Feri-Vorstand Heinz-Werner Rapp
Chinas Großmachtrivalität verschärft globale Spannungen

Feri-Vorstand Heinz-Werner Rapp
Chinas Versuche, in direkter Konkurrenz zur US-Politik eine „Befriedung am Golf“ herbeizuführen, sind nach dem neuen Gewaltausbruch vorerst gescheitert. Auch jetzt erscheinen Chinas Eigeninteressen zu bedeutend, um dort als neutraler Vermittler eine ernst zu nehmende Rolle zu spielen. Dass der Krieg im Nahen Osten auch als Rückschlag und Test für Chinas wahre Absichten in der Region gesehen wird, überrascht nicht. Denn nach wie vor setzt das Land alles daran, seinen Einfluss weltweit auszubauen – immer stärker im „Globalen Süden“ und stets gegen die Interessen der USA.
Der epochale Machtkampf zwischen China und den USA erzeugt auf globaler Ebene ein machtpolitisches Vakuum, das eine Zunahme regionaler Konflikte zumindest begünstigt – wie erst in der Ukraine, danach in Aserbaidschan und nun im Nahen Osten.
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Chinas Versuche, in direkter Konkurrenz zur US-Politik eine „Befriedung am Golf“ herbeizuführen, sind nach dem neuen Gewaltausbruch vorerst gescheitert. Auch jetzt erscheinen Chinas Eigeninteressen zu bedeutend, um dort als neutraler Vermittler eine ernst zu nehmende Rolle zu spielen. Dass der Krieg im Nahen Osten auch als Rückschlag und Test für Chinas wahre Absichten in der Region gesehen wird, überrascht nicht. Denn nach wie vor setzt das Land alles daran, seinen Einfluss weltweit auszubauen – immer stärker im „Globalen Süden“ und stets gegen die Interessen der USA.
Der epochale Machtkampf zwischen China und den USA erzeugt auf globaler Ebene ein machtpolitisches Vakuum, das eine Zunahme regionaler Konflikte zumindest begünstigt – wie erst in der Ukraine, danach in Aserbaidschan und nun im Nahen Osten.
Für den strategischen Ausblick auf Geopolitik und Weltwirtschaft hat dieser Hegemonialkonflikt höchste Bedeutung. Besonders alarmierend: Im globalen Kampf um wirtschaftliche und politische Dominanz zeigt China wachsende Konfrontationsbereitschaft. Ökonomische Fragilität und politische Verhärtung in China erhöhen zudem die dortigen Investmentrisiken.
Grundsätzlich beruft sich China bei seinem Streben an die Spitze der Weltordnung auf eine Vision nationaler Stärke und Wiedergeburt und sieht sich von einer einmaligen historischen Konstellation begünstigt. Gleichzeitig folgt das Land einer sehr langfristig angelegten und detailliert geplanten Strategie. Neben verstärkter militärischer Aufrüstung spielen hybride Attacken im Kampf gegen die Vormacht der USA eine immer größere Rolle. Ein wichtiges Ziel ist dabei das US-Dollar-System und dessen Bedeutung für die USA: Die Dominanz des Dollars, etwa im internationalen Rohstoffhandel, soll durch gezielte Attacken und mit Hilfe antiwestlicher Allianzen nachhaltig geschwächt werden.
Auch das Aufkommen Künstlicher Intelligenz (KI) ist nach Ansicht der chinesischen Staatsführung ein zentraler Teil des epochalen Wandels, den China für sich nutzen will. Die von China angestrebte KI-Dominanz soll Konkurrenten im globalen Machtkampf, speziell die USA, dauerhaft zurückdrängen.
Bei seinem Streben nach einer „Neuen Weltordnung – Made in China“ setzt das Land auch auf massive Einflussnahme auf etablierte Organisationen wie die UN, den Aufbau strategischer Transaktionsnetze wie die „neue Seidenstraße“ und die Übernahme der Führungsrolle in der Gruppe der Brics beziehungsweise Brics+. Die Volksrepublik hat so ihren Einfluss und ihre Schlagkraft stetig ausgebaut und fühlt sich jetzt stark genug, die westlich geprägte Weltordnung offen herauszufordern. Damit ist eine weitere Verschärfung globaler Spannungen vorprogrammiert – speziell im Verhältnis zu den USA.
Direkte Folge dieses Konflikts ist eine fortschreitende Fragmentierung und schließlich die Aufspaltung der Weltwirtschaft in zwei getrennte Hemisphären. Diese globale „Bifurkation“ zeichnet sich bereits ab und hat auch mit Blick auf die globalen Kapitalmärkte hohe Relevanz.
Die Prämissen für Chinas Strategie globaler Dominanz sind allerdings in vielen Bereichen volatil. Die demografische Entwicklung und die hohe Verschuldung führen zu steigender Unzufriedenheit und sozioökonomischer Fragilität, also letztlich zum Szenario eines „unsicheren China“. Dieser Verlauf bremst Chinas Dynamik schon heute, gleichzeitig wird die staatliche Kontrolle über Wirtschaft und Gesellschaft noch verstärkt.
Der weitere Kurs von China ist somit von zunehmenden Unsicherheiten geprägt. Nachdem das Land in einer beispiellosen Aufholjagd innerhalb weniger Jahrzehnte zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen ist, scheint es aktuell an einem Punkt angekommen, der sowohl einen Gipfel als auch eine Sackgasse markieren könnte.
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