LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 4 Minuten

China im Blick der europäischen Anleger Renminbi kaufen?

Seite 2 / 2


Politisch stellt sich die Lage ganz anders da. China befindet sich in einem weitreichenden Reformprozess. Ziel der Führung ist es, die Binnenwirtschaft zu stärken und das Land in der Weltwirtschaft voranzubringen. Dazu gehört auch eine starke Währung. Peking hat dabei schon einiges erreicht. Der Renminbi ist die fünftwichtigste Handelswährung der Welt. China drängt bei bilateralen Handelsvereinbarungen darauf, die Ex- und Importe in Renminbi abzuwickeln. Im Kapitalverkehr wird der Renminbi durch die Öffnung seiner Finanzmärkte gestärkt. Immer mehr ausländische Anleger wollen sich die Chancen einer stark wachsenden Wirtschaft nicht entgehen lassen.

Wo es noch fehlt und was jetzt auf der Agenda steht, ist die Nutzung des Renminbis als Reservewährung. In den Portfolios der Zentralbanken ist er noch kaum vertreten. Um das zu ändern, strebt Peking die Aufnahme seiner Währung in den Korb der Sonderziehungsrechte des Internationalen Währungsfonds an. Bisher sind darin nur der US-Dollar, der Euro, der Yen und das Britische Pfund. Wenn der Renminbi dazu käme, wäre das für die Chinesen wie ein Ritterschlag. Er würde sie mit einem Mal auf eine Ebene mit den bisherigen Reservewährungen heben. Die Chancen dazu stehen nicht schlecht. Das gäbe dem Wechselkurs weiteren Auftrieb.

Peking kann sich unter diesen Umständen keine größere Abwertung des Renminbi leisten. Wenn es in Zukunft Marktkräfte in dieser Richtung geben sollte, wird die Zentralbank gegensteuern. 

Für den Anleger
Wenn es bei der Bestimmung des künftigen Kurses einer Währung unterschiedliche Kräfte gibt, ist dies immer mit Unsicherheiten verbunden. Es wird daher vermutlich größere Schwankungen beim Renminbi geben als bisher. Am Ende jedoch, davon bin ich überzeugt, werden sich die politischen Ambitionen Pekings durchsetzen. China ist mehr als jedes andere Land eine politische Ökonomie. Da ticken die Uhren anders. Deshalb wird sich auch die Währung anders entwickeln. Ich rechne daher auf längere Frist mit einer Aufwertung des Renminbi, selbst wenn das der chinesischen Industrie das Leben schwerer macht.

Euro-Investoren sollten aber mit voreiligen Schlussfolgerungen vorsichtig sein. Peking orientiert seine Wechselkurspolitik am US-Dollar. Der ist im Augenblick gegenüber dem Euro fest. Das hat dazu geführt, dass die Aufwertung des Renminbi gegenüber dem Euro in der Vergangenheit noch größer war als gegenüber dem US-Dollar. Es gibt viele, die den Euro auch in Zukunft noch schwach gegenüber dem US-Dollar sehen. Das wäre gut für europäische Renminbi-Investoren. Wenn sich der Euro dagegen langfristig stabilisiert oder gar aufwertet (womit ich rechne), muss man vorsichtig sein. Denn dann würde der Renminbi gegenüber dem Euro schwächer, ohne dass Peking etwas dagegen tun würde.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion