Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Zweifel am Geldsystem
Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel. Foto: Degussa Gold
Das Corona-Virus bringt das Geldsystem aus dem Gleichgewicht, ist Thorsten Polleit überzeugt. Hier erklärt der Chefvolkswirt von Degussa Goldhandel, welche Mechanismen wirken.
Weil das aber vermutlich noch nicht ausreicht, die Regierungen auf ein Ende des Lockdown einzustimmen, stellt sich die Frage: Wann ist ein Ende des Lockdown zu erwarten? Der Druck, ihn zu beenden, steigt aufgrund der verheerenden wirtschaftlichen Schäden.
Angesichts der wachsenden Kritik am Lockdown ist allerdings zu vermuten, dass die Regierungen eine Ausstiegsstrategie wählen werden: Das Argument, dass die Unsicherheit nach wie vor groß ist, nimmt in der Abwägung, wie der Ausstieg zu gestalten ist, ein relativ hohes Gewicht ein im Vergleich zu den wirtschaftlichen Argumenten. Und das kann leider die Kosten der Lockdown-Episode noch gewaltig ansteigen lassen.
Geld aus...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Weil das aber vermutlich noch nicht ausreicht, die Regierungen auf ein Ende des Lockdown einzustimmen, stellt sich die Frage: Wann ist ein Ende des Lockdown zu erwarten? Der Druck, ihn zu beenden, steigt aufgrund der verheerenden wirtschaftlichen Schäden.
Angesichts der wachsenden Kritik am Lockdown ist allerdings zu vermuten, dass die Regierungen eine Ausstiegsstrategie wählen werden: Das Argument, dass die Unsicherheit nach wie vor groß ist, nimmt in der Abwägung, wie der Ausstieg zu gestalten ist, ein relativ hohes Gewicht ein im Vergleich zu den wirtschaftlichen Argumenten. Und das kann leider die Kosten der Lockdown-Episode noch gewaltig ansteigen lassen.
Geld aus Schulden
Denn der weltweite Produktionseinbruch – die Folge des politisch verordneten Lockdown – hat eine Folge, die häufig übersehen wird: Er bringt das ungedeckte Geldsystem, das weltweite Schuldgeldsystem, ins Wanken. Es herrscht sogar Einsturzgefahr. Dazu muss man wissen, dass die Zentralbanken in enger Kooperation mit den Geschäftsbanken die Geldmenge per Kreditvergabe ausweiten.
Es handelt sich dabei um ein Vermehren der Geldmenge aus dem Nichts: Neues Geld wird in Umlauf gegeben, dem keine echte Ersparnis gegenübersteht. Dass solch ein ungedecktes Geldsystem für Krisen sorgt, ist unter den Ökonomen nur zu gut bekannt.
Es ist auch gut bekannt, dass das ungedeckte Geldsystem die Verschuldung der Volkswirtschaften immer weiter in die Höhe treibt: Die Schulden nehmen stärker zu als die Einkommen. Das lässt sich in nahezu allen Volkswirtschaften der Welt beobachten, die mit ungedecktem Geld operieren. Es bauen sich dauerhafte Schulden auf und Schuldner ersetzen ihre fällig werdenden Kredite durch neue Kredite. Zudem nehmen sie auch noch zusätzliche Kredite auf.
Solange das Vertrauen in die Kreditqualität hinreichend groß ist, dreht sich das Verschuldungs-Karussell geschwind, ohne größere Probleme und meist zur Begeisterung aller Beteiligten.
Wenn aber der Kredit in Misskredit gerät, ändert sich das Bild. Die Kreditpyramide droht einzustürzen. Kreditgeber werden zurückhaltend bei der Darlehensvergabe, fordern höhere Kreditzinsen und Sicherheiten. Kreditnehmer, die darauf gesetzt haben, fällige Kredite durch neue Kredite zu ersetzen, geraten in Bedrängnis.
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