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„Chinas Weg führt weg von der Exportabhängigkeit hin zum stärkeren Binnenkonsum“

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DAS INVESTMENT.com: Wie macht sie das bemerkbar?

Ma: Ablesen lässt sich das an ganz grundlegenden Dingen wie der Verbreitung des Internets. 2009 hatten vor allem die Ostregionen an der Küste Zugang zu einem Internetanschluss. Mit der Ausdehnung des Wohlstands nach Westen wird in Zukunft auch in den ländlicheren Gebieten etwa ein Drittel bis die Hälfte der Bevölkerung online gehen können.


Quelle: Fidelity, CLSA Asia-Pacific Markets, Januar 2011, Grafik vergrößern

DAS INVESTMENT.com:
Was stützt die Binnennachfrage?

Ma: Die chinesische Regierung hat zum Beispiel den Mindestlohn in den vergangenen zwei Jahren um durchschnittlich 20 Prozent angehoben. 2011 war das elfte Jahr in Folge, in dem China ein reales Einkommenswachstum pro Kopf von mehr als 7 Prozent verzeichnete. Ich erwarte, dass die Regierung über die nächsten drei Jahre eine weitere Erhöhung um 10 bis 15 Prozent durchsetzen wird. Das wird den Binnenkonsum weiter stützen.

DAS INVESTMENT.com: Falls die Inflation der Regierung keinen Strich durch die Rechnung macht.

Ma: Die Inflation in China lag im dritten Monat in Folge unterhalb des Ziels von 4 Prozent, das die Regierung angepeilt hatte. Das ist ein positives Zeichen. Ein nachlassender Inflationsdruck gibt den Behörden mehr Handlungsspielraum, um das Wirtschaftswachstum zu unterstützen.




Quelle: CLSA Asia-Pacific Markets, Januar 2011, Grafik vergrößern


DAS INVESTMENT.com:
Die chinesische Regierung hat das Wachstumsziel aber gerade von 8,0 auf 7,5 Prozent gesenkt.

Ma:
Es ist richtig, dass die Regierung kürzlich moderatere Wachstumsziele verkündete und erklärte, dass Wachstum um jeden Preis nicht mehr ihr einziges Ziel sei. Die Korrektur unterstreicht, dass Peking entschlossen ist, den Umbau des Wirtschaftssystems weg von der bisherigen Exportlastigkeit hin zu einer vom privaten Konsum getragenen Volkswirtschaft voranzutreiben.

DAS INVESTMENT.com: Welche Instrumente können sie dazu einsetzen?

Ma: Abgesehen von Maßnahmen zur quantitativen Lockerung, wie eine Reduktion des Mindestreservesatzes für Banken, könnte die Regierung auch fiskalpolitisch aktiv werden. Sie könnte den Ausbau der Infrastruktur und den sozialen Wohnungsbau fördern oder Steuern kürzen. Sie wird aber auch versuchen, die Realwirtschaft auf Trab zu bringen, indem sie kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu Krediten erleichtert.

DAS INVESTMENT.com: Wer wird davon profitieren?

Ma: Auf das Inlandswachstum ausgerichtete Unternehmen dürften die Gewinner sein. Die Menschen in China und auf dem gesamten asiatischen Kontinent beginnen beispielsweise damit, häufiger zu verreisen. Davon profitieren natürlich Reiseveranstalter und Hotels in der Region sowie Unternehmen im Konsum- und Luxusgüterbereich.  Aber auch Hersteller traditioneller Grundbedarfs- und zyklischer Konsumgüter.

DAS INVESTMENT.com: Können Sie konkrete Unternehmen nennen?

Ma: Die Durchdringungsraten bei Konsumgütern und Dienstleistungen liegen in China großenteils immer noch deutlich unter dem Weltdurchschnitt. Deshalb lege ich meinen Schwerpunkt auf qualitative Unternehmen aus Sektoren, die in China noch kaum durchdrungen sind wie das Internet und Versicherungen. Tencent ist zum Beispiel Chinas größte soziale Netzwerkplattform mit 720 Millionen Nutzern. Und als führender Lebensversicherer in Asien profitiert AIA von einer steigenden Nachfrage nach Versicherungen von Menschen aus der Mittelklasse, der wohlhabenden Bevölkerungsschicht und einer alternden Bevölkerung.

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