Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Bullenmärkte, keine Blasenmärkte
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Bulle vor der New Yorker Börse: Die Rally geht weiter.
Die Weltwirtschaft wächst auch 2020 noch, ist Thorsten Polleit, Chefvolkswirt von Degussa Goldhandel, überzeugt. Hier erklärt er, welche Folgen das für Edelmetalle hat.
Abbildung 2 zeigt eine Maßgröße für die Anspannungen auf den Finanzmärkten. Sie befindet sich derzeit nahe einem Rekordtief. Das heißt, Investoren fürchten derzeit nicht, dass es Anspannungen kommt. Das heißt nicht, dass eine Erschütterung auf den Märkten ganz auszuschließen ist; schließlich handelt es sich bei der betrachteten Maßgröße um eine Bestandsaufnahme, nicht um eine verlässliche Progn...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Abbildung 2 zeigt eine Maßgröße für die Anspannungen auf den Finanzmärkten. Sie befindet sich derzeit nahe einem Rekordtief. Das heißt, Investoren fürchten derzeit nicht, dass es Anspannungen kommt. Das heißt nicht, dass eine Erschütterung auf den Märkten ganz auszuschließen ist; schließlich handelt es sich bei der betrachteten Maßgröße um eine Bestandsaufnahme, nicht um eine verlässliche Prognose. Aber die Stress-Linie zeigt eben doch, dass die Stimmung nach wie vor relativ entspannt ist.
Der Goldpreis steigt seit Anfang 2016 wieder deutlich an, nachdem er von Ende 2011 nach unten korrigiert hatte. Wie passt das zusammen? Eine Interpretation ist die Folgende: Der Aufwärtstrend wurzelt in fallenden Zinsen und dem weltweit steigenden Geldmengenangebots. Außerdem reflektiert er die wachsenden Risiken im Finanzsystem vergleichsweise besser als andere Finanzmarktpreise, die viel stärker von den manipulierten Zinsen verzerrt werden. Zudem ist zu beachten, dass Gold einer der wenigen verbliebenen sicheren Häfen ist und daher Nachfrage und Preis hoch sind.
Preisinflation geht weiter
Die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen sorgen dafür, dass Preise für Aktien, Häuser und Grundstücke in die Höhe getrieben werden. Diese Vermögenspreisinflation müssen Anleger im Auge behalten. Denn sie sorgt für eine weitreichende Umverteilung von Einkommen und Vermögen.
Steigen beispielsweise Aktienkurse an, so begünstigt das Aktionäre, gleichzeitig erleiden jedoch Geldhalter Verluste. Sie bekommen weniger Aktien für ihr Geld. Und da mittlerweile Bankguthaben nicht mehr verzinst werden beziehungsweise einem negativen Realzins unterliegen, wird das Halten von Geld zum Verlustgeschäft.
Die Inflation der Vermögenspreise trägt anfänglich dazu bei, eine Wirtschaftsexpansion voranzutreiben. Beispielsweise senken steigende Aktienkurse die Kapitalkosten der Unternehmen. Das wiederum verleitet sie zu steigender Investitionstätigkeit. Dabei ist jedoch zu beachten, dass eine Vermögenspreisinflation die Güterpreise verzerrt und dadurch Fehlentscheidungen fördert.
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