Volkswirt Andreas Busch
So wichtig ist China für die Weltwirtschaft
Andreas Busch arbeitet als Volkswirt bei der Investmentgesellschaft Bantleon. Foto: Thomas Wieland
China streicht Covid-Restriktionen und greift der Immobilienbranche unerwartet kräftig unter die Arme. Bringt das Reich der Mitte die Weltwirtschaft wieder auf Kurs? Hier gibt Bantleon-Analyst Andreas Busch eine Einschätzung.
Während somit vieles für eine deutliche Wachstumsbelebung im Reich der Mitte spricht, sind die daraus resultierenden Konsequenzen für die Weltwirtschaft weniger eindeutig. Sicherlich werden die engsten Handelspartner – vor allem in Asien – von der Wiederbelebung Chinas profitieren. Ungeachtet dessen bleibt in unseren Augen der globale Konjunkturtrend abwärtsgerichtet. Darauf deutet unter anderem unser Bantleon Global Liquidity Index hin, der aus weltwirtschaftlicher Sicht trotz der jüngsten Impulse aus China einen anhaltenden Abschwung der Industrie vorzeichnet (siehe Abbildung 2).
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Darüber hinaus ist die aktuelle Lage...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Während somit vieles für eine deutliche Wachstumsbelebung im Reich der Mitte spricht, sind die daraus resultierenden Konsequenzen für die Weltwirtschaft weniger eindeutig. Sicherlich werden die engsten Handelspartner – vor allem in Asien – von der Wiederbelebung Chinas profitieren. Ungeachtet dessen bleibt in unseren Augen der globale Konjunkturtrend abwärtsgerichtet. Darauf deutet unter anderem unser Bantleon Global Liquidity Index hin, der aus weltwirtschaftlicher Sicht trotz der jüngsten Impulse aus China einen anhaltenden Abschwung der Industrie vorzeichnet (siehe Abbildung 2).
Darüber hinaus ist die aktuelle Lage nicht – wie von manchen unterstellt – mit den Jahren 2008/2009 zu vergleichen, als China ein massives Konjunkturpaket auf den Weg gebracht hatte. Dieses hatte einen Umfang von mehr als 10 Prozent des BIP und stellte bewusst darauf ab, die Belastungen infolge der Rezessionen in den Industrieländern abzufedern. Das aktuelle Anliegen Pekings ist aber ein anderes. Primäres Ziel ist heute, dass die Wirtschaft nach den Störfeuern der vergangenen Jahre mehr oder weniger aus eigenem Antrieb zur Normalität zurückkehrt.
Nicht zuletzt wegen des derzeit deutlich geringeren finanzpolitische Handlungsspielraum kann der Staat bei diesem Prozess weitaus weniger stützen als vor 15 Jahren. So ist die Verschuldung von Staat und Unternehmen gegenwärtig mit einem Wert von über 220 Prozent des BIP knapp doppelt so hoch wie kurz vor der globalen Finanzkrise (siehe Abbildung 3). Die enorme Verschuldung erklärt auch, warum die Regierung am übergeordneten Ziel der Eindämmung des Schuldenwachstums festhält. Dies zeigt sich etwa darin, dass die drei roten Linien nicht komplett aufgehoben, sondern das Erreichen dieser Kennzahlen lediglich zeitlich gestreckt wurde.
Zusammenfassend ist es nach unserer Einschätzung wahrscheinlich, dass sich die positiven Impulse des Aufschwungs in China auf die Weltwirtschaft in Grenzen halten. Sie sind voraussichtlich nicht stark genug, um der zins- und kosteninduzierten Rezession in den Industrienationen substanziell etwas entgegenzustellen. Mit Blick auf den globalen Konjunkturtrend, der gemäß unseren Frühindikatoren bis weit ins laufende Jahr hinein abwärtsgerichtet ist, scheint die schnellere Wiederbelebung im Reich der Mitte mithin kein Gamechanger zu sein.
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