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Aus der CFP-Praxis
Die emotionale Dimension der Finanzplanung
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Aus der CFP-Praxis Die emotionale Dimension der Finanzplanung

Von in AnalysenLesedauer: 5 Minuten
Beratung
Beratung: Psychologische Aspekte spielen eine große Rolle bei finanziellen Entscheidungen | Foto: Imago Images / Shotshop

Hinter den Zahlen – Finanzentscheidungen sollten im Idealfall ausschließlich auf Fakten basieren. Jedoch ist dies aufgrund individueller Einstellungen, Haltungen und Emotionen häufig nicht der Fall.

Certified Financial Planner (CFP) sind durch ihre Ausbildung klassischerweise Experten im Umgang mit Zahlen, Daten und Finanzstrategien. Gleichzeitig ist es für uns Finanzberater aber auch von entscheidender Bedeutung, die menschliche Dimension der Finanzen zu verstehen, um optimal auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen zu können. Auch in der Ausbildungsordnung des Financial Planning Standards Board (FPSB) Deutschland e. V. sind deshalb Ansätze der Behavioral Finance integriert, die sich mit der Wechselwirkung zwischen individuellem Verhalten und finanziellen Entscheidungen befasst.

 

 

Erheblicher Einfluss auf finanzielle Entscheidungen

Ein fundamentaler Aspekt der Finanzpsychologie ist die Erkenntnis, dass unsere Einstellungen, Haltungen und ganz grundsätzlich unsere Sicht auf die Welt – also sozusagen unsere innere Landkarte – einen erheblichen Einfluss auf finanzielle Entscheidungen haben. 

Was bedeutet das für die Entscheidungsfindung und Umsetzung von Finanzplänen?
Schon oft stand ich vor der Herausforderung, meine Kundinnen und Kunden in Zeiten von wirtschaftlicher Unsicherheit zu beruhigen und gleichzeitig günstige Entscheidungen zu fördern. Die Fähigkeit, die emotionalen Aspekte einer Finanzsituation zu erkennen und im Beratungsgespräch zu adressieren, ist daher besonders wichtig.

Menschen neigen häufig dazu, bestimmte Verhaltensmuster bei finanziellen Entscheidungen zu wiederholen. Dies können Impulskäufe, Festhalten an Gewohnheiten oder Angst vor Investitionen sein. Ein reflektierender CFP, der die Prinzipien der Finanzpsychologie in seine Beratung integriert, kann diese Muster bei sich selbst und seinen Kunden identifizieren und gemeinsam Strategien entwickeln, um gegenzusteuern. Beispielsweise können Emotionen gezielt neu konstruiert werden, damit bessere Entscheidungen für das eigene finanzielle Wohl getroffen werden können. 

 

Ein Praxisfall: Finanzplanung für eine Ärztin in der Niederlassung 

Als CFP habe ich eine Kundin betreut, die als Ärztin gemeinsam mit mir ihre Praxisniederlassung geplant hat. Obwohl ihre finanzielle Situation bei der reinen Betrachtung der Zahlen vielversprechend war, stieß sie auf emotionale Hürden. Die Angst vor dem Unbekannten, Fragen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und die Unsicherheit über zu treffende finanzielle Entscheidungen stellten eine mentale Herausforderung für sie dar.

Durch die Berücksichtigung von finanzpsychologischen Aspekten gelang es mir, eine Vertrauensbasis aufzubauen und ihre Gefühle ernst zu nehmen und zu verstehen. Gemeinsam entwickelten wir einen Finanzplan, der nicht nur ihre finanziellen Ziele berücksichtigte, sondern auch ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche in den Fokus rückte. 

Eine entscheidende Rolle spielte dabei das Thema Transparenz: Um ein Projekt wie die eigene Praxis fundiert bewerten und kluge Entscheidungen treffen zu können, ist eine umfassende wirtschaftliche und emotionale Klarheit nämlich unabdingbar. Während im Prozess der Finanzplanung die privaten und beruflichen Finanzen bereits systematisch transparent dargestellt werden, gestaltet sich dies bei den eigenen Gefühlen (und denen des Partners) zu dem Projekt und den zu treffenden Entscheidungen anders.

 

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In diesem Kontext konnte ich durch die Anwendung einer Perspektivenvielfalt eine erhöhte Transparenz erreichen: Die Kundin betrachtete dabei ihre Niederlassung aus verschiedenen Blickwinkeln – als Ärztin, Privatperson und Mutter sowie aus der Sicht ihrer Kinder und ihres Ehepartners. Dies führte zu einem ganzheitlichen Verständnis und einem veränderten emotionalen Bezug zu ihrem Projekt. 

 

Individuelle Beratung für individuelle Kundensituationen

Wie sich im Praxisfall gezeigt hat, kann mithilfe dieses Coaching-Ansatzes ein verbessertes Bewusstsein über die eigenen Gefühle hergestellt werden. Ergänzende Methoden vervollständigen derartige Prozesse, wobei die Begleitung jeder Beratungssituation individuell an die Kundin oder den Kunden angepasst wird.

Der finanzpsychologische CFP benötigt daher ein Set an Einstellungen, Haltungen und Tools – sowohl für sich selbst als auch für die Interaktion mit seinem Gegenüber. Denn nur Berater, die über die bloße Analyse von Zahlen hinausblicken und auch die menschliche Seite der Finanzen verstehen, sind in der Lage, ihre Kunden bestmöglich zu unterstützen und langfristig erfolgreiche Finanzstrategien zu entwickeln. 

 

 


Quelle: MLP

Über den Autor:

Uland Grawe ist Certified Financial Planner und seit 2000 bei MLP als Berater tätig. Er berät Kundinnen und Kunden im Großraum Hamburg mit dem Schwerpunkt auf Finanzcoaching, Existenzgründung und Ruhestandsplanung. Außerdem klärt er als Dozent an der MLP Corporate University Beraterkollegen zu Finanzpsychologie auf und wirkt regelmäßig in Podcasts zu diesem Thema mit.

Wir präsentieren kontinuierlich Beispiele aus der Beratungspraxis. Wir schauen dabei erfolgreichen CFP-Zertifikatsträgern bei MLP über die Schulter – unter anderem bei Beratungen zu Praxisgründungen, Ruhestandsplanungen, Depotanalysen und Immobilienfinanzierungen. Tipps und Tricks inklusive.

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