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Chefanalyst Robert Halver Warum der Euro den Dollar als Leitwährung nicht ablösen kann

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Könnte tatsächlich die politische Unsicherheit der USA gepaart mit Finanz-Instabilität am Nimbus des Dollars als Weltleitwährung rütteln und stattdessen dem Euro die Tür öffnen? 

Kann der Euro vor Kraft kaum laufen?

Das frühere Sorgenkind Europa hat sich durchaus gemacht. Auch wenn momentan die Infektionszahlen wieder ansteigen, managt der alte Kontinent die Corona-Krise besser als die USA. Das spricht 2021 sogar für ein höheres Wirtschaftswachstum in Europa als in den USA, was wirklich eine Rarität ist.

Selbst von der politischen Großwetterlage erhält der Euro Unterstützung. Der Wiederaufbaufonds scheint Ruhe in den notorisch konfliktträchtigen europäischen Karton gebracht zu haben. Kein Wunder, es wird ja auch viel Geld verschenkt. Oder hat sich der Fuchs jemals über einen prall gefüllten Hühnerstall beschwert? So ist das Thema Euro-Krise einstweilen vom Brüsseler Tisch.

Damit bekommt der Euro auch rein finanztechnisch die höheren Weihen. Zur Finanzierung des Hilfsfonds werden erstmals gemeinsame Schulden der EU-Länder emittiert. Man braucht keine Hoffnung zu haben, dass diese Stabilitätssünde einmalig bleibt. Doch so erhöhen sich immer mehr Liquidität und Marktfähigkeit von „Euro-Anleihen“ im Vergleich zu Dollar-Papieren, die wie Sand am Meer vorhanden, bislang den internationalen Anleihehandel dominiert haben.

Auf europäischer Seite gab es lediglich nationale Schuldscheine, die, wenn sie von guten Adressen wie Deutschland stammten, schnell vergriffen waren, zumal bis vor kurzem keine Neuschulden gemacht wurden. Und bei Papieren aus dem EU-Süden roch es sowieso latent nach EU- und Euro-Exit.

Doch jetzt mit gemeinschaftlichen Euro-Anleihen, für die die gesamte Familie haftet, verflüchtigt sich das eurosklerotische Kreditrisiko. Dass die EZB in diesem Zusammenhang hemmungslose Staatsfinanzierung betreiben muss, ist dabei kein Wettbewerbsnachteil. Denn wer ohne Stabilitätssünde ist, werfe den ersten Stein.

Insgesamt bekommt der Dollar als Anlage- und damit Leitwährung Konkurrenz vom Euro. Russen und Chinesen, die mit Amerika viele Hühnchen zu rupfen haben, werden zukünftig noch mehr Lust verspüren, dem Dollar fremdzugehen.

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