LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in FinanzplanungLesedauer: 8 Minuten

Aus der CFP-Praxis Der Weltportfolio-Ansatz: Warum sich beim Investieren der Blick über den Tellerrand lohnt

Times Square in New York
Times Square in New York: Auch Investments außerhalb Deutschlands bieten Renditechancen | Foto: imago images/YAY Images

Es liegt in der Natur des Menschen, sich bevorzugt mit Vertrautem zu umgeben, und auch in finanziellen Angelegenheiten spielt der sogenannte Home Bias eine entscheidende Rolle. In meiner langjährigen Praxis als Berater fällt mir immer wieder diese Heimatneigung auf, die das Phänomen beschreibt, dass sich Anlegerinnen und Anleger eher an Aktien aus ihnen bekannten Märkten (Deutschland und Europa) beteiligen, als auf dem Weltmarkt zu investieren.

Home Bias: Trend zu Heimat-Investments weit verbreitet

Denn hier fühlt sich der Kunde wohl und kennt sich vermeintlich aus, warum also sollte man einen Blick über den Tellerrand werfen? Aus dem Bauch heraus befürchtet man dort meist mehr Risiken als Chancen. 

 

 

So auch bei meinem Kunden aus Ludwigshafen am Rhein, den ich als Neukunde erstmalig beriet. Er beschäftigt sich aus persönlichem Interesse schon seit gut 20 Jahren mit Portfolio- und Anlagestrategien, hat es allerdings bisher noch nie in Betracht gezogen, sein Wertpapierdepot prozentual nach Regionen zu unterteilen.

Seine aktuelle Depotstruktur enthielt einen hohen Anteil an BASF-Aktien sowie jeweils einen ETF auf den Dax und einen aktiv gemanagten Fonds auf den Gesundheitssektor. Nach der umfassenden Analyse seiner bisherigen Anlagepräferenzen entschied ich mich dafür, ihm den Weltportfolioansatz zu unterbreiten. Zunächst verschaffte ich ihm dafür einen Überblick über die Bruttoinlandsprodukte (Bip) einzelner Volkswirtschaften.

Quelle: IWF 2022

Hierdurch verdeutlichte ich meinem Kunden die Diskrepanz seiner bisherigen Überlegungen und Anlageaktivitäten im Vergleich zu einer Investition nach Weltwirtschaftsströmen. Die Ausrichtung am jeweiligen Bip führt im langfristigen Mittel in der Regel zur einer solideren Wertentwicklung  gegenüber dem Risiko der Über- oder Unterrendite, denn mögliche regionale Kursrückgänge können dann durch Kursgewinne in anderen Regionen aufgefangen werden. 

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Diversifiziertes Portfolio dank globaler Ausrichtung  

Gerade in diesem Fall war der direkte und persönliche Austausch zwischen meinem Kunden und mir sehr wertvoll, denn trotz seiner Affinität zum Kapitalmarkt war ein global ausgerichteter Ansatz noch nicht in seinen Blickwinkel geraten. Aus der verhaltensökonomischen Forschung ist mittlerweile bekannt, dass Anlegerinnen und Anleger mitunter bewusst eine internationale Streuung vermeiden, um vermeintliche Risiken zu umgehen.

Gerade deshalb entschied ich mich dazu, meinen Beratungsansatz danach auszurichten und ihm zu zeigen, weshalb sich der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus lohnt. Anhand eines einfachen Beispiels wird ersichtlich, wie sich seine Fonds im Vergleich zu einem breit investierenden ETF gruppieren, der weltweit investiert

Der rote Punkt zeigt deutlich, dass ein weltweiter Ansatz nach Marktkapitalisierung – hier ein ETF mit knapp 3.700 Einzelaktien – im Mittel eine beachtliche Rendite über die letzten drei Jahre erzielte, wobei die Volatilität in den niedrigeren Bereich tendiert.

Mit einer äußerst geringen Volatilität und einer sehr hohen Rendite schlug der aktiv gemanagte Fonds im Gesundheitssektor diesen Ansatz (lila Punkt), aber gleichzeitig verpasste mein Kunde diesen mit seiner Wahl eines Dax-ETFs (orangener Punkt) und einer sehr hohen Volatilität deutlich. Dies veranschaulicht klar, wie sehr ein solches Einzelmarkt- oder Branchen-Picking zu einer Über- oder Unterrendite führen kann.

Kern des Weltportfolioansatzes ist es, breit zu streuen: über Branchen, Länder und Währungen und das über einen langen Anlagehorizont hinweg, ganz Sinne einer breiten Diversifizierung. Eine weitere wichtige Säule, auf der der Ansatz beruht, ist der Zinseszinseffekt: das kontinuierliche Wachstum des Geldes. 

Tipps der Redaktion