Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Die Ursprünge des Britischen Pfunds reichen in das 8. Jahrhundert nach Christi Geburt zurück, und noch heute ist es das Geld der Briten. Der US-Dollar ist seit 1792 – also seit 228 Jahren – das Geld der Amerikaner. Der Franc wurde 1795 zum Geld der Franzosen, und er hatte den Menschen der Grande Nation immerhin bis Ende 1998 gedient, also mehr als 200 Jahre.
Der Schweizer Franken erblickte 1850 das Licht der Welt – und ist damit seit fast 170 Jahren im Dienst. Der japanische Yen wurde 1871 eingeführt, und er wird bis auf den heutigen Tag verwendet. Und die Deutschen? In den letzten knapp 150 Jahren haben sie auffällig viele Währungen gehabt, viel mehr als andere große Volkswirtschaften.
Die Deutschen hatten: Goldmark, Papiermark, Rentenmark, Reichsmark, D-Mark und – aktuell – Euro. Hinzuzählen müsste man eigentlich auch noch das Notgeld, die Alliierte Militärmark und – das betrifft die Ostdeutschen – die DDR-Mark.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Ursprünge des Britischen Pfunds reichen in das 8. Jahrhundert nach Christi Geburt zurück, und noch heute ist es das Geld der Briten. Der US-Dollar ist seit 1792 – also seit 228 Jahren – das Geld der Amerikaner. Der Franc wurde 1795 zum Geld der Franzosen, und er hatte den Menschen der Grande Nation immerhin bis Ende 1998 gedient, also mehr als 200 Jahre.
Der Schweizer Franken erblickte 1850 das Licht der Welt – und ist damit seit fast 170 Jahren im Dienst. Der japanische Yen wurde 1871 eingeführt, und er wird bis auf den heutigen Tag verwendet. Und die Deutschen? In den letzten knapp 150 Jahren haben sie auffällig viele Währungen gehabt, viel mehr als andere große Volkswirtschaften.
Die Deutschen hatten: Goldmark, Papiermark, Rentenmark, Reichsmark, D-Mark und – aktuell – Euro. Hinzuzählen müsste man eigentlich auch noch das Notgeld, die Alliierte Militärmark und – das betrifft die Ostdeutschen – die DDR-Mark.
In den letzten knapp 1,5 Jahrhunderten gab es für die Deutschen im Durch- schnitt alle 25 Jahre ein neues Geld. Die Währungsgeschichte der Deutschen war so gesehen also äußerst unstet. Wer ein wenig Einblick in die Geldtheorie hat, der kann erahnen, wie schwerwiegend ein Währungswechsel für ein entwickeltes Gemeinwesen ist, welche wirtschaftlichen und politisch-sozialen Beschädigungen damit einhergehen.
Die Fragen, die sich hier stellen, lauten: Waren die politischen Geschicke der Deutschen ursächlich für ihre unstete Währungsgeschichte? Oder verhält es sich umgekehrt: Waren es die unsteten Währungsverhältnisse der Deutschen, die ihnen politisch immer wieder zu großem Schaden (Krieg, Tyrannei, Vertreibung, Spaltung) gereichten?
Meine Antwort auf diese Fragen ist die: Es war der Staat, der dem Geld der Deutschen immer wieder zum Verhängnis wurde. Genauer gesagt war es ihre unheilvolle Staatsbegeisterung, die die Deutschen immer wieder zur Beute sozialistischer Großprojekte hat werden lassen, und die mit wiederkehrender Regelmäßigkeit ihr Geld ruinierten.
So gesehen ist der Euro die Fortführung einer traurigen Währungsgeschichte, die den Deutschen, wenn kein Umsteuern einsetzt, nichts Gutes verspricht für ihre wirtschaftliche und politische Zukunft. Damit ist die Katze aus dem Sack: Denn genau das ist das Bild, das ich Ihnen unter der Überschrift „Die Währungsgeschichte der Deutschen. Ein Trauerspiel in fünf Akten“ vermitteln möchte.
1. Akt
Das Gold ist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert mehr denn je als Geld gefragt; fast die ganze Welt befindet sich in einer Art „Goldrausch“. Seit der Reform des US-amerikanischen Münzgesetzes im Jahr 1873 wird der US-Dollar nur noch in Goldgewicht definiert: 20,67 US-Dollar entsprechen einer Feinunze Gold.
Das Britische Pfund ist schon seit dem Ende der Napoleonischen Kriege zu einer Goldwährung geworden, offiziell seit dem Jahr 1816. In Frankreich hat man bereits im Jahr 1795 eine Franc-Goldmünze geprägt und in Umlauf gebracht. Und die Deutschen? Im Deutschen Bund nach 1815 verwendet man Silbergeld. Das ändert sich nach dem Sieg Preußens über Frankreich im Krieg von 1870 bis1871 und der Gründung des Deutschen Reiches.
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