Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Geldflut bringt Inflation
Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel. Foto: Degussa
Die Rettungspakete von Politikern und Notenbankern entwerten Geld, ist sich Thorsten Polleit sicher. Hier erklärt der Chefvolkswirt von Degussa Goldhandel wissenschaftliche Hintergründe seiner These.
Der Weg in die staatliche Lenkungswirtschaft wäre damit gewissermaßen zum Abschluss gebracht. Die politische Verlockung, Helikoptergeld auszugeben, ist groß, wenn fallende Güterpreise abgewehrt werden sollen – und das ist unumgänglich, wenn ein drohender Zusammenbruch des ungedeckten Papiergeldsystems abgewendet werden soll.
Die Vermehrung der Geldmenge durch Helikoptergeldausgabe wird geradezu unwiderstehlich, wenn allerorten die Schuldenquoten sehr hoch sind und die Möglichkeiten zusehends schwinden, immer mehr Geld durch Kreditvergabe in Umlauf zu bringen. In arge finanzielle Bedrängnis gebracht, wird die offene Inflationspolitik für die Staaten probat (und die mit der Ausgabe von...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Der Weg in die staatliche Lenkungswirtschaft wäre damit gewissermaßen zum Abschluss gebracht. Die politische Verlockung, Helikoptergeld auszugeben, ist groß, wenn fallende Güterpreise abgewehrt werden sollen – und das ist unumgänglich, wenn ein drohender Zusammenbruch des ungedeckten Papiergeldsystems abgewendet werden soll.
Die Vermehrung der Geldmenge durch Helikoptergeldausgabe wird geradezu unwiderstehlich, wenn allerorten die Schuldenquoten sehr hoch sind und die Möglichkeiten zusehends schwinden, immer mehr Geld durch Kreditvergabe in Umlauf zu bringen. In arge finanzielle Bedrängnis gebracht, wird die offene Inflationspolitik für die Staaten probat (und die mit der Ausgabe von Helikoptergeld besonders einfach durchführbar wird).
Ludwig von Mises (1881– 1973) schrieb dazu im Januar 1923:
„Wir sahen, daß eine Regierung sich immer dann genötigt sieht, zu inflationistischen Maßnahmen zu greifen, wenn sie den Weg der Anleihebegebung nicht zu betreten vermag und den der Besteuerung nicht zu betreten wagt, weil sie fürchten muß, die Zustimmung zu dem von ihr befolgten System zu verlieren, wenn sich seine finanziellen und allgemein wirtschaftlichen Folgen allzu schnell klar enthüllen. So wird die Inflation zu dem wichtigsten psychologischen Hilfsmittel einer Wirtschaftspolitik, die ihre Folgen zu verschleiern sucht. Man kann sie in diesem Sinne als ein Werkzeug antidemokratischer Politik bezeichnen, da sie durch Irreführung der öffentlichen Meinung einem Regierungssystem, das bei offener Darlegung der Dinge keine Aussicht auf die Billigung durch das Volk hätte, den Fortbestand ermöglicht.“
Geld verliert Kaufkraft
Mit wissenschaftlicher Gewissheit lässt sich zwar nicht prognostizieren, wann und wie stark die Konsumgüter und Vermögenspreise steigen werden als Folge der überaus starken und sicherlich noch nicht abgeschlossenen Geldmengenausweitungen weltweit; diese Erkenntnisbeiträge kann die Ökonomik leider nicht beisteuern.
Doch zwei Dinge sind gewiss: (1) Die Politik der Geldmengenausweitung schafft Gewinner und Verlierer, beileibe nicht alle profitieren davon. Die Erstempfänger des neuen Geldes sind die Gewinner, die Spätempfänger und die, die gar nichts von der neuen Geldmenge abbekommen, sind die Verlierer.
Der Bail-Out der Zentralbanken wird eine gewaltige Umverteilung von Einkommen und Vermögen verursachen – und sie wird weitaus größer sein, als sie in der Krise der Jahre 2008 und 2009 ausgefallen ist. (2) Wenn die Geldmengen erhöht werden, werden auch die Güterpreise höher ausfallen im Vergleich zu einer Situation, in der die Geldmengen nicht ausgeweitet worden wären; die Kaufkraft des Geldes wird geringer sein im Vergleich zu einer Situation, in der es keine Ausweitung der Geldmenge gegeben hätte.
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