschäftigen müssen, ob wir wollen oder nicht. Je länger wir das Thema vor uns herschieben, desto unschöner kommt es auf uns zurück.

 

Wann und wie hast du angefangen, Book of Finance beruflich zu verfolgen?

Celine: Book of Finance habe ich im Juni 2019 als reinen Sachbuchblog gegründet. Ich selbst hatte im Netz ständig nach neuen Büchern gesucht, da die zumeist recht überschaubare Finanzbuchabteilung in den Büchereien längst nicht mehr ausgereicht hatte. Was ich aber fand waren viel zu häufig die gleichen Werke, die ich ohnehin gelesen hatte oder aber so grausame Self-Publishing-Bücher, die mich an der Ehrlichkeit und Kompetenz der Rezensenten haben zweifeln lassen. So kam dann irgendwann der Gedanke auf, exakt eine Plattform aufzubauen, die ich mir selbst immer gewünscht hätte:

Ein großes Sammelsurium aus inspirierenden Werken, ehrlich und fundiert bewertet mit regelmäßig neuen Updates.

Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich bereits über 350 Sachbücher verschlungen, aber das war eben erst der Start von Book of Finance. Heute sind es gut doppelt so viele Bücher und mittlerweile über 350 ausführliche Rezensionen auf meiner Homepage. 

 

Nachdem ich gespürt habe, dass mein Herz vielmehr für mein Projekt als für meinen damaligen Hauptjob schlug und sich auch die Lernkurven nicht einmal ansatzweise miteinander vergleichen ließen, wagte ich den Absprung und kündigte im März 2021 meinen Job und betrieb Book of Finance ab diesem Punkt in Vollzeit.

Am Anfang war es finanziell sicherlich nicht einfach, aber ich habe es mit Kreativität, Durchhaltevermögen und Ehrlichkeit geschafft, etwas aufzubauen, was nun zu einem kleinen Unternehmen gereift ist.

Wie viele Bücher liest du in der Woche und aus welchen Bereichen?

Celine: Das ist ganz unterschiedlich. Im Schnitt sind es etwas mehr als zwei Bücher pro Woche. Diese kommen mittlerweile aus verschiedenen Bereichen. Schon dem Namen nach standen am Anfang noch eher Finanzbücher im Fokus.

Mittlerweile lese ich aber auch immer mehr Bücher über Persönlichkeitsentwicklung, Unternehmertum, manchmal sogar Ernährung und Schlaf. Bei Book of Finance soll es schlichtweg darum gehen, das eigene Potenzial zu entfalten und da ist das Thema Finanzen nur ein kleiner Teil.

Nach welchen Kriterien wählst du die Bücher aus, die du rezensierst? 

Celine: Das ist ganz unterschiedlich. Mittlerweile bekomme ich dutzende Bücher die Woche zugeschickt: von Followern, Verlagen, Unternehmen und Autoren. Die meisten senden diese Personen logischerweise in der Hoffnung, dass ich dazu eine Rezension schreiben würde oder es zumindest in der Story erwähne.

Welches Buch ich als nächstes lese, entscheide ich aber dann vielmehr danach:

  • welches Thema mich gerade interessiert,
  • welches Buch ich für Kooperationspartner oder Kunden zeitnah rezensieren soll oder
  • was gerade häufig diskutiert wird.
 

Welches sind deine drei Lieblingsfinanzbücher des vergangenen Jahres?

Celine: Im Jahr 2022 habe ich tatsächliche eine ganze Reihe toller neuer Finanzbücher lesen dürfen. Meine Top-3 wären, ohne eine Wertung über die Reihenfolge vornehmen zu wollen:

1. „Über die Gier, die Angst und den Herdentrieb der Anleger“ 

Autor Pirmin Hotz nimmt kein Blatt vor den Mund über die Irrwege, auf denen sich weite Teile der Finanzbranche bewegen. Er lässt kein gutes Haar an vermeintlichen Experten und Expertinnen oder pseudo-wissenschaftlichen Strategien, die schon fast religiöse Züge annehmen. Dabei belegt er all seine Ausführungen doppelt und dreifach. Unterm Strich erfahren wir, welche Anlagestrategien wirklich empfehlenswert sind und können uns von all der Verunsicherung, die immer wieder bereitwillig an den Märkten gestreut wird, distanzieren.

Ein Auszug aus dem Buch: „An unseren Schulen und Universitäten wird der professionelle Umgang mit Geld immer noch stiefmütterlich behandelt. Maturanden und Studenten erhalten zwar eine umfassende Schulung in Trigonometrie oder lernen die Geschichte der alten Griechen und Römer, von Vermögensanlagen haben sie aber kaum eine Ahnung. Spätestens, wenn eine Erbschaft ansteht, werden diese anlagetechnischen Analphabeten zu einem gefundenen Fressen für unseriöse Finanzberater.“ Pirmin Hotz

2. „Datev Arbeitnehmerscout: Ihr privater Finanzplaner

Die Zielgruppe dieses Rundum-Ratgebers sind eigenverantwortliche Menschen, die nicht blind auf die Aussagen und Thesen der vermeintlichen Expert:innen vertrauen und stattdessen ihre Finanzen selbst organisieren wollen. Thematisch deckt dieses mit über 500 dünnen Seiten – ähnlich einem Gesetzbuch – sehr umfangreiche Werk allerlei spannende Bereiche ab.

