LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in ChinaLesedauer: 4 Minuten

Xiaolin Chen im Interview „Chinas Regierung lässt Investoren nicht im Stich“

Xiaolin Chen spricht über den chinesischen Markt
Xiaolin Chen spricht über den chinesischen Markt | Foto: Christoph Fröhlich

DAS INVESTMENT: Frau Chen, Chinas Wirtschaft litt stark unter der Null-Covid-Politik. Warum entschied sich die Regierung in Peking für einen so strengen Kurs?

Xiaolin Chen: Chinas Regierung hielt lange an der strikten Corona-Politik fest, weil das Gesundheitssystem ansonsten überlastet worden wäre. Die Risikogruppe der über 60-Jährigen weist im Reich der Mitte nur eine geringe Impfquote auf und steht konventioneller Medizin eher kritisch gegenüber. Politiker mussten sich also zwischen dem Wohlergehen der Bevölkerung und wirtschaftlichen Aspekten entscheiden. Letztlich fiel die Wahl auf die Gesundheit der Menschen.

Wie geht es der Wirtschaft jetzt?

Chen: Nach dem Corona-Shutdown öffnet die Volksrepublik ihre Tore wieder und die Konjunktur gewinnt rasant an Fahrt. Darauf haben Anleger lange gewartet, denn die Gewinnaussichten sind angesichts der Stärke chinesischer Konsumenten hervorragend. Im Reich der Mitte zieht es die Menschen in Städte – vor allem in jüngeren Jahren. In Chinas Metropolen gibt es bessere Universitäten und Arbeitsstellen als in ländlichen Gebieten. Die Menschen erhöhen ihren Lebensstandard und wollen mehr konsumieren. Das ist ein gefundenes Fressen für die Wirtschaft. Die Absatzmöglichkeiten von Unternehmen verbessern sich in China nachhaltig – vor allem im Dienstleistungssektor.

Welches Unternehmen hat aktuell besonders gute Wachstumsaussichten?

Chen: Tencent ist im Markt sehr gut positioniert. Die Firma hat Wechat im Repertoire, eine App für Smartphones Inzwischen ist sie um zahlreiche Funktionen erweitert worden, zum Beispiel das Mobile-Payment-System Wechat Pay.

Wie übersetzen Sie den Konsumtrend in China in Investmentmöglichkeiten?

Chen: Mit dem Kraneshares CSI China Internet ETF. Der Fonds verschafft Anlegern Zugang zu chinesischen Internetunternehmen, die in Hong Kong und den USA gelistet sind. Inzwischen ist er zehn Jahre alt.

Xiaolin Chen im Gespräch mit DAS-INVESTMENT-Redakteurin Sarah Steiner
Xiaolin Chen im Gespräch mit DAS-INVESTMENT-Redakteurin Sarah Steiner © Christoph Fröhlich

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Sprechen wir über die Risiken des chinesischen Marktes. Im Moment belastet die Krise im Immobiliensektor die Konjunktur. Welche Folgen hat das für Anleger?

Chen: Immobilien machen in China einen großen Teil der Kapitalanlagen aus und der Staat ist sehr darauf bedacht, den Markt zu stabilisieren. Investoren können sich darauf verlassen, dass das so bleibt. Die Regierung in Peking lässt Anleger nicht im Stich.

Wie beurteilen Sie die Spannungen zwischen China und den USA?

Chen: Die USA sind die größte Volkswirtschaft der Welt, China folgt auf Platz 2. Beide Länder verfolgen ihre wirtschaftlichen Ziele mit Nachdruck. In dieser Konstellation sind Spannungen natürlich vorprogrammiert. Letztendlich belastet die Auseinandersetzung beide Länder, weil der Welthandel eng verflochten ist. Deshalb arbeiten die Regierungen in Washington und Peking an einer konstruktiven Lösung, die Investoren zugutekommt.

Welche Risiken birgt der Taiwan-Konflikt?

Chen: Weder die Chinesen noch die Taiwaner wünschen eine Eskalation. Ökonomisch sind die Länder eng verbunden. Chinesische Unternehmen sind stark in den taiwanesischen Markt integriert, und auch die Taiwanesen legen viel Geld im Reich der Mitte an. China ist vor allem im Technologiebereich engagiert. In der Politik gibt es allerdings Warnzeichen, weil die taiwanesische Regierung den USA und Japan nahesteht.

Die Wirtschaft in Europa und den USA zeigte sich zuletzt nicht von ihrer besten Seite. Was bedeutet das für China?

Chen: Sollten die USA oder Europa in eine Rezession rutschen, leidet vor allem der chinesische Exportsektor. Aktuell erwarten Unternehmen eher eine Rezession in den USA, weniger in Europa. Dieses Risiko sollten Investoren im Blick behalten.

Investieren Sie in China?

Ja, es gibt dort enormes Potenzial
0%
Nein, das ist mir zu heikel
0%
Ich habe mich damit nicht beschäftigt
0%