Celine Nadolny (Kolumnistin)

Celine Nadolny Kolumne Netzwerken mit Strategie: Wie du wertvolle Beziehungen im Finanzsektor aufbaust

Celine Nadolny, eine junge Frau mit langen blonden Haaren, steht seitlich auf einer Terrasse mit Lounge-Möbeln und schaut in die Kamera.
„Wer die ganze Zeit selbst redet, nimmt sich selbst die Möglichkeit, zuzuhören und zu lernen.“
© Celine Nadolny
Was versprichst du dir von einem guten Netzwerk?

Das sollte zunächst einmal die Ausgangsfrage an jeden da draußen sein. Denn, bevor man wild drauflosrennt, jedem von der eigenen Geschichte erzählt, Visitenkarten verteilt und jede Einladung wahrnimmt, die man kriegen kann, gilt es sich darüber bewusst zu werden, was man sich eigentlich von seinem späteren Netzwerk verspricht.

Denn, nur weil jeder sagt, dass du ein gutes Netzwerk haben solltest, heißt das noch lange nicht, dass du auch eines benötigst und erst recht nicht, dass du aus Angst etwas zu verpassen erst einmal planlos agierst.

Ein gutes Netzwerk ist nämlich vor allem eines: eine wertvolle Geben-und-Nehmen-Beziehung zwischen dir und Personen, die zielgerichtet und situativ spannend für deinen weiteren Weg sind oder werden können.

Netzwerk: Beziehungen sind keine Einbahnstraße

Viele starten deswegen beim Aufbau ihres Netzwerkes damit, zunächst einmal unentgeltlich anderen ihre Hilfe anzubieten, die ihnen wiederum in Zukunft einmal behilflich sein könnten und erhoffen sich dann zum späteren Zeitpunkt eine Gegenleistung. Das ist auf der einen Seite sicherlich eine Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die ansonsten schwer zu erreichen wären, aber ehrlicherweise auch unglaublich opportunistisch – dazu später noch mehr.

So oder so ist es wichtig zu verstehen, dass Netzwerken nichts anderes als gezieltes Beziehungs-Management ist. Und so wie die Beziehungen zu deinem Partner, deiner Familie und deinen Freunden, sind auch all deine Netzwerk-Beziehungen keine Einbahnstraße.

 

Wer immer nur nimmt und selbst nichts in die Beziehung einbringt, wird auf Kurz oder Lang allein dastehen. Die andere Person wird sich vergessen, oder noch viel schlimmer, ausgenutzt fühlen und womöglich neue Kreise suchen.

Schmaler Grat zwischen aufrichtigem Interesse und Opportunismus

Was vor allem für mich aus der Beobachterperspektive immer wieder zum Fremdschämen führt, ist der plumpe Opportunismus, mit dem viele ans Netzwerken gehen. Ehrlicherweise habe ich das Gefühl, dass ein gewisser Opportunismus jeglicher Art von Netzwerken innewohnt, aber man muss ihn auch nicht überstrapazieren.

Kontakte zu Personen zu knüpfen, die einem eigentlich total unsympathisch sind, nur weil sie einem eventuell mal Türen öffnen könnten, wäre absolut nichts für mich. Das geht gegen mein Wertesystem, ist in vielen Netzwerk-Ratgebern aber leider gängige Praxis.

Selbstverständlich schreiben das nur wenige Autoren auch so offen und ehrlich, aber zwischen den Zeilen kann man es als Ratschlag dann doch immer wieder herauslesen. Zumindest ist es auffällig, dass nur selten von einem ähnlichen Wertesystem als Grundlage einer gelungenen Netzwerk-Beziehung die Rede ist.

Netzwerken als extrovertierte Person

Die extrovertierten Menschen da draußen werden wohl kein Problem damit haben, fremde Menschen anzusprechen, Smalltalk zu führen, schlichtweg lauter und präsenter zu sein oder ganz allein auf Kongresse zu spazieren, um Kontakte zu knüpfen.

Ihnen fehlt häufig nur die Struktur im Netzwerken und die Fähigkeit, die Beziehungen zu intensivieren und „am Leben“ zu erhalten. Neue Kontakte wirken für viele extrovertierte Personen mitunter spannender als bestehende, was aus meiner Beobachtung heraus immer wieder zu Problemen führen kann. Darüber hinaus neigen einige sehr extrovertierte Personen dazu, stets selbst im Mittelpunkt stehen zu wollen und erzählen mehr von sich, statt gezielte Fragen zu stellen und ihr Gegenüber berichten zu lassen.

Wer die ganze Zeit selbst redet, nimmt sich selbst die Möglichkeit, zuzuhören und zu lernen.

Darüber hinaus gibt es auch dem Gegenüber kein besonders gutes Gefühl, zumindest könnte man den Eindruck bekommen, selbst nicht spannend oder interessant zu sein. Ein gesundes Maß ist da unheimlich wichtig. Im Zweifel, lieber selbst ein wenig zurückhaltender agieren.

Netzwerken als introvertierte Person

Eher introvertierte Personen sollten nicht versuchen, denselben Idealen wie Extrovertierte zu folgen. Stattdessen bietet es sich an, wie so häufig im Leben, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Introvertierte Persönlichkeiten sind zumeist bessere Zuhörer, haben kein Problem damit, in Beziehungen mehr zu geben als der Gegenüber, wählen ihre Kontakte mit mehr Bedacht und pflegen ihre Beziehungen intensiver. Das sind – mal unabhängig von der Herausforderung, Kontakte anzubahnen – sehr gute Voraussetzungen für ein wertvolles Netzwerk.

Ausgewähltes, intensives Netzwerk

Schlussendlich werden Netzwerke nicht unbedingt wichtiger im Geschäftsumfeld, sie waren schon immer relevant. Ohne Netzwerk wird es in vielen Fällen zwar trotzdem funktionieren, aber ein gutes Umfeld wird nicht nur häufig Reibungsverluste minimieren, sondern auch Türen öffnen können und aus schwierigen Situationen helfen.

Wer über die Zeit ein fruchtbares und aufrichtiges Netzwerk aufbauen konnte, ist nur zu beneiden. Allen, die noch auf dem Weg dahin sind, wünsche ich gutes Gelingen.

Mein persönlicher Weg wird weiterhin ein ausgewähltes, dafür aber intensives Netzwerk sein, das ausschließlich aus Menschen besteht, die dieselben Werte teilen wie ich, mit mir auf Augenhöhe kommunizieren und mich so akzeptieren wie ich nun einmal bin: eine eher introvertierte Büchereule, die auch dann nicht zur extrovertierten Rampensau wird, wenn man es ihr tausendmal als gut gemeinten Ratschlag mit auf den Weg gibt.

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