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Nachhaltigkeit in der Assekuranz „Faire Beratung im Versicherungsvertrieb stärkt die Marke“

Vertragsabschluss
Vertragsabschluss: Christian Küchler, Director bei EY-Parthenon Financial Services, erklärt in einem Gastbeitrag, warum ESG für Versicherer keine isolierte Teilstrategie sein darf. | Foto: Jens P. Raak / Pixabay

Eigentlich haben aktuarische und nachhaltige Denkweisen so einiges gemeinsam. Bei beiden geht es um Risikominimierung und beide streben danach, die Wahrscheinlichkeit von schädlichen Events zu reduzieren. Jedoch steht beim Thema nachhaltiges Wirtschaften die Zukunft aller auf dem Spiel. Auch der Versicherungsbranche wird dabei Verantwortung zuteil. Auf der einen Seite gegenüber der Allgemeinheit, denn die gesamte Industrie ist groß genug, um bedeutende Ergebnisse zu erzielen und von Dritten nachhaltiges Verhalten einzufordern.

Auf der anderen Seite gegenüber sich selbst. Nachhaltigkeit nimmt bei allen Stakeholdern immer mehr Raum auf der Agenda ein und wird somit zunehmend ein dominierender Faktor in der langfristigen Erfolgsgleichung. Mit einer allumfassenden Nachhaltigkeitsstrategie, die nicht nur auf die ökologischen, sondern auch auf Aspekte der sozialen Verantwortung und bedeutsamen Unternehmensführung einzahlt, können sich Versicherungsunternehmen beste Chancen auf eine langfristige Outperformance sichern.

„Versicherungsbranche hinkt hinterher“

Die Versicherungsbranche befasst sich selbstverständlich nicht erst seit gestern mit Nachhaltigkeit. Mit dem Konzept des Corporate Social Responsibility (CSR, Deutsch: unternehmerische Verantwortung für die Gesellschaft) legen sich auch Versicherer schon seit längerem ein Regelwerk auf, um ihrer unternehmerischen sozialen Verantwortung gerecht zu werden.

Der moderne Nachhaltigkeitsbegriff geht hingegen weiter und betrifft nahezu jeden Aspekt der operativen Tätigkeit. Eine Vielfalt von Standards, Vorgehensweisen und Regulierungen versucht Ordnung zu bringen – schafft aber zugleich Komplexität und Unsicherheit. Die regulatorischen Vorgaben sind zudem schwammig und lassen viel Interpretationsspielraum zu. Bis sich allgemeingültige Standards etabliert haben, sollte ein hauseigener, quantifizierbarer Ansatz für Licht im Dschungel sorgen. Außerdem bietet sich für Versicherer damit die Chance, bei der Gestaltung von zukünftigen Standards mitzuwirken. 

Industrieübergreifend gibt es inzwischen viele Studien und Hinweise darauf, dass zielgerichtetes Nachhaltigkeits-Engagement große, bisher ungenutzte Wertschöpfungspotenziale freisetzen kann und letztendlich zu Outperformance und gleichzeitiger Risikomitigierung führt. Dennoch tun sich viele Vorstände bei Versicherungen schwer, Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie einzubinden und messbar zu machen.

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Ein größeres Hindernis dabei ist ein Abwägungsproblem bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Dekarbonisierung. Mit Ursprung im klassischen Finanzsektor steht dieser Teilbereich von Environment, Social und Governance (ESG, Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) besonders im regulatorischen Fokus und betrifft auch die Versicherungsbranche.

Outperformance und Risikomitigierung

Die Führungsetage muss sich die Frage stellen, ob sie eine sture Dekarbonisierung ihres Portfolios – also mit Blick auf Kunden und Investitionen – verfolgen möchte, wobei es zu Ausschlüssen kommen kann. Oder ob es nicht sinnvoller ist, den Nachhaltigkeitswandel der Kunden und Firmen zu begleiten und zu beschleunigen. Letzteres mag zunächst mit mehr Aufwand verbunden sein, sollte aber mittel- bis langfristig eine größere Wirkung entfalten – sowohl für die Dekarbonisierung der Gesamtwirtschaft als auch für die eigene Outperformance.

Momentan gibt es seitens der Regulatorik noch viel Entscheidungsfreiheit, die genutzt werden kann, um zukünftige ESG-Richtlinien mitzugestalten und die Performance-Potenziale rechtzeitig zu sichern. Doch das regulatorische Korsett wird zunehmend enger geschnürt. Die Implementierung einer holistischen, auf allen Ebenen verankerten Nachhaltigkeitsstrategie ist keine „Ob“- sondern eine „Wann“-Frage. Wer aber lediglich auf regulatorische Vorgaben wartet, die die ganze Branche zu Anpassungen zwingt, verpasst einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

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