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in KonjunkturLesedauer: 3 Minuten

Aktienmärkte China und mögliche Rezession sind die größten Risiken

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Sollte die Konjunktur sich wieder abschwächen und die Inflation sich tatsächlich als vorübergehend erweisen, dürften sich die Anleihemärkte insgesamt stabilisieren. Wir rechnen bei zehnjährigen US-Anleihen mit Renditen um 2 Prozent, bei Bundesanleihen um 0 Prozent. Das ist wichtig, denn die langfristigen Zinssätze sind der Ausgangspunkt für die Bewertung aller Vermögenswerte. Unserer Meinung nach besteht das Hauptrisiko für die Märkte nicht mehr in einem Aufwärtsdruck auf die Anleiherenditen, sondern in einer Konjunkturabschwächung, die zu einer Senkung der Gewinnprognosen führen könnte.

2. China hat unter Führung von Präsident Xi Jinping einen Richtungswechsel weg vom „Wachstum um jeden Preis“ hin zu mehr „Wohlstand für alle“ vollzogen, der in den vergangenen Monaten zu einer Reihe von Verwerfungen geführt hat. Der Immobiliensektor, der fast 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, wurde besonders hart getroffen. Das Wachstum im dritten Quartal lag nahezu bei 0. Für das vierte Quartal wird zwar ein Aufschwung erwartet, aber ob sich dieser tatsächlich einstellt, bleibt abzuwarten.


Auf längere Sicht gesehen sind die neuen Ziele unserer Meinung nach jedoch lobenswert und sollten für mehr Solidarität zwischen den Gesellschaftsschichten, eine grünere Wirtschaft und einen Anstieg der Geburtenrate sorgen. Das könnte bedeuten, dass sich China stärker auf seinen riesigen Binnenmarkt von 1,4 Milliarden Menschen ausrichten und von seiner internationalen Rolle als einer der wichtigsten Handelspartner weltweit zurückziehen wird. Die Corona-Pandemie könnte diese Entwicklung unter Umständen bereits beschleunigt haben – wir denken jedoch nicht, dass dies der Fall ist.

Mit dem eingeschlagenen Richtungswechsel werden Kapitalismus und Unternehmertum nicht abgeschafft werden, erst recht nicht wegen des schnell wachsenden Technologiesektors, in dem China eine Führungsposition einnimmt. Der Anteil der digitalen Wirtschaft am chinesischen BIP soll bis 2025 von 7,8 Prozent auf 10 Prozent steigen. Zudem: Da das Regime sich nicht durch Wahlen legitimiert, muss es konkrete Ergebnisse für den „Wohlstand für alle“ präsentieren. Aus diesen Gründen sind wir überzeugt, dass es sich lohnt, langfristig in China zu investieren.

Unsere Schlussfolgerung: Auch wenn die Gefahr eines Zinsanstiegs geringer geworden zu sein scheint, halten wir es für falsch, ins Risiko zu gehen und blindlings auf eine mögliche Jahresendrally zu setzen. Wir behalten unsere Aktiengewichtung bei und stocken nur bei einem Kursrückgang auf.

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