Die folgenden drei großen Themenblöcke sind dabei:

  1. Absicherung
  2. Vorsorge
  3. Familie, mit dem zusätzlichen Sonderthema: steuerliche Optimierung von Abfindungen

Ein Auszug aus dem Buch: „Wir alle stehen von Beginn des Berufslebens an vor der Frage, wie wir uns absichern und für den Ruhestand vorsorgen wollen. Und viele von uns haben dabei bereits Erfahrungen mit Verkäufern von Finanzprodukten gesammelt, die weniger die Kundenbedürfnisse als eigene Provisionsinteressen im Auge hatten.“ Reinhard Gabler 

 

3. „Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest: Der entspannte Weg zum Vermögen" 

Nein, dies ist nicht das einzige Buch, das man über Finanzen lesen sollte. Es ist nur ein süffisanter Seitenhieb auf all die vermeintlichen Experten, die meinen, „den einen Ring gefunden zu haben, sie alle zu knechten“. Es ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Lehren der Finanzwelt in angenehmer Verpackung für Einsteiger:innen. In der Tiefe kommt das Buch von Thomas Kehl und Mona Linke nicht ganz an Gerd Kommer heran. In der inhaltlichen Breite hat es etwas mehr zu bieten als Jessica Schwarzers Werke. Es hat aber nicht den gleichen Charme und reiht sich demnach zwischen diese beiden ebenfalls sehr empfehlenswerten Bücher für Finanzwelt-Einsteiger:innen ein. In diesem Buch geht es um den entspannten Weg zum Vermögen und zwar wissenschaftlich fundiert. 

 

Ein Auszug aus dem Buch: „Ich selbst hatte vor vielen Jahren eine Phase, in der ich einzelne Aktien gekauft und wieder verkauft habe. Das war, bevor ich mich überhaupt mit dem passiven Investieren beschäftigt und mir einige der wissenschaftlichen Studien angesehen habe, die zu dem Thema existieren und allesamt dieselbe These untermauern: Auf einzelne Aktien zu setzen, ist vertane Liebesmüh. So habe ich auch schnell davon abgelassen.Thomas Kehl

Wie ist deine Einstellung zum Investieren und welche Rolle spielt Geld für dich?

Celine: Für mich ist Investieren zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden. Jeden Monat investiere ich einen stetig wachsenden Betrag breit gestreut am Kapitalmarkt.

Geld an sich bleibt für mich aber stets Mittel zum Zweck und sollte auch niemals zum Fokus des eigenen Handels werden. Geld war für mich nie primärer Antrieb. Ich habe auch noch keinen Menschen gesehen, dessen primärer Antrieb Geld war und der auf mich auch nur einen ansatzweise ausgeglichenen oder gar glücklichen Eindruck gemacht hätte.

Das heißt nicht, dass ich naiv in den Tag hineinleben würde und Geld keinen Wert beimesse, ganz im Gegenteil. Ich achte sehr darauf, bewusst zu konsumieren und mein hart verdientes Geld nicht zum Fenster rauszuschmeißen. Für mich ist jeder Euro in meiner Tasche am Ende ein Stück Freiheit: Freiheit, mich so in die Gesellschaft einbringen zu können, wie ich es immer wollte und meine Entscheidungen zumindest in Ansätzen losgelöst von Ort, Zeit und Personen treffen zu können.

Ich beschäftige mich auch nicht dauerhaft mit meinen Investitionen, sondern habe verstanden, dass man am Kapitalmarkt entgegen den sonstigen Lebensumständen eher für Passivität anstatt für Aktivität belohnt wird.

 

Meine Zeit stecke ich heute viel lieber in meine Projekte, mit denen ich das Leben von anderen Menschen versuche, ein Stück weit besser und damit – vielleicht in jugendlicher Naivität – die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Gib und dir wird gegeben ist eines meiner Lebensmottos und in diesem Sinne versuche ich aufrichtig zu geben. So fließt auch ein großer Teil meiner Einnahmen stets in gemeinnützige Projekte und wird nicht verkonsumiert. Zuletzt habe ich mich beispielsweise als Herausgeberin an einem ehrenamtlichen Buchprojekt „Für Tieftaucher“ beteiligt, bei dem alle Einnahmen für Jugendliche und deren Entwicklung gespendet wird.

Für was würdest du dich entscheiden: Nie wieder reisen oder nie wieder ein Buch lesen?

