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Chancen des langfristigen Investierens Tag der Aktie? Darauf einen Martini …

DER-FONDS-Kolumnist Markus Stillger
DER-FONDS-Kolumnist Markus Stillger
Früher gab es lediglich die kirchlichen Feiertage wie Karfreitag, Ostermontag oder Fronleichnam. Heute ist es dagegen Mode, jedem Tag ein Motto zu geben. So wird beispielsweise am ersten Freitag im August der Tag des Bieres gefeiert und am 18. Februar ist der Tag der Weintrinker. Die Freunde des Martinis ehren ihr Getränk am 19. Juni. Ob geschüttelt oder gerührt ist in dem Fall egal.

Am vergangenen Mittwoch, 16. März, wurde neben dem National Hiccup Day, also dem Tag des Schluckaufs, auch der Tag der Aktie gefeiert. Vielleicht sollten die Initiatoren des National Roller Coaster Day (dem Tag der Achterbahn) am 16. August über eine Verlegung dieses Termins ebenfalls auf den 16. März nachdenken – das würde eher passen. Für den Tag des Schluckaufs bieten sich ja genügend Alternativen an.

Aktionäre haben in den vergangenen zwölf Monaten ein rasantes Auf und Ab erlebt. Mitte April 2015 notierte der Dax noch auf einem Rekordhoch von 12.374 Punkten. Im August ging es dann runter bis auf 9.200 Punkte, im November stand der Index dann wieder bei 11.400 Punkten, um im Februar 2016 ein Tief bei 8.500 Punkten zu markieren. Pünktlich zum Ehrentag am 16. März kratzte er dann wieder an der Marke von 10.000 Punkten.

Diese Schwankungen auszuhalten ist der Preis dafür, dass die Aktie langfristig allen anderen Anlageformen überlegen ist. Der einzige Unterschied heute im Vergleich zu früher: Früher dauerte die Achterbahnfahrt fünf Jahre oder länger – heute wird die gleiche Strecke in einem Jahr absolviert. Aber, auch das ist klar: Aktie bedeutet nicht gleich Aktie. Wer vor zehn Jahren zum Beispiel Apple-Aktien gekauft hat (für die jüngeren Leser: Damals gab es weder I-Phone noch I-Pad), hat sein Kapital inklusive Dividenden bis heute verzwanzigfacht. Der Pechvogel dagegen, der 2006 auf die Energieversorger Eon oder RWE gesetzt hat, besitzt nur noch zwischen 10 und 20 Prozent seines eingesetzten Betrags.

Ganz zu schweigen von der Commerzbank. Hier hätte der Anleger sich besser anstatt der Aktie einen Kasten Bier gekauft und leer getrunken. Das Flaschenpfand wäre heute mehr wert als die Aktie dieses Saftladens. Sorry, liebe Commerzbanker, aber das ist nicht nur meine Meinung. Von 30 Euro auf 80 Cent ist eine reife Leistung, da muss man sich auch mal Kritik anhören.

Die Aktionäre tun mir hier noch nicht mal leid. Denn sie haben es in den vergangenen zehn Jahren nicht geschafft, die Verantwortlichen aus Ihren Ämtern zu jagen. Immer wieder haben die Aktionäre auf der Hautversammlung Vorstand und Aufsichtsrat entlastet und wieder ins Amt gewählt. Nach dem Besuch dieser Veranstaltung im Jahr 2009, wo ich mich eher auf einer in unserer Region Kappensitzung genannten Karnevalsveranstaltung wähnte, habe ich mich zu Kursen von 6 Euro – Gott sei Dank – aus dieser Nummer verabschiedet. Größter Einzelaktionär der Commerzbank ist mit knapp 15 Prozent übrigens der Bund. Aktuell mit einem Minus von mehr als 80 Prozent gegenüber dem Einstandskurs.

Die genannten Beispiele zeigen: Wie im Sport und auch bei Wahlen gibt es an der Börse Gewinner und Verlierer. Und den alten Sepp-Herberger-Spruch „Die Leute gehen zum Fußball, weil sie vorher nicht wissen, wie das Spiel ausgeht“ kann man auch auf die Börse münzen. Die richtigen Aktien herauszufiltern ist harte Arbeit, und es gehört definitiv auch eine Portion Glück dazu. Die beiden Herren „Hätt‘ ich“ und „Wenn ich“ sind ständige Begleiter der Investoren. Dabei ist es ganz einfach: Ein breiter Korb von Aktien bietet eine entsprechende Risikostreuung und gleichzeitige Absicherung. Die nackten Zahlen des Dax sprechen für sich.

Seit seiner Auflage am 1. Januar 1988 bei einem Stand von 1.000 Punkten haben sich die Kurse der 30 Dax-Titel im Schnitt bis heute – also in etwas mehr als 28 Jahren - verzehnfacht. Das entspricht einem Wertzuwachs von exakt 8,5 Prozent pro Jahr. Aber, wenn man etwas genauer hinschaut, gliedern sich diese 28 Jahre in zwei Phasen. In zwölf fetten Jahren – von 1988 bis 1999 – legte der Index im Schnitt um 15 Prozent pro Jahr zu. Seit dem Jahr 2000 lieferte der Korb der im Dax vertretenen Aktien dagegen im Schnitt nur magere 3 Prozent pro Jahr.

Der Optimist sagt: „Da geht was, da ist Nachholbedarf – Aktien sind im langfristigen Vergleich günstig.“ Der Pessimist geht am letzten Werktag im Oktober zur Bank und hofft auf einen Kugelschreiber und ein Bilderbuch für die Enkel. Am letzten Werktag im Oktober ist der Weltspartag – oder sollte man diesen Tag vielleicht umbenennen in „Tag der verpassten Chancen“?

Der amerikanische Humorist William Rogers sagte einmal. „Die Chance klopft öfter an als man meint, aber meistens ist niemand zu Hause.“ Eine schöne Umschreibung für die Börsenmüdigkeit der deutschen Bevölkerung: Nur knapp 10 Prozent nutzen die Chancen, die eine Anlage in Aktien oder Aktienfonds bietet.

Apropos Streuung, auch hier liefert der Sport ein anschauliches Beispiel. Sie nehmen sich einen Trainer, der für Sie die richtigen Aktien aufstellt. Und wie im richtigen Leben können Sie diesen bei dauerhafter Erfolglosigkeit mit täglicher Kündigungsfrist entlassen. Investieren mit Investmentfonds heißt die Zauberformel.

Das Gute am Aktienmarkt ist, dass dieser nicht nur am Tag der Aktie, sondern an allen Werktagen geöffnet ist. Und auf jeder Volksbank oder Sparkasse gibt es gut ausgebildete Trainer, die Sie an die Hand nehmen. Außerdem gibt es in Deutschland 40.622 (Stand 31. Dezember 2014) registrierte Finanzvermittler, die Sie bei der Auswahl von über 11.900 verschiedenen Investmentfonds beraten dürfen. Dort den Richtigen zu finden ist mindestens genauso schwer, wie auf eigene Faust die richtigen Aktien oder den richtigen Fonds herauszufiltern. Sich hier auf den Weg zu machen ist aber eine gute Alternative gegen die derzeitige Nullzins-Politik.

Über den Autor: Markus Stillger ist Gründer und Inhaber der Stillger & Stahl Vermögensberatung und der MB Fund Advisory aus Limburg an der Lahn. Für DER FONDS kommentiert er an dieser Stelle ab sofort jeden Monat aktuelle Trends an den Kapitalmärkten und stellt ihnen seine eigene Weltsicht entgegen.

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