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Chefanalyst Robert Halver Leidet die Börse unter pathologischem Realitätsverlust?

Von Lesedauer: 5 Minuten
Desinfizierung eines Büros in Italien: Die Wirtschaft ist von normalen Zuständen noch weit entfernt
Desinfizierung eines Büros in Italien: Die Wirtschaft ist von normalen Zuständen noch weit entfernt | Foto: imago images / Independent Photo Agency Int.

Vom 19. Februar bis 18. März hat der Dax so schnell wie nie zuvor knapp 39 Prozent verloren. Von diesem Tiefpunkt aus hat er dann ebenso wieselflink bis heute wieder 26 Prozent zugelegt. Corona hat die Wirtschaftsperspektiven 2020 nicht nur beschnitten, sondern kastriert. Derart grottenschlechte Konjunkturdaten haben auch alte, immer grauer werdende Börsenhasen wie ich noch nie gesehen.

Allein schon der schwache Ölpreis ist ein wahres konjunkturelles Armutszeugnis. Noch kann niemand sagen, wann die pandemische Heimsuchung zu Ende geht. Unternehmen aus den Branchen Luftfahrt, Tourismus, Auto, Maschinenbau, Elektro, Chemie und Konsum können daher keine belastbaren Umsatz- und Gewinnausblicke geben. Ist diese Unsicherheit nicht das pure Gift für Aktien? Überhaupt, wie lange können Firmen überleben, wenn ihre Reserven wie Eis in der Sommerhitze schmelzen? Und wie steht es um Jobs und Kaufkraft der Konsumenten?  

Hinzu kommen Instabilitäts-Zustände wie bei Hempels unterm Sofa. Schon vor Corona war die Welt hoffnungslos überschuldet. Und jetzt fragt sogar Olaf Scholz „Was kostet die Welt?“. 2020 wird das deutsche Haushaltsdefizit ca. acht Prozent betragen. Den Schulden-Vogel schießt aber Amerika ab. Auf die seit Gründung der USA 1776 bis 2019 angehäufte Staatsverschuldung kommen allein in diesem einen Jahr 2020 knapp 20 Prozent hinzu.

Nein, die amerikanische Schuldenuhr geht nicht nur, läuft nicht nur, man kann sie als Hochleistungsventilator benutzen.

Ebenso tobt in der EU die Finanznot. In der Frage der europäischen Schulden-Solidarität hängt der Brüsseler Haussegen nicht nur schief, sondern droht mit allen schädigenden Effekten auf das europäische Gemeinschaftswerk herabzufallen. Unabhängig davon setzt die EZB ihre Staatsfinanzierung mit viel Schmackes fort. Ihre Liquiditätsausstattung der Marke „Tropischer Regenwald“ bereitet bereits Angst vor den volkswirtschaftlichen Verwerfungen einer heißen Hyperinflation, die auch Aktien nicht kaltlassen würde.

All diese Systemrisiken haben mit Stabilität so wenig zu tun wie Meißner Porzellan mit Wühltisch-Ware im Discount-Möbelladen. Muss man also die dennoch fröhlichen Aktienmärkte für unzurechnungsfähig erklären?
Aktienmärkte schauen nicht nur auf die heutigen Risiken, sondern auf die morgigen Chancen.

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