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Christian Riemann über krisensichere Infrastruktur-Investments „Der Extreme Value-at-Risk ist unsere Verlustbremse“

Christian Riemann von Veritas
Christian Riemann von Veritas

DER FONDS: Wie setzt sich Ihr Anlageuniversum konkret zusammen, gibt es regionale Einschränkungen?

Christian Riemann: Wir greifen für den Fonds zunächst auf rund 1.900 Infrastruktur-Unternehmen aus aller Welt zurück. Dabei verzichten wir allerdings auf Unternehmen aus Schwellenländern, weil uns die verfügbaren Fundamentaldaten dieser Aktien mit zu vielen Fragezeichen behaftet sind. Generell investieren wir nur in Unternehmen, die liquide an den Börsen gehandelt werden und mindestens 50 Prozent ihres Umsatzes mit sogenannter Kern-Infrastruktur machen. Das heißt, sie betreiben zum Beispiel Flug- oder Seehäfen, Kommunikations-Netzwerke oder stellen Leitungen für Gas, Öl oder Strom zur Verfügung. Auch Straßen- und Tunnelbetreiber kommen in Frage. Soziale Infrastruktur klammern wir dagegen genauso aus wie Energieerzeuger oder auch Fluggesellschaften, Reedereien und klassische Telekommunikations-Unternehmen. Daraus ergibt sich ein Anlageuniversum von letztlich rund 300 Unternehmen.

Warum ist es Ihnen so wichtig, nur Kern-Infrastruktur-Unternehmen im Portfolio zu haben?


Dies macht den Fonds recht unabhängig von Wirtschaftszyklen und verspricht kontinuierliche Einnahmen. Die Nutzungsentgelte werden meistens inflationsabhängig erhoben, das bietet quasi automatischen Schutz vor Entwertung. Auch die Vertragslaufzeiten sind im Regelfall sehr lang. All das verleiht dem Fonds eine gewisse Stabilität.



Wie stellen Sie das Portfolