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US-Bankenkollaps
Risikomanagement: Die 3 Verteidigungslinien der Silicon Valley Bank scheiterten
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US-Bankenkollaps Risikomanagement: Die 3 Verteidigungslinien der Silicon Valley Bank scheiterten

Security-Leute ordnen den Ansturm auf die Silicon Valley Bank in Santa Clara
Security-Leute ordnen den Ansturm auf die Silicon Valley Bank in Santa Clara: „Das Scheitern der SVB geht Hand in Hand mit dem Scheitern des Risikomanagements und dem Scheitern der drei Verteidigungslinien der Bank“, erklärt Christian Piller, Experte für Risikomanagement, in einem Gastbeitrag. | Foto: Imago images / UPI Photo

Mit der Silicon Valley Bank (SVB) ist binnen weniger Tage eine Top 20 Bank der USA (gemessen an der Bilanzsumme) kollabiert. Rapide Mittelabflüsse durch Einleger zwangen die Bank am 9. März, eine Kapitalerhöhung von 2 Milliarden US-Dollar anzukündigen. Der Kurs stürzte von umgerechnet etwa 254 Euro (Schlusskurs 8. März) über 148 Euro am 9. März bis auf 41 Euro am 10. März. 

Die Angst einer Ansteckung im Bankensystem riss die Börsenkurse weiterer Banken, auch in Deutschland, mit sich. Inzwischen hat sich die US-Regierung dazu entschieden, sämtliche Einlagen unbegrenzt zu garantieren. Vorgesehen sind eigentlich nur die 250.000 Dollar. 

 

Dies sollte ein wirksamer Schutz vor einem Bank Run auf weitere Institute sein. Im Gegensatz zur Finanzkrise sollen aber dieses Mal die Gläubiger nicht entschädigt werden, so dass deutlich vor Augen geführt wird, welche gesamtwirtschaftlichen Risiken Banken mit sich bringen können. 

Spezielles Geschäftsmodell, Löcher im Riskmanagement

Sehen wir nun der Beginn einer Finanzkrise 2.0 oder handelt es sich um spezifische Probleme, die zu den dramatischen Ereignissen geführt haben? Beginnen wir bei den Maßnahmen, die eigentlich verhindern sollen, dass es zu Bankenpleiten kommt: Das Scheitern der SVB geht Hand in Hand mit dem Scheitern des Risikomanagements und dem Scheitern der drei Verteidigungslinien der Bank.

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Christian Piller ist Fachmann für Riskmanagement bei Aryza und beobachtet die Entwicklungen in der europäischen Finanzwelt.
Christian Piller © Aryza

Das Scheitern der ersten Verteidigungslinie zeigt sich durch die Risikobereitschaft der SVB beziehungsweise deren Konzentration von Anlagen in zinssensitiven Instrumenten und der Verbindlichkeiten. Auf der Aktivseite standen hauptsächlich Forderungen gegenüber Start-ups, die per se ein höheres Bonitätsrisiko haben als etablierte Unternehmen. Dazu kommt noch die spezifische Art der vergebenen Kredite, die oftmals unbesichert waren.

Die zweite Verteidigungslinie scheiterte ebenfalls, da die von den Aufsichtsbehörden auferlegten Mindeststandards nicht ausreichend streng waren – auch als Folge der Absenkung der Standards in den Jahren der Trump-Regierung. Zudem wurden bewährte Praktiken des Asset Liability Managements und des allgemeinen Risikomanagements nicht oder nur kaum eingehalten.

 

Auch die dritte und letzte Verteidigungslinie, die interne und externe Revision, hat versagt, da sie weder Bewertungen vorgenommen, noch Korrekturmaßnahmen an die Bank weitergegeben hat. In Anbetracht aller Entwicklungen wird das größte Versagen der SVB deutlich – die Unternehmensleitung hat es versäumt, die Risikokultur in der Bank zu fördern und keine Maßnahmen zur Ermittlung und Steuerung des Risikoprofils ergriffen.

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