Chefvolkswirt Torsten Polleit
Die Zentralbanken und der Marxismus
Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel. Foto: Degussa Goldhandel
Wussten Sie das? Die Forderung, der Staat benötige eine monopolistische Zentralbank, stammt von Karl Marx, der damit die „Umwälzung der ganzen Produktionsweise“ erreichen und den Kommunismus errichten wollte, erklärt Thorsten Polleit, Chefvolkswirt bei Degussa Goldhandel.
Spätestens am 15. August 1971 wurde Marx‘ Vision Wirklichkeit: Die US-Administration beendet die Einlösbarkeit des US-Dollar in physisches Gold – das Geld der zivilisierten Welt wurde aus dem Verkehr gezogen. Durch diesen Handstreich stülpen die Amerikaner der Welt ein ungedecktes Papiergeldsystem über. Seit diesem Tag sind alle bedeutenden Währungen entkernt, sind nur noch ungedecktes Geld, monopolisiert durch die staatliche Zentralbank, produziert durch Kreditvergabe, der keinerlei Ersparnisse gegenüberstehen.
Das Geldschaffen durch Kreditvergabe hat die Volkswirtschaften zu wahren Schuldsklaven verkommen lassen: Konsumenten, Unternehmen und vor allem die Staaten können ohne das fortgesetzte...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Spätestens am 15. August 1971 wurde Marx‘ Vision Wirklichkeit: Die US-Administration beendet die Einlösbarkeit des US-Dollar in physisches Gold – das Geld der zivilisierten Welt wurde aus dem Verkehr gezogen. Durch diesen Handstreich stülpen die Amerikaner der Welt ein ungedecktes Papiergeldsystem über. Seit diesem Tag sind alle bedeutenden Währungen entkernt, sind nur noch ungedecktes Geld, monopolisiert durch die staatliche Zentralbank, produziert durch Kreditvergabe, der keinerlei Ersparnisse gegenüberstehen.
Das Geldschaffen durch Kreditvergabe hat die Volkswirtschaften zu wahren Schuldsklaven verkommen lassen: Konsumenten, Unternehmen und vor allem die Staaten können ohne das fortgesetzte Vermehren der Kredit- und Geldmengen, bereitgestellt zu immer niedrigen Zinsen, nicht mehr ihre Rechnungen zahlen. Und die Zentralbanker sind aufgestiegen zur eigentlichen Machtzentrale: Es sind ihre geldpolitischen Beschlüsse, die maßgeblich über das Wohl und Wehe ganzer Volkswirtschaften befinden.
Heruntermanipulieren des Zinses
Mit dem willkürlichen Geldschaffen „aus dem Nichts“ führt eine recht kleine Clique von Zentralbankräten und ihrem Mitarbeiterstab eine kolossale „Umwertung der Werte“ (Friedrich Nietzsche) herbei: Chronische Inflation entmutigt das Sparen; Verschulden wird kultiviert; durch Heruntermanipulieren des Zinses wird die Zukunft zu Gunsten der Gegenwart entwertet; das maßlose Anwachsen des Staates wird befördert auf Kosten bürgerlicher und unternehmerischer Freiheiten.
Dadurch ist dem Zentralbank-Marxismus in Europa etwas besonders erstaunliches gelungen: Mittlerweile haben 19 Nationen mit insgesamt 337 Millionen Menschen ihre Selbstbestimmung in der Geldfrage aufgegeben und sich dem Diktat einer Einheitszentralbank, die eine ungedeckte Einheitswährung ausgibt, unterworfen. Zwar war und ist der Zentralbank-Marxismus in Europa äußerst erfolgreich. Seine Speerspitze ist aber nach wie vor die US-amerikanische Federal Reserve (Fed).
Die Welt hängt heute mehr denn je am ungedeckten US-Dollar wie an einem Fliegenfänger. Alle anderen Währungen bauen auf dem Greenback auf. Und es ist die Fed, die de facto die Kredit- und Liquiditätskonditionen auf den internationalen Finanzmärkten bestimmt.
Die Fed steht einem weltweiten Zentralbank-Kartell vor, das über sein Geldmonopol zur zentralen Lenkung und Kontrolle der Weltwirtschaft führen wird. Wer Freiheit und Wohlstand und ein friedfertiges und produktives Miteinander der Menschen national und international befürwortet, der kann nur hoffen, dass den Zentralbank-Marxisten etwas dazwischenkommt – und zwar möglichst schnell.
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