Volkswirt Andreas Busch
Welchen Einfluss hat ein Präsident Trump auf die chinesische Wirtschaft?
![Andreas Busch arbeitet als Volkswirt bei der Investmentgesellschaft Bantleon.](/uploads/images/teaser/big/Andreas-Busch-arbeitet-als-Volkswirt-bei-der-Investmentgesellschaft-Bantleon-2.jpg)
Volkswirt Andreas Busch
Chinas Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Neben den konjunkturellen Bremswirkungen, die vom Gesundschrumpfen der Bauwirtschaft ausgehen, droht nun auch außenwirtschaftlicher Gegenwind durch eine Neuauflage des Handelskriegs mit den USA.
Was die Immobilienkrise angeht, hatte die Regierung in Peking bereits im September in einer bislang beispiellosen konzertierten Aktion von Geld- und Fiskalpolitik vielfältige Stützungsmaßnahmen auf den Weg gebracht. Diese zeigen nun erste Wirkungen.
So hat sich das Wachstum der Einzelhandelsumsätze im Oktober beschleunigt, sogar etwas deutlicher als erwartet. Das Statistikamt weist ein Plus von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus, nach +3,2 Prozent im September. Im Vergleich zum Vormonat steht damit der zweite Anstieg in Folge zu Buche (siehe Abbildung 1). Unter anderem dürften hier die vor Kurzem lancierten Eintauschprämien beim Kauf energieeffizienter Haushaltsgeräte und umweltfreundlicher Autos gestützt haben.
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Chinas Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Neben den konjunkturellen Bremswirkungen, die vom Gesundschrumpfen der Bauwirtschaft ausgehen, droht nun auch außenwirtschaftlicher Gegenwind durch eine Neuauflage des Handelskriegs mit den USA.
Was die Immobilienkrise angeht, hatte die Regierung in Peking bereits im September in einer bislang beispiellosen konzertierten Aktion von Geld- und Fiskalpolitik vielfältige Stützungsmaßnahmen auf den Weg gebracht. Diese zeigen nun erste Wirkungen.
So hat sich das Wachstum der Einzelhandelsumsätze im Oktober beschleunigt, sogar etwas deutlicher als erwartet. Das Statistikamt weist ein Plus von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus, nach +3,2 Prozent im September. Im Vergleich zum Vormonat steht damit der zweite Anstieg in Folge zu Buche (siehe Abbildung 1). Unter anderem dürften hier die vor Kurzem lancierten Eintauschprämien beim Kauf energieeffizienter Haushaltsgeräte und umweltfreundlicher Autos gestützt haben.
Daneben waren bei den Hausverkäufen Lebenszeichen auszumachen. Als Folge der staatlichen Anreize unter anderem in Form von niedrigeren Hypothekenzinsen und gelockerten Eigenmittelanforderungen hat sich der Rückgang gegenüber dem Vorjahr spürbar von 10,8 Prozent auf 1,6 Prozent verringert. Auch bei den Preisen hat eine Stabilisierung eingesetzt. Sie gaben für neu gebaute Wohnungen im Oktober nur noch um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat nach – das geringste Minus seit einem halben Jahr.
Alles in allem lassen die jüngsten Daten erkennen, dass die Stimuli Pekings auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Mithin steigen die Chancen, dass nach dem enttäuschenden BIP-Wachstum im dritten Quartal in Höhe von 0,9 Prozent (gegenüber dem Vorquartal) im Schlussquartal ein höheres Expansionstempo realisiert wird. Im Jahresdurchschnitt 2024 dürfte es für eine Fünf vor dem Komma zwar nicht ganz reichen – dazu sind die Vorgaben aus den ersten Quartalen des Jahres zu schlecht. Das Ziel der Regierung von „rund 5 Prozent“ sollte aber möglich sein.
Mit Blick auf die drohenden Belastungen für die Exportwirtschaft ist ganz entscheidend, wie sehr Donald Trump nach seinem Einzug ins Weiße Haus an der Zollschraube dreht. Während seiner ersten Amtszeit ist der durchschnittliche Zoll auf Importe aus China in die USA von knapp 3 Prozent auf rund 11 Prozent angehoben worden (siehe Abbildung 2). Ein großer Teil der chinesischen Ausfuhren in die USA ist seither mit einem rund 20-prozentigen Zoll belegt. Der Anteil der Exporte in die USA an den gesamten Exporten Chinas ist daraufhin von 19 Prozent auf unter 15 Prozent zurückgegangen (siehe Abbildung 2).
Würde Trump seine Androhung aus dem Wahlkampf von einer Anhebung der Zölle auf 60 Prozent wahrmachen, kämen auf Chinas Exportwirtschaft noch stärkere Belastungen zu. Wird exemplarisch unterstellt, dass die Exporte in die USA dieses Mal doppelt so stark – also um 8 Prozentpunkte – nachgeben, entstünde daraus isoliert betrachtet ein Bremseffekt auf das BIP von 1,5 Prozent.
Wie deutlich die Zölle letztlich steigen werden, ist aktuell allerdings noch nicht absehbar. Entsprechend ist es nicht verwunderlich, dass sich die chinesische Regierung bislang nur vage zu Art und Umfang weiterer Fiskalstimuli geäußert hat. Als Ausdruck von Untätigkeit ist dieses Stillhalten in unseren Augen nicht zu werten.
Vielmehr dürfte Peking zunächst sein Pulver trocken halten wollen, um später kraftvoll gegenzusteuern, sobald klarer sichtbar wird, wie stark der außenwirtschaftliche Gegenwind tatsächlich ausfällt. Dann dürfte die chinesische Regierung nachlegen und zusätzliche Maßnahmen lancieren. Unter anderem sollte das bislang im Raum stehende Paket zur Stützung des privaten Konsums von bis zu 1.000 Milliarden Yuan (entspricht 0,8 Prozent des BIP) konkrete Formen annehmen und unter Umständen sogar ausgeweitet werden.
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