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KI in der Finanzberatung
„ChatGPT, wie soll mein Kunde anlegen?“
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Von Lesedauer: 4 Minuten
Handshake zwischen Mensch und Maschine
Handshake zwischen Mensch und Maschine: Bei individuell zugeschnittenen Anlageentscheidungen kann eine KI einem Beratungsunternehmen das Wasser reichen, ergab eine Studie der TU Dresden. | Foto: Imago Images / CHROMORANGE

Um einen auf den Kunden zugeschnittenen Anlagevorschlag zu erbringen, braucht es keinen Berater. Eine KI tut es auch. So lautet, kurz zusammengefasst, das Ergebnis einer Studie der TU Dresden.

Die Forscher um Professor Lars Hornuf haben gemeinsam mit Wissenschaftlern der KU Eichstätt-Ingolstadt und der Hochschule Bremen die sprachbasierte KI ChatGPT-4 verwendet. Sie wollten herausfinden, inwieweit die KI maßgeschneiderte Anlagevorschläge machen kann, die mit denen von Finanzberatungsunternehmen vergleichbar sind.

Die Wissenschaftler gingen davon aus, dass wenig informierte Finanzkunden am besten eine einfache, passive Anlagestrategie verfolgen sollten – mit Langfrist-Investments, die optimalerweise in einem breitgefächerten Portfolio liegen sollten.

Produktvorschläge für 48 Beispielkunden 

Um das Können der KI zu prüfen, fütterten die Forscher sie mit 48 erdachten Kundenprofilen und ließen Chat GPT-4 Produkte vorschlagen. Ergebnis: Die KI empfahl ausschließlich ETFs, und zwar solche von bekannten Vermögensverwaltern, wie Vanguard, iShares oder State Street. Für die Forscher ein passables Resultat: Denn die KI machte damit ganz ähnliche Anlagevorschläge wie ein großes und etabliertes US-Finanzberatungsunternehmen, das als Vergleichsmaßstab diente.

Die KI schlug ähnliche Anlageklassen und -regionen vor wie es das US-Unternehmen in seinen digitalen Anlagevorschlägen tat. Dabei berücksichtigte ChatGPT-4 auch die Risikotoleranz, den Anlagehorizont und das Alter der Kunden. Es konnte auch begründen, warum es im Einzelfall eine Anlage empfahl. Selbst neuere Entwicklungen wie die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsvorlieben war die KI in der Lage, in ihre Anlagevorschläge einzubinden.

ChatGPT zeigt Home-Bias 

Ein Wermutstropfen: ChatGPT-4 zeigte gegenüber den Anlagevorschlägen des Finanzberatungsunternehmens einen stärkeren Home-Bias – also den Hang, verstärkt in den Heimatmarkt der jeweiligen Kunden zu investieren, auch wenn das keine objektiv messbaren Vorteile bringt.

Dafür seien die zurückgerechneten Anlageergebnisse unter einer Risiko-Rendite-Betrachtung nicht schlechter gewesen als jene, die die Vorschläge des Beratungsunternehmens erbracht hätten, heißt es in der Studie.

Grafik: Gewichtung von Asset-Klassen in Anlagevorschlägen von ChatGPT-4 und Finanzberatungsunternehmen im Vergleich 

Anlagevorschläge von Finanzberater und ChatGPT im Vergleich
Anlagevorschläge von Finanzberater und ChatGPT im Vergleich © Cesifo

„GPT-4 wurde nicht spezifisch für die Finanzberatung trainiert, liefert aber dennoch sehr vernünftige Ergebnisse für diese Aufgabe ab", fasst Lars Hornuf die Ergebnisse der Studie zusammen. Laut der Studienautoren könne GPT-4 eine Finanzberatung anbieten, die mit der Beratung durch professionelle, kostengünstige automatisierte Finanzberatungsdienste vergleichbar sei.

Allerdings sei die KI noch lange nicht so weit, menschliche Beratung vollständig zu ersetzen, meinen die Wissenschaftler. Denn bei der Umsetzung hapert es deutlich: ChatGPT-4 kann nicht bei der Eröffnung eines Kontos, bei der Order von Finanzprodukten oder beim Rebalancing des Portfolios helfen. Insofern sei es aktuell vor allem als technisches Hilfsmittel geeignet, auf das Berater im Hintergrund zurückgreifen können.

Die Finanzindustrie bewege sich auch abseits von KI bereits in die Richtung, mit digitalen Angeboten einen Massenmarkt bedienen zu wollen. Insofern sei es nur folgerichtig, als nächsten Schritt auch künstliche Intelligenz in die Entscheidungsfindung einzubinden, schreiben die Wissenschaftler.

KI in der Finanzberatung - weitere Forschungsideen 

Von der aktuellen Studie ausgehend haben die Forscher auch bereits weitergehende Fragen entwickelt, die nun in Folgestudien untersucht werden sollen. So wie diese, die man laut Hornuf als nächstes angehen wolle: Macht es einen Unterschied, ob ein Kunde einem menschlichen Berater oder einem Roboter gegenübersitzt?

Um das zu ermitteln, wollen die Wissenschaftler demnächst einen Roboter, also einen offensichtlich künstlichen Ansprechpartner, mit den Fähigkeiten von ChatGPT-4 ausstatten und in der Interaktion mit menschlichen Kunden testen. „Wir vermuten, dass sich Investierende vor einem Roboter weniger als Experten ausgeben, um ein positives Selbstkonzept zu erhalten“, so Hornuf. Ein ehrlicherer Auftritt gegenüber einer Maschine könnte im Ergebnis dazu führen, dass Finanzkunden wiederum bessere Anlageentscheidungen treffen.

Hier geht es zu der Studie >>

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