Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Der Moment der Wahrheit für das Geldsystem
Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel. Foto: Degussa Goldhandel
Das Aufblähen der Geldmengen scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Ohne eine intellektuelle Revolution wird uns das die Freiheit kosten, befürchtet Thorsten Polleit, Chefvolkswirt von Degussa Goldhandel.
Das lässt in den Vereinigten Staaten von Amerika die Geldmenge M1 (Bargeld und Sichtguthaben bei Banken) bereits um 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen, die Geldmenge M2 (M1 plus längerfristige Bankeinlagen, zum Beispiel Sparkonten) um gut 22 Prozent. Das sind die größten Zuwachsraten, die jemals für diese Geldmengen gemessen wurden.
In den USA hat sich ein „Geldüberhang“ – also eine Geldmenge, die die Produktionsleistung übersteigt – von bald fast 40 Prozent aufgebaut. Wenn dieser sich nach und nach preiswirksam in steigenden Konsumgüter- und/oder Vermögenspreisen entlädt, fällt die Kaufkraft des US-Dollars um schätzungsweise 30 Prozent.
Die Hoffnung, dass die zusätzliche...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Das lässt in den Vereinigten Staaten von Amerika die Geldmenge M1 (Bargeld und Sichtguthaben bei Banken) bereits um 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen, die Geldmenge M2 (M1 plus längerfristige Bankeinlagen, zum Beispiel Sparkonten) um gut 22 Prozent. Das sind die größten Zuwachsraten, die jemals für diese Geldmengen gemessen wurden.
In den USA hat sich ein „Geldüberhang“ – also eine Geldmenge, die die Produktionsleistung übersteigt – von bald fast 40 Prozent aufgebaut. Wenn dieser sich nach und nach preiswirksam in steigenden Konsumgüter- und/oder Vermögenspreisen entlädt, fällt die Kaufkraft des US-Dollars um schätzungsweise 30 Prozent.
Die Hoffnung, dass die zusätzliche Geldmenge nicht verausgabt und auf der hohen Kante gehalten wird, ist gering – zumal sie vielen Empfängern als Lohnersatz dient und zur Bezahlung des Lebensunterhalts eingesetzt wird. Eine stark gefallene Produktionsleistung, einhergehend mit einer stark anschwellenden Geldmenge in den Händen der Nachfrager, ist der toxische Cocktail, der zu Preisinflation führt.
Mit der Schulden- und Geldmengenflut, die jetzt auf den Weg gebracht wird, scheint es zu gelingen, den Kollaps des Wirtschafts- und Finanzsystems abzuwenden. Aber Grund zur Entwarnung gibt das nicht. Der US-Dollar, Euro und Co. repräsentieren nämlich „Fiat-Geld“, das sich durch drei Eigenschaften auszeichnet:
- Fiat-Geld ist staatlich monopolisiertes Geld. Die staatlichen Zentralbanken haben das Produktionsmonopol des Geldes inne.
- Fiat-Geld wird durch Bankkreditvergabe geschaffen, der keine echte Ersparnis gegenübersteht.
- Fiat-Geld ist entmaterialisiertes Geld in Form von bunt bedruckten Papierzetteln und Einträgen auf Computerfestplatten (Bits und Bytes) und lässt sich mit geringsten Kosten beliebig vermehren.
Das Fiasko des Fiat-Gelds
Das Fiat-Geld leidet unter ökonomischen und ethischen Defekten. Es ist inflationär, es verliert seine Kaufkraft im Zeitverlauf und bringt viele Menschen um die Früchte ihrer Arbeit und Sparsamkeit. Es sorgt für eine Umverteilung von Einkommen und Vermögen, indem es die Erstempfänger des neuen Geldes auf Kosten derjenigen begünstigt, die die neue Geldmenge erst später erhalten (sogenannter „Cantillon-Effekt“).
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