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, in Asien ex-JapanLesedauer: 4 Minuten

China und SRI „Wir spüren den Wind des Wandels“

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Die börsennotierten Unternehmen in Hongkong sind ein guter Indikator für die Verbesserungen der Corporate Governance, da mehr als 60 % von ihnen umfassender berichten, als es die ESG-Mindestanforderungen vorschreiben. Das Unternehmen Hong Kong Exchanges and Clearing, das die Börse betreibt, hat die Offenlegung der ESG-Politik im Jahr 2015 vorgeschrieben.

 Aufmerksamkeit für ESG-Standards, -Offenlegung und -Engagement

Die chinesische Regierung hat deutlich gemacht, dass das Umweltfragen wichtig für ihren Fünfjahresplan sind, aber es gibt derzeit keine Verpflichtung für Unternehmen in China, über ESG zu berichten. Im Austausch mit anderen chinesischen Managern wirkt es für uns zwar so, als wollten sie in einen führenden Nachhaltigkeitsstandard wie den Index Dow Jones Sustainability aufgenommen werden. Insgesamt scheint es aber eher so zu sein, dass chinesische Unternehmen lieber auf eine von einem Dritten definierte Norm und Regelung hinarbeiten möchten, als selbst freiwillige Standards auszuarbeiten.

Eine Kombination aus Überkapazitäten und einem sich verlangsamenden Wirtschaftswachstum hat die Verantwortlichen erneut dazu ermutigt, die SOEs (SOE = State Owned Enterprises) zu reformieren, um sie international wettbewerbsfähig, finanziell erfolgreich und weniger für Korruption anfällig zu machen. Der chinesische Staatspräsident hat erklärt, die Regierung erwarte, dass sich Staatsunternehmen ebenso wie private Unternehmen an den Governance-Kodex halten. Dies ist aber nicht der erste Versuch der Regierung, die SOEs zu reformieren – früher hatte es aber zu viele arbeitnehmerbezogene Probleme gegeben, um damit weiterzukommen. Bisher haben wir auch nur begrenzte Fortschritte gesehen.

Börsen entwickeln ihren Governance-Ansatz

Wenn es um Governance-Standards und Transparenz geht, sind Börsen wichtige Unternehmen. Die Börsen von Shanghai und Shenzhen wurden beide 1990 gegründet und werden von der CSRC reguliert. Die Börse in Shenzhen scheint sich recht gut zu entwickeln. Dort gab es die meisten Börsengänge weltweit. Die Shenzener Börse führt offene und produktive Gespräche über die Herausforderungen in Bezug auf Offenlegung, grundlegende Governance-Standards und ihre Rolle gegenüber der Regulierungsbehörde mit ausländischen Marktteilnehmern wie uns. 

Die CSRC hatte 2002 ihren aktuellen Governance-Kodex herausgegeben. Dieser Kodex stellte eine ziemlich hohe Messlatte für chinesische Unternehmen dar, da er auf den Richtlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) basierte.

Hoffnung auf Fortschritte

Die Standards konzentrieren sich auf den Anlegerschutz, einen grundlegenden Verhaltenskodex und eine Berufsethik, die von Führungskräften, Direktoren, Vorgesetzten und Managern chinesischer börsennotierter Unternehmen beachtet werden sollten. 2006 folgten neue Gesellschafts- und Wertpapiergesetze, die die Governance-Rahmenbedingungen in China weiterentwickelten. Dies war ein wichtiger Schritt zum weiteren Schutz durch eine erhöhte Transparenz, rechtliche Verantwortlichkeiten für Mehrheitsaktionäre sowie einen Wertpapierinvestor-Schutzfonds. Gemeinsam setzen sie ehrgeizige Standards, mit deren Umsetzung sich chinesische Unternehmen aber schwer tun.

Der Governance-Kodex wird derzeit von der CSRC überprüft. Dies dient teilweise dazu, einige der Mängel bei der Anwendung des Kodex im Laufe der Jahre zu beheben und bestimmte Bereiche zu stärken. Internationale Investoren wünschen sich, dass sich die Aufsichtsbehörden mit den Mängeln des Übernahmekodexes befassen. Zu viele Unternehmen ändern ihre Satzung einfach selbst und gestalten so im Endeffekt ihren eigenen Aktionärsrechteplan. Ein kritischer Punkt des neuen Kodex wird letztlich sein rechtlicher Status sein: Wird er lediglich neue Normen festlegen, oder wird die CSRC eine offizielle Regulierungsbefugnis erhalten? Ausländische Investoren erhoffen sich eine bessere Durchsetzung des Kodex und eine stärkere Regulierung in puncto Berichterstattung und Transparenz von Unternehmen.

Ausblick: langsam, aber hoffnungsvoll

Engagement und Einflussnahme stellen in China viel größere Herausforderungen dar als in manchen anderen Märkten. Wir erleben jedoch ein echtes Interesse von Unternehmen und anderen Investmentorganisationen (einschließlich chinesischer Manager), besser zu verstehen, welche ESG-Daten relevant sind, welchen Standard wir anstreben und wie wir die Analyse verwenden. Darüber hinaus scheinen sie offen für die Kooperation mit ausländischen Investoren im Interesse der Aktionäre zu sein. Die Zusammenarbeit in- und ausländischer Investoren im Interesse aller Aktionäre bedeutet hier eine enorme Triebkraft für Veränderungen.

Therese Niklasson arbeitet als Globale Leiterin ESG bei Investec AM. Wenchang Ma ist Assistant Portfolio Manager des Investec All China Equity.

 

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