Renminbi vor Aufwertung Chinesische Onshore-Anleihen dürften eine stabile Renditequelle bleiben
Das schleppende Wirtschaftswachstum, die zunehmenden geopolitischen Risiken und der angeschlagene Immobiliensektor in China haben einige globale Anleiheinvestoren dazu veranlasst, die Anleihen des Landes aus ihren Portfolios zu verbannen.
Doch diese Entscheidung hat sich als kostspielig erwiesen. Es hat sich nämlich gezeigt, dass Investoren, die sich von chinesischen Anleihen fernhielten, in den letzten Jahren auf das Potenzial für zweistellige Renditen an diesem Markt verzichtet haben. Chinesische Staatsanleihen haben sich dank der lockeren Geldpolitik des Landes – im Gegensatz zu dem aggressiven Straffungskurs anderer großer Zentralbanken – sowie dank inländischer Zuflüsse in sichere Häfen gut entwickelt.
Der Markt wird wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren eine stabile Renditequelle bleiben. Ein Grund dafür ist zyklischer Natur – die Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt wird wahrscheinlich stetig, aber langsam verlaufen. Die inländische Gesamtinflation liegt nach wie vor deutlich unter dem offiziellen Ziel von 3 Prozent, und das in einer Zeit, in der sich der Inflationsdruck in anderen großen Volkswirtschaften hartnäckig hält. Darüber hinaus dürfte sich das Blatt für den Renminbi nach seinem unaufhaltsamen Verfall in den letzten Jahren mittel- bis längerfristig wenden.
Ein weiterer Grund ist strukturell bedingt. Chinesische Onshore-Anleihen stellen eine defensive Anlage dar und bilden einen Anker für ein globales Portfolio mit dem Potenzial für attraktive Renditen, die nicht mit anderen wichtigen Staatsanleihemärkten korreliert sind.
Herausragende Performance
Chinesische Onshore-Anleihen haben in den letzten Jahren kräftig zugelegt und weisen gleichzeitig eine geringere Volatilität auf als viele entwickelte und große Anleihemärkte. Nehmen wir einen typischen Euro-Anleger. In den letzten fünf Jahren hätten chinesische Onshore-Anleihen – größtenteils Staatsanleihen, aber auch Unternehmensanleihen und Anleihen der Policy Banks (Staatsbanken) – auf währungsgesicherter Basis eine Rendite von über 15 Prozent gebracht, was im Vergleich zu Investment-Grade-Anleihen der Eurozone, die 2,7 Prozent verloren, oder Staatsanleihen der Eurozone, die einen Verlust von über 7 Prozent erlitten, sehr viel ist.*
Hochzinsanleihen der Eurozone erzielten mit fast 15 Prozent ähnliche Gewinne, allerdings bei höherer Volatilität. Bei US-Dollar-Anlegern ist der Unterschied sogar noch ausgeprägter, da die Renditen chinesischer Anleihen die von US-Staatsanleihen und Hochzinsanleihen übertrafen (siehe Grafik).
Grafik: Hohe Rendite, geringe Volatilität. Annualisierte Rendite, Volatilität und kumulierte Wertentwicklung über fünf Jahre
Auf kurze Sicht erwarten wir, dass die Renditen chinesischer Anleihen stabil bleiben werden. Die Geldpolitik dürfte bei ausbleibender Inflation locker bleiben, um die potenziell negativen Auswirkungen einer Erhöhung des Anleiheangebots und der öffentlichen Ausgaben auszugleichen.
Der Anleihemarkt dürfte auch durch Maßnahmen zur Stabilisierung des chinesischen Immobiliensektors Unterstützung bekommen. Die People's Bank of China hat eine Reihe von Maßnahmen angekündigt, darunter eine Senkung der Anzahlungen auf Wohnungskäufe sowie Pläne für den staatlichen Ankauf privater Immobilienobjekte, die dann in Sozialwohnungen umgewandelt werden sollen. Das dürfte dazu beitragen, Druck vom Markt zu nehmen und der Zentralbank die Möglichkeit zu geben, die Zinsen niedrig zu halten.