Celine: So verrückt es klingt, aber nie wieder reisen. Ich liebe es zwar unendlich zu reisen und wer mich kennt weiß, dass ich beinahe das ganze Jahr in der Welt unterwegs bin. Dennoch muss ich sagen, dass ich das Lesen niemals aufgeben wollen würde. Gerade im Bezug auf das Reisen muss ich sogar hinzufügen, dass ich auch über meine Bücher in gewisser Weise vermag zu reisen. Ich kann beim Lesen nicht nur an mir völlig fremde Orte reisen, sondern auch durch die Zeit, in die Köpfe und Herzen anderer Menschen, in Situationen, in denen ich mich noch nie befunden habe und auch solche, in denen ich wahrscheinlich niemals stecken werde. Die Welt der Literatur ist schier unbegrenzt.

Albert Einstein soll einmal gesagt haben „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“ Eben jene Phantasie wird in Bücher zu Papier gebracht. Und wenn ich den lieben Einstein dann auch noch ergänzen darf: Ich bin der festen Überzeugung, dass auch eine Büchereule wie ich niemals auch nur ansatzweise einen signifikanten Teil des verfügbaren Wissens aufsaugen könnte. Somit ist auch diese Perspektive in der Literatur für mich unbegrenzt.

Zu guter Letzt weiß ich mittlerweile, dass ich die Summe all meiner über 700 gelesenen Bücher bin und möchte keines von ihnen missen, denn aus jedem einzelnen durfte ich für mein Leben dazulernen.

 

Was würdest du nehmen: Eine Million Euro auf die Hand oder einen immateriellen Wunsch für dein persönliches Leben, der auf jeden Fall in Erfüllung geht?

Celine: Obwohl Geld mit Abstand nicht alles ist im Leben, würde ich dennoch die Million Euro nehmen. Ganz einfach, weil ich bereits alles andere im Leben habe:

  • Ich habe vor mehr als acht Jahren die Liebe meines Lebens kennenlernen dürfen. Ende vergangenen Jahres haben wir uns verlobt. In zwei Jahren werden wir unsere ganz persönliche Traumhochzeit feiern.
  • Ich habe eine wundervolle Familie, mit großartigen Geschwistern, auf die ich mich immer verlassen kann. Auch um meine Eltern, Schwiegereltern und Großeltern bin ich zu beneiden.
  • Ich habe einen Beruf gefunden, in dem ich meine beiden größten Leidenschaften problemlos vereinbaren kann: das Lesen und das Reisen.
  • Und auch wenn ich in meinem jungen Leben schon unendlich viel Abgründe erleben durfte, habe ich dennoch nie mein Lächeln verloren.

Der einzig immaterielle Wunsch, der mich überzeugen könnte, wäre Gesundheit und ein langes Leben für all die wundervollen Menschen auf dieser Welt – von denen ich Gott sei Dank schon einer ganzen Reihe begegnen durfte.

In welche drei Dinge würdest du nie investieren – und warum?

Celine: Ich würde niemals in Dinge investieren, deren Renditeversprechungen jenseits von Gut und Böse liegen, bei gleichzeitig angeblich mehr als überschaubarem Risiko.

Wer in der Finanzbranche als Influencerin aktiv ist wie ich, bekommt davon jeden Monat gleich mehrere Angebote ins Postfach, bei denen Firmen, andere Blogger:innen oder Gurus unwissende und naive Menschen ausnutzen wollen.

Das ist einfach nichts für mich.

Eine Investition muss für mich ein vernünftiges Rendite-Risiko-Verhältnis mitbringen und wissenschaftlich fundiert sein. Ansonsten bin ich schon im Ansatz raus, denn ich spekuliere nicht und lasse mich auch nicht übers Ohr hauen.

Investierst du dein Geld lieber in dich oder in andere Unternehmen?

Celine: Definitiv in mich selbst und in andere Unternehmen. Zunächst einmal ist die Frage absolut genial. Denn diesen Widerspruch sehe ich immer wieder in der Branche. Wenn ich in Aktien investiere, mache ich im übertragenen Sinne nicht anderes als anderen Menschen mein Geld zu geben, weil ich der Meinung bin, dass sie daraus nach Abzug ihrer Anteile mehr Geld machen können als ich selbst.

 

Damit ist eigentlich jeder Kauf von Aktien ein Ja zu anderen und ein Nein zu mir selbst. Ich persönlich gehe mit Benjamin Franklin, der einst meinte: „Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen.“ Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich das nur bestätigen. Die Rendite auf jede einzelne Minute, die ich in meine eigenen Projekte oder in meine Weiterbildung gesteckt habe, ist deutlich größer als auf die Zeit, die ich hätte investieren müssen, um die nächste Amazon-Aktie zu entdecken – mal davon abgesehen, dass es wissenschaftlich betrachtet mehr als zweifelhaft ist, ob ich dazu jemals im Stande wäre.