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China, Ölpreis, Berichterstattung „Von einem Wachstum wie in China können wir nur träumen“

Ulrich Harmssen ist Direktor Investmentfonds beim Maklerverbund Apella aus Neubrandenburg
Ulrich Harmssen ist Direktor Investmentfonds beim Maklerverbund Apella aus Neubrandenburg
Schon komisch: Es ist gar nicht lange her, da wurden sinkende Ölpreise als willkommenes Konjunkturprogramm für die Eurozone betrachtet - und die Börsen stiegen. Motto: Benzin- und Heizölpreise fallen, ergo haben Konsumenten mehr Geld zur Verfügung. Heute nun steigt der Preis für Rohöl kräftig - und die Börsen jubeln darüber und steigen kräftig. Aber gut: an den Börsen ist 1 + 1 eben nicht 2 sondern 5 - 3.

Heute wird von der Mainstream-Presse gemeldet, die chinesische Wirtschaft sei im vergangenen Jahr nur um 6,9 Prozent gewachsen; dies sei das niedrigste Wachstum Chinas seit 25 Jahren. Was fällt mir dazu ein: eine Angabe in Prozent bezieht sich immer auf eine Basis, in diesem Fall auf das BIP Chinas. Das liegt bekanntlich bei inzwischen ca. gut 10 Billionen US-Dollar! 6,9 Prozent davon: ca. 690 Milliarden Dollar - von einem solchen Wachstum in absoluten Zahlen können wir hierzulande - aber auch die USA - nur träumen.

Das Angebot an Rohöl ist riesig


Das China-Bashing geht also offenbar munter weiter. Und ein weiteres "Missverständnis" muss erneut kommentiert werden, nachdem ich heute auf n-tv einen Kommentar hörte, der darauf hinauslief, die angeblich schwache Konjunktur Chinas und die entsprechend geringere Nachfrage nach Rohöl allein für den Preisverfall des schwarzen Goldes verantwortlich zu machen.

Man lernt heute wohl schon in der Grundschule, dass Preise sich nicht nur über die Nachfrage, sondern auch über das Angebot bilden. Und das Angebot an Rohöl auf dem Markt ist aktuell riesig. So groß, dass schon Super-Tanker als schwimmende Lager herhalten müssen. Die Ölförderstaaten produzieren auf Teufel komm raus und nun kommt auch noch der Iran hinzu, nachdem die Sanktionen aufgehoben wurden.

Immer wieder erstaunlich für mich, wie solche Fakten mit leichter Hand ausgeblendet werden, zumal es doch mittlerweile die Spatzen vom Dach pfeifen, dass die Ölförderländer des Nahen Ostens ein großes Interesse daran haben, die USA in einem Preiskampf aus dem Markt zu fegen. Was soll man also daraus schließen? Vielleicht dieses: ein Land mit minimaler Aktienkultur verkraftet offenbar auch nur wenig Sachverstand bei der Berichterstattung über das aktuelle Börsengeschehen.

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