- Startseite
-
Nvidia: Entwicklung des Unternehmens und Bewertung der Aktie

Während das Management von Nvidia in dieser Berichtssaison vielleicht jubelt, gibt es für professionelle Anleger viele Gründe, nachzudenken. Im Mittelpunkt steht dabei die Feststellung, dass die Perspektiven des Unternehmens und die der Aktie zunehmend auseinanderklaffen.
Es ergeben sich außerordentlich interessante Schlussfolgerungen, wenn man die wichtigsten Einzelposten mit einer Matrix erster Ordnung untersucht, um ihre Veränderung gegenüber dem Vorjahr zu überprüfen, sowie mit einer Matrix zweiter Ordnung, um nachhaltige Wachstumstrends herauszufiltern.
Nvidia übertrifft Leistungen des Vorjahres massiv
Nach dem Geschäftsjahr 2022 haben sich die weitgehend geordneten Trendverschiebungen explosionsartig verändert. Im aktuellen Geschäftsjahr lauten die wichtigsten Erkenntnisse:
-
Das Umsatzwachstum übertrifft die Umsatzkosten um das Dreifache, während die Betriebskosten nur um zwei Prozent steigen.
-
Bruttogewinn und Reingewinn haben die Einbrüche des vorangegangenen Geschäftsjahres überwunden und zeigen eine massive Outperformance, die weit über die umsatzbezogene Entwicklung hinausgeht. Die Bruttomarge weist mit 73,8 Prozent währenddessen eine Steigerung um 30 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Geschäftsjahr auf.
-
Die Vorräte sind um nur zwei Prozent gestiegen, während ein massiver Anstieg der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen das Umlaufvermögen auf einen Fünf-Jahres-Höchststand gebracht hat.
-
Der Nettogewinn pro Aktie hat mit einem Anstieg von fast 700 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Geschäftsjahr die größte Outperformance gegenüber allen anderen Trends gezeigt.
Veränderung bei Kunden von Nvidia – was das bedeutet
Die Trends zweiter Ordnung zeigen jedoch, wie sehr dieses Momentum von historischen Trends abweicht. Praktisch kein einziger Posten weist in irgendeiner Form einen anhaltenden Wachstumstrend auf.
Die Produkte des Unternehmens wurden lange Zeit von Gamern und Krypto-Minern bevorzugt. In den letzten Jahren hat sich der Kundenmix jedoch deutlich in Richtung Unternehmen verschoben.
-
Das Segment der Rechenzentren verzeichnete einen Anstieg um 217 Prozent auf 47,5 Milliarden US-Dollar. Zahlreiche Unternehmenslösungen kamen dabei in den Bereichen Sprachmodelle, generative KI und medizinische Anwendungen zum Einsatz.
-
Sprachmodelle und generative KI werden im nächstgrößeren Segment – Gaming – großgeschrieben, was in diesem Jahr 10,4 Milliarden Dollar (15-prozentige Veränderung in der ersten Ordnung) einbrachte. Der Großteil ist auf den zunehmenden Erfolg bei Spieleentwicklern zurückzuführen.
-
Die zweitgrößte Veränderung erster Ordnung (21 Prozent) und der kleinste Umsatzträger (1,1 Milliarden Dollar) war das Automobilsegment. Im Mittelpunkt stand dabei die verstärkte Nutzung durch die chinesischen Autohersteller Great Wall Motors und Li Auto.
Fazit: Kaum Rendite für langfristige Anleger
Der massive Gewinnanstieg des Unternehmens führt jedoch nicht zu einem massiven Dividendenbonus für langfristige Anleger. Da die Dividende bei 0,04 US-Dollar bleibt, liegt die Rendite bei 0,02 Prozent. Das Unternehmen gab im Laufe des Jahres 9,5 Milliarden Dollar für Aktienrückkäufe aus – fast genauso viel wie die zehn Milliarden Dollar im vorangegangenen Geschäftsjahr.
Das Unternehmen ist in erster Linie als Designer tätig, während der Großteil der Fertigung und Montage der verschiedenen Komponenten von TSMC in Taiwan übernommen wird. Das Design hängt jedoch in hohem Maße von der Anwendung ab, die eine, richtige „Architektur“ gibt es nicht. Die „Hochwassermarke“ des Unternehmens, die derzeit durch erfolgreiche Unternehmenskontakte und Kooperationen erreicht wird, ist deshalb mit einem Vorbehalt verbunden: Seine Gegenspieler werden ständig versuchen, Kosten und Leistung je nach Bedarf zu optimieren.

Über den Autor:
Sandeep Rao ist bei Leverage Shares, einem der führenden europäischen ETP-Anbieter, tätig. Für das Unternehmen analysiert er die Aktienmärkte.