Chefvolkswirt Torsten Polleit
Die Zentralbanken und der Marxismus
Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel. Foto: Degussa Goldhandel
Wussten Sie das? Die Forderung, der Staat benötige eine monopolistische Zentralbank, stammt von Karl Marx, der damit die „Umwälzung der ganzen Produktionsweise“ erreichen und den Kommunismus errichten wollte, erklärt Thorsten Polleit, Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel.
Im „Manifest der Kommunistischen Partei“ aus dem Jahr 1848 nennt Karl Marx (1818-1883) „Maßregeln” – despotische Eingriffe in die Eigentumsrechte –, die für die gesellschaftliche Umwälzung, die zum Kommunismus führen soll, notwendig sind. Maßregel 5 ist die „Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol.“ Eine überaus hellsichtige Forderung. Umso mehr, als in der Zeit, als Marx sie formuliert hat, Edelmetalle, Gold und Silber, Geld waren.
Gold und Silber lassen sich bekanntlich nicht beliebig vermehren. Mit ihnen ist es daher auch nicht ganz so einfach, die Kreditmenge nach politischer Willkür zu beeinflussen....
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Im „Manifest der Kommunistischen Partei“ aus dem Jahr 1848 nennt Karl Marx (1818-1883) „Maßregeln” – despotische Eingriffe in die Eigentumsrechte –, die für die gesellschaftliche Umwälzung, die zum Kommunismus führen soll, notwendig sind. Maßregel 5 ist die „Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol.“ Eine überaus hellsichtige Forderung. Umso mehr, als in der Zeit, als Marx sie formuliert hat, Edelmetalle, Gold und Silber, Geld waren.
Gold und Silber lassen sich bekanntlich nicht beliebig vermehren. Mit ihnen ist es daher auch nicht ganz so einfach, die Kreditmenge nach politischer Willkür zu beeinflussen. Marx scheint aber wohl schon geahnt zu haben, was alles möglich sein wird, wenn der Staat in die Lage versetzt wird, Geld per Kredit zu schaffen, wenn er erst einmal das Monopol über die Geldproduktion an sich gerissen hat. Schon der britische Historiker Thomas Fuller (1608-1661) schrieb: „Geld ist die Sehne sowohl der Liebe als auch des Krieges.“
Die Idee staatlich beherrschter Zentralbanken gab es allerdings schon lange vor Marx. Die Schwedische Zentralbank (Sveriges Riskbank) beispielsweise wurde 1668 gegründet, die Bank von England (Bank of England) 1694. Die betrügerischen Machenschaften dieser Einrichtungen waren bald bekannt, spätestens mit den Arbeiten des britischen Ökonomen David Ricardo (1772 – 1823). Er zeigte 1809 in „The High Price of Bullion” auf, dass die Geldentwertung unmittelbare Folge der Ausweitung der Geldmenge – damals in Form von Papiernoten, die nicht durch Edelmetalle gedeckt waren – verursacht wurde.
Monopol der Geldproduktion
Doch die Erkenntnis, dass Zentralbanken – haben sie erst einmal das Monopol der Geldproduktion inne –, ihre Macht missbrauchen, indem sie Günstlingswirtschaft betreiben und für eine a-soziale Geldentwertung sorgen, hat es bis auf den heutigen Tag nicht vermocht, die monströse Zentralbankidee zu diskreditieren. Vielmehr scheint hier Marx‘ dialektischer Materialismus gefruchtet zu haben: Das, was ist, hat das Bewusstsein bestimmt. Und so konnte sogar weltweit ein unangefochtener Zentralbank-Marxismus entstehen.
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