Thorsten Polleit
Warum die Soziale Marktwirtschaft eine Utopie ist
Aktualisiert am 25.10.2018 - 11:50 Uhr
Thorsten Polleit ist Honorarprofessor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth und Chefökonom von Degussa Goldhandel. Foto: Degussa Goldhandel
Niemand hat das Recht, einem anderen sein Eigentum wegzunehmen, findet Thorsten Polleit. Er fordert: Jeder Mensch muss das Recht haben, in Ruhe gelassen zu werden, wenn er es wünscht – insbesondere vom Staat.
In diesem Sinne fordert Ludwig von Mises eine „Ausstiegsklausel“, durch die diejenigen, die nicht mehr einem Staat angehören wollen, den Staat auf friedlichem Wege verlassen können; der Staat verliert dadurch sein territoriales Zwangsmonopol.
Mises schreibt: „Das Selbstbestimmungsrecht, von dem wir sprechen, ist jedoch nicht Selbstbestimmungsrecht der Nationen, sondern SeIbstbestimmungsrecht der Bewohner eines jeden Gebietes, das groß genug ist, einen selbständigen Verwaltungsbezirk zu bilden. Wenn es irgend möglich wäre, jedem einzelnen Menschen dieses Selbstbestimmungsrecht einzuräumen, so müßte es geschehen. Nur weil dies nicht durchführbar ist, da die staatliche Verwaltung eines Landstrichs...
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In diesem Sinne fordert Ludwig von Mises eine „Ausstiegsklausel“, durch die diejenigen, die nicht mehr einem Staat angehören wollen, den Staat auf friedlichem Wege verlassen können; der Staat verliert dadurch sein territoriales Zwangsmonopol.
Mises schreibt: „Das Selbstbestimmungsrecht, von dem wir sprechen, ist jedoch nicht Selbstbestimmungsrecht der Nationen, sondern SeIbstbestimmungsrecht der Bewohner eines jeden Gebietes, das groß genug ist, einen selbständigen Verwaltungsbezirk zu bilden. Wenn es irgend möglich wäre, jedem einzelnen Menschen dieses Selbstbestimmungsrecht einzuräumen, so müßte es geschehen. Nur weil dies nicht durchführbar ist, da die staatliche Verwaltung eines Landstrichs aus zwingenden verwaltungstechnischen Rücksichten einheitlich geordnet sein muss, ist es notwendig, das Selbstbestimmungsrecht auf den Mehrheitswillen der Bewohner von Gebieten einzuschränken, die groß genug sind, um in der politischen Landesverwaltung als räumliche Einheiten aufzutreten.“23
Die Unabhängigkeitsbestrebungen, die sich vielerorts zeigen (wie zum Beispiel Katalonien und das Baskenland in Spanien; Schottland in Großbritannien; Flandern und Wallonien in Belgien), vor allem auch die Entscheidung der Briten, aus der Europäischen Union auszutreten („Brexit“), sind Beispiele für Gruppen von Menschen, die ihr Selbstbestimmungsrecht einfordern. Der mithin große Widerstand, der sich in der Politik gegen derartige Absetzungsbeziehungsweise Austrittswünsche formiert, zeigt nur zu deutlich, wie stark das Selbstbestimmungsrecht mittlerweile schon relativiert beziehungsweise zurückgedrängt worden ist zugunsten kollektivistischer Gesellschaftsauffassungen.
Doch kollektivistische Ideen – und das zeigen die totalitären Entwicklungen des 20. Jahrhundert – sind zum Scheitern verurteilt; und auch der Interventionismus in all seinen Spielarten, auch in Form der Sozialen Marktwirtschaft, bietet keine Alternative. Nationalökonomisch lässt sich hingegen ohne Zweifel zeigen, dass die freie Marktwirtschaft die einzig dauerhaft durchführbare Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ist.
Die freie Marktwirtschaft ist – um mit dem Königsberger Philosophen Immanuel Kant (1724 – 1804) zu sprechen – die Bedingung der Möglichkeit für Freiheit, Frieden und Wohlstand auf der Welt.
Das herausgearbeitet – und auf diesem Weg die Soziale Marktwirtschaft als Utopie entkleidet – zu haben, ist das Ergebnis dieses Vortrags.
23 Mises, L. v. (1927), Liberalismus, S. 97.
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