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Chefvolkswirt Gerhard Winzer Warum Anleger keinen Grund zum Trübsalblasen haben

Bleibt trotz jüngster Turbulenzen optimistisch: Gerhard Winzer, Chefvolkswirt Erste Asset Management.
Bleibt trotz jüngster Turbulenzen optimistisch: Gerhard Winzer, Chefvolkswirt Erste Asset Management. | Foto: Erste AM

Nach den Kursrückgängen bei zahlreichen Wertpapierklassen seit Jahresanfang zeigt sich die Stimmung der Finanzmarktteilnehmer eingetrübt. Anleger fürchten um das generell unterstützende Umfeld für risikobehaftete Wertpapierklassen. Doch befinden wir uns tatsächlich am Anfang eines Negativtrends oder steigt lediglich die Volatilität? Das Ergebnis vorweg: Die Eintrübung des Umfelds ist nicht ausreichend kräftig und eindeutig, um das Basisszenario einer globalen Boomphase, niedrigen Inflation und unterstützenden Geldpolitik umzustoßen.

Wachstum ebbt ab

Eine fundamentale Betrachtung: Das reale globale Wirtschaftswachstum hat sich im ersten Quartal 2018 gegenüber dem vierten Quartal 2017 abgeschwächt. Das hat zu Befürchtungen geführt, dass eine fortgesetzte Abschwächung schlussendlich in einer Rezession enden könnte. Die in den vergangenen Wochen veröffentlichten Indikatoren, wie die Einkaufsmanagerindizes für April, deuten allerdings auf eine Stabilisierung im aktuellen Quartal hin. Auch unsere Modellschätzungen schlagen eine Fortsetzung des kräftigen und breit basierten Wirtschaftswachstums vor, auch wenn die Wachstumsraten niedriger als im vierten Quartal 2017 sind.

Um sich aber ein Stimmungsbild für die kommenden Monate zeichnen zu können, lohnt sich ein Blick auf die Rendite von US-Treasuries sowie den US-Dollar-Kurs. Denn die allgemeinen Kursverluste der zurückliegenden Monate wurden von Anstiegen bei diesen drei für den Finanzmarkt wichtigen Kennzahlen begleitet. Sofern die zugrundeliegende Inflation nicht ansteigt, sollte sich die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries innerhalb einer Bandbreite von 3 Prozent bis 3,25 Prozent stabilisieren. Derzeit liegt sie bei 3,1 Prozent.

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Unsere Prognose basiert auf dem neutralen Zinssatz, bei dem sich der Zins weder dämpfend noch unterstützend auf die Inflation auswirken würde, der für die USA aktuell auf 0,45 Prozent geschätzt wird. Wird das Inflationsziel der Federal Reserve (Fed) von zwei Prozent addiert, kommt man auf einen nominellen neutralen Leitzinssatz von 2,45 Prozent. Die Fed selber veranschlagt dafür einen Wert von 2,9 Prozent, den sie bis Ende 2019 erreichen möchte. Für Ende 2019 ist bereits ein Leitzinssatz von 2,7 Prozent eingepreist.

Darüber hinaus weisen die Teuerungsraten in den entwickelten Volkswirtschaften insgesamt auf einen nur milden Inflationsdruck hin. Im Einklang damit haben viele Zentralbanken in den vergangenen Wochen eine abwartende Haltung signalisiert. In den USA allerdings ist der Inflationsanstieg stärker ausgeprägt. Das von der Fed präferierte Inflationsmaß lag im März mit 1,9 Prozent per annum nahe an ihrem Inflationsziel. Zudem sind die Arbeitskosten im 1. Quartal um jährlich 2,7 Prozent gewachsen. Ende 2009 betrug dieser Wert noch 1,4 Prozent.

Die Kernaussagen der US-Zentralbank Anfang Mai waren, dass die Ziele Vollbeschäftigung und eine Inflationsrate in Höhe von zwei Prozent erreicht wurden und dass das Inflationsziel symmetrisch ist. Letzteres ist wesentlich: Inflationsraten von etwas über zwei Prozent werden nicht dazu führen, dass sich der Zinszyklus beschleunigt, da die durchschnittliche Inflation der vergangenen zehn Jahre bei rund 1,5 Prozent lag. Ein Anstieg der US-Inflation könnte jedoch die Renditen zehnjähriger US-Treasuries weiter nach oben treiben.

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