Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Geldflut bringt Inflation
Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel. Foto: Degussa
Die Rettungspakete von Politikern und Notenbankern entwerten Geld, ist sich Thorsten Polleit sicher. Hier erklärt der Chefvolkswirt von Degussa Goldhandel wissenschaftliche Hintergründe seiner These.
Allen Versprechungen zum Trotz lässt sich eine wasserdichte Inflationsprognose, die wissenschaftlichen Anforderungen standhält, nicht erstellen; das geben die Erkenntnisse der Volkswirtschaftslehre leider nicht her. Doch kein Grund zu verzagen. Man kann sich ein grundsätzliches Bild über den Preisdruck machen, indem man die strukturellen Zusammenhänge zwischen Produktion, Geldmenge und Güterpreisen in Augenschein nimmt.
In der Abwägung der Risiken ist man gut beraten, den Preisdruck, der aus der Geldmengenvermehrung rührt, ernst zu nehmen. Eine überschlägige Rechnung deutet darauf hin, dass beispielsweise in den Vereinigten Staaten von Amerika der Geldüberhang, der sich...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Allen Versprechungen zum Trotz lässt sich eine wasserdichte Inflationsprognose, die wissenschaftlichen Anforderungen standhält, nicht erstellen; das geben die Erkenntnisse der Volkswirtschaftslehre leider nicht her. Doch kein Grund zu verzagen. Man kann sich ein grundsätzliches Bild über den Preisdruck machen, indem man die strukturellen Zusammenhänge zwischen Produktion, Geldmenge und Güterpreisen in Augenschein nimmt.
In der Abwägung der Risiken ist man gut beraten, den Preisdruck, der aus der Geldmengenvermehrung rührt, ernst zu nehmen. Eine überschlägige Rechnung deutet darauf hin, dass beispielsweise in den Vereinigten Staaten von Amerika der Geldüberhang, der sich allein seit Mitte März 2020 aufgebaut hat, bald 40 Prozent beträgt.
Er repräsentiert quasi den monetären Inflationsdruck imSystem, der sich wohl durch ein Ansteigen der Konsumgüter oder der Vermögensgüterpreise oder auch in einer Kombination aus beiden zu erkennen geben wird. Selbst in einem optimistischen Szenario, in dem die Volkswirtschaft rasch wieder wächst, würde wohl ein Kaufkraftverlust des Geldes von ungefähr 30 Prozent ins Haus stehen.
Ähnliches deutet sich im Euroraum an. Um es abschließend noch einmal zu betonen: Eine wissenschaftlich wasserdichte Inflationsprognose lässt sich leider nicht vorlegen; das geben die Erkenntnisgrenzen der Volkswirtschaftslehre nicht her. Es lässt sich jedoch mit gutem Gewissen an den gesunden Menschenverstand appellieren: Man sollte sich hüten vor ökonomischen und politischen Schönfärbereien und sich bewusst machen:
Die Inflationssteuer wird für die strauchelnden Staaten und die von ihnen begünstigten Interessengruppen zusehends attraktiver und drängt jetzt darauf, zum Einsatz zu kommen – weil die Besteuerungs- und auch Verschuldungsmöglichkeiten der Staaten auf den Kapitalmärkten weitestgehend ausgereizt sind.
Es bleibt quasi nur noch der Ausweg der Geldmengenvermehrung, der bewusst herbeigeführten Inflation, der willentlichen Entwertung des Geldes. Die Lockdown-Krise hat diese leidvolle Dynamik nicht verursacht, sondern nur beschleunigt.
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