Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Der Moment der Wahrheit für das Geldsystem
Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel. Foto: Degussa Goldhandel
Das Aufblähen der Geldmengen scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Ohne eine intellektuelle Revolution wird uns das die Freiheit kosten, befürchtet Thorsten Polleit, Chefvolkswirt von Degussa Goldhandel.
Die politischen Zwänge, die der Erhalt der Euro-Einheitswährung verursacht, sind nun einmal nicht vereinbar mit der Bewahrung der nationalen Souveränitätsrechte der Teilnehmerländer.
Wie schlimm kann die Geldentwertung werden? US-Dollar, Euro und Co. repräsentieren ungedecktes Geld, und das kann bekanntlich im Extremfall seine Kaufkraft völlig verlieren – wie die leidvolle Währungsgeschichte schon so häufig gezeigt hat. Wenn die Menschen das Vertrauen in das Geld verlieren, wird es haarig. Das ist dann der Fall, wenn sich die Erwartung einstellt, die Geldmenge werde mit immer höheren Raten zunehmen, das werde kein Ende mehr finden.
Bewahrheitet sich die Erwartung, kommt es zur...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die politischen Zwänge, die der Erhalt der Euro-Einheitswährung verursacht, sind nun einmal nicht vereinbar mit der Bewahrung der nationalen Souveränitätsrechte der Teilnehmerländer.
Wie schlimm kann die Geldentwertung werden? US-Dollar, Euro und Co. repräsentieren ungedecktes Geld, und das kann bekanntlich im Extremfall seine Kaufkraft völlig verlieren – wie die leidvolle Währungsgeschichte schon so häufig gezeigt hat. Wenn die Menschen das Vertrauen in das Geld verlieren, wird es haarig. Das ist dann der Fall, wenn sich die Erwartung einstellt, die Geldmenge werde mit immer höheren Raten zunehmen, das werde kein Ende mehr finden.
Bewahrheitet sich die Erwartung, kommt es zur Hyperinflation. Die „Flucht aus dem Geld“ setzt ein. Niemand möchte mehr Geld halten, jeder ist bemüht, das wertlose Papier gegen Sachgüter aller Art einzutauschen. Die Güterpreise steigen ins Unermessliche, die Kaufkraft des Geldes verfällt.
Das aber ist ein Extremszenario. Es gibt auch Beispiele, die zeigen, dass die Geldentwertung vom Staat und den von ihm begünstigten Interessengruppen dauerhaft als Bereicherungs- und Umverteilungspolitik betrieben werden konnte, ohne dass das zur Hyperinflation geführt hätte – etwa die „finanzielle Repression“ in den USA von 1942 bis 1951 oder die weltweite „Große Inflation“ von etwa 1965 bis Anfang der 1980er Jahre.
Eine Inflationspolitik bietet recht weit gespannte Möglichkeiten, bevor sie explosiv wird. Wenn es beispielsweise den Zentralbankräten gelingt, der Öffentlichkeit glaubhaft zu vermitteln, eine starke Geldmengenvermehrung sei nur eine „einmalige Sache“, dann lässt sich der Geldwert herabsetzen, ohne dass die Menschen vollends aus dem Geld fliehen. Inflationsschübe von 10 bis 15 Prozent pro Jahr bedeuten wohl noch nicht das Ende des ungedeckten Geldes, wohl aber einen starken Kaufkraftverlust des Geldes.
Internationale Zentralisation
Die Krisenanfälligkeit des Fiat-Geldsystems hat eine weitere beunruhigende Folgewirkung: Auf internationaler Ebene kooperieren die Staaten beziehungsweise ihre Zentralbanken immer enger, um systemische Risiken auszuschalten. Beispielsweise haben die Zentralbanken bereits in 2008/09 begonnen, sich im Zuge von „Liquidität-Swap-Abkommen“ bei Bedarf gegenseitig die eigene Währung zu verleihen.
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