Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Zweifel am Geldsystem
Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel. Foto: Degussa Gold
Das Corona-Virus bringt das Geldsystem aus dem Gleichgewicht, ist Thorsten Polleit überzeugt. Hier erklärt der Chefvolkswirt von Degussa Goldhandel, welche Mechanismen wirken.
Die anfängliche Unwissenheit über die Verbreitung des Coronavirus und die damit verbundenen Ängste haben Menschen weltweit vor gewaltige Herausforderungen gestellt. Die Reaktion vieler Regierungen – vor allem gestützt auf Ratschläge medizinischer Wissenschaftler – war, einen Stillstand (Lockdown) des Wirtschaftslebens zu diktieren.
Die damit verbundenen Kosten und Einschränkung der Freiheitsrechte, Produktions- und Beschäftigungsverluste – führen zur einer drängenden Frage: Ist der Lockdown wirksam, lässt sich feststellen, dass er die Virus-Verbreitung verhindert beziehungsweise eindämmt?
Eine einhellige Antwort auf diese Frage – und das ist nicht verwunderlich – gibt...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die anfängliche Unwissenheit über die Verbreitung des Coronavirus und die damit verbundenen Ängste haben Menschen weltweit vor gewaltige Herausforderungen gestellt. Die Reaktion vieler Regierungen – vor allem gestützt auf Ratschläge medizinischer Wissenschaftler – war, einen Stillstand (Lockdown) des Wirtschaftslebens zu diktieren.
Die damit verbundenen Kosten und Einschränkung der Freiheitsrechte, Produktions- und Beschäftigungsverluste – führen zur einer drängenden Frage: Ist der Lockdown wirksam, lässt sich feststellen, dass er die Virus-Verbreitung verhindert beziehungsweise eindämmt?
Eine einhellige Antwort auf diese Frage – und das ist nicht verwunderlich – gibt es derzeit nicht. Blickt man auf die internationale Datenlage, so zeigt sich: Das Coronavirus hat sich nur in den ersten vier bis fünf Wochen nach Ausbruch exponentiell verbreitet. Danach hat sich die Ausbreitungsrate abgeschwächt und – wenn sich der Verlaufstrend fortschreiben lässt – kommt nach etwa 70 Tagen nahezu zum Erliegen.
Dieser Verlauf zeigt sich – und das gilt es zu betonen – sowohl in Ländern, in denen strikte Eindämmungsmaßnahmen (bis hin zum Lockdown) ergriffen haben, als auch in Ländern, die wenig oder keine derartige Restriktionen eingeführt haben.
Ob man irgendwann daraus eine allgemein akzeptierte Lehre ziehen kann? Die Hoffnung dafür ist leider nicht sehr groß. Denn man bewegt sich hier auf dem Terrain der sogenannten Kontrafaktizität, also dem Gegensatz zwischen Realität (Dingen, die man beobachten kann) und Behauptungen (Gedankenmodellen), die noch keine Entsprechung in der Realität haben.
Im Reich der Kontrafaktizität finden Befürworter und Gegner des Lockdown daher in der Regel viele Argumente, um ihre eigene Position zu stützen und die ihrer Gegner zu schwächen – so dass die Wahrheit womöglich nie ans Licht kommt. Immerhin: Die Abbildung oben sendet eine erfreuliche Botschaft: Die Zahl der täglich hinzukommenden Neuinfektionen nimmt in den betrachten Ländern bereits seit etwa Mitte April 2020 ab.
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