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in Aus Tradition die Zukunft im BlickLesedauer: 7 Minuten
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Kollektive Chancenkultur, Innovationen, Effizienz Warum chinesische Unternehmen weltweit so erfolgreich sind

Junge Frau findet Plüschtier im Miniso-Store
Junge Frau findet Plüschtier im Miniso-Store: Das chinesische Franchise-Unternehmen hat über 5.500 Einzelhandelsgeschäfte in über 100 Ländern eröffnet. | Foto: Imago Images / Wirestock

Miniso, Tencent, Alibaba: Die großen chinesischen Konzerne wachsen und gewinnen weltweit an Einfluss. Die Gründe für ihren Erfolg sind nicht immer direkt ersichtlich. Zwei auf den ersten Blick widersprüchliche Merkmale erklären ihn:

Zum einen sind diese Firmen in der Lage, sich von einer rein traditionellen Geisteshaltung zu lösen, und zum anderen besitzen sie die Fähigkeit, ihre spezifischen Trümpfe weltweit auszuspielen.

Mit diesem Paradoxon – Weltoffenheit bei gleichzeitigem Vertrauen in die ihnen eigenen Fähigkeiten – setzen die Unternehmen ihre Talente auf dem Weltmarkt ein.

Erfolgsrezept chinesischer Unternehmen: Chancenkultur und Effizienz

Seit der wirtschaftlichen Öffnung des Landes vor vierzig Jahren ist es vielen Unternehmern dank ihrer immensen Energie und der gigantischen Ausmaße des chinesischen Markts gelungen, Branchenriesen zu erschaffen – und zwar in sämtlichen Sektoren.

Ihr erster Trumpf?

Unvergleichliche Kühnheit beim Ergreifen von Chancen.

In ihrem Buch Dragon Tactics bezeichnen Sandrine Zerbib und Aldo Spaanjaars diese Fähigkeit als „Kultur des Wolfs“. Im Rudel jagen, sehr schnell überzeugen, interne Konkurrenz zulassen:

Nicht der Einzelne, sondern das beste Modell muss siegreich sein.

Die chinesische Unternehmenskultur basiert auf dem kollektiven Erfolg. Sehr häufig nehmen die Mitarbeitenden ihre Firma als eine große Familie wahr. Diese kollektive Chancenkultur stößt in einem Bereich an ihre Grenzen: bei der Effizienz, die manchmal zugunsten der Kundengewinnung vernachlässigt wurde. Die Unternehmen, die heute international erfolgreich sind, sind jedoch diejenigen, die ihre Chancenkultur mit einer Kultur der Replizierbarkeit zu verbinden wussten. Das nennt man effizient.

Weltoffenheit des Managements

Eine zweite Öffnung fand im Bereich des Managements statt. Auch wenn hinter ihnen oftmals eine (Groß-)Familie steht, haben chinesische Unternehmen mit globaler Bedeutung es geschafft, sich von ihren ausschließlich traditionellen Einflüssen zu lösen. Sie setzen Führungskräfte ein, die außerhalb Chinas studiert und gearbeitet haben (meist in den USA), oder lokale Direktoren, die fähig sind, ihr Modell zu verstehen und zu bereichern.

 

So wurde beispielsweise Ariel Wizman, ein Journalist und Unternehmer, einer der Gesellschafter von Miniso in Frankreich. Ein weiterer Gesellschafter, Jonathan Siboni, war jahrelang im chinesischen Luxusgütersektor tätig. Miniso verbindet geschickt Nützliches mit Spielerischem und bietet Alltags- und Haushaltsprodukte aus über 15 Kategorien an: Die Produkte der Marke werden in China gefertigt; sie zeichnen sich durch ihre farbenfrohe, asiatisch inspirierte Aufmachung und zahlreiche Anspielungen auf Mangas und K-Pop aus. Der Erfolg gibt dem Unternehmen recht: Innerhalb von zwei Jahren wurden 16 Läden eröffnet.

Miniso in der Praxis

Das chinesische Franchise-Unternehmen Miniso hat über 5.500 Einzelhandelsgeschäfte in über 100 Ländern eröffnet – und das in einer Zeit, in der zahlreiche Ladenketten ihre Standorte in den Stadtzentren schließen müssen.

Bündnisse schmieden

Das dritte Erfolgskriterium ist die Fähigkeit, Verbündete zu finden. Während sie früher sehr stark auf ihr eigenes Netzwerk (Guanxi) konzentriert waren, sind erfolgreiche chinesische Unternehmen inzwischen sehr gut darin, strategische Partnerschaften zu knüpfen. Diese ergänzen das Angebot und sind offen für Kapitalbeteiligungen, was im Gegensatz zur einstmals sehr protektionistischen Clankultur steht.

In der Praxis

Die E-Commerce-Website JD.com hat sich mit Tencent zusammengetan und profitierte damit sowohl von Investitionen als auch – insbesondere dank dem von über einer Milliarde Chinesen genutzten sozialen Netzwerk Wechat – von der Medienmacht dieses Unternehmens.

Drei Merkmale als Trumpf

Drei Merkmale heben diese Unternehmen, die in China groß geworden sind, von anderen ab: ihr industrielles und handwerkliches Know-how, ihre Innovationsfähigkeit und ihre hohe Anpassungsfähigkeit in Verbindung mit ihrer langfristigen Perspektive.

Industrielles und handwerkliches Know-how

Die Tatsache, dass China trotz des Aufstiegs anderer asiatischer Schwellenländer (Indien, Südostasien) immer noch das Zentrum der industriellen Fertigung ist, erklärt sich durch die intensive Industrieproduktion über vier Jahrzehnte hinweg. In dieser Zeit ist, Provinz für Provinz, ein Ökosystem aus Unternehmen und Zulieferern entstanden, die sich vernetzt haben und sich auf eine sehr leistungsfähige Logistik sowie eine lokale Bürokratie, die ihre Vorhaben oft unterstützt, verlassen können. Dies ist nach wie vor ein großer Trumpf.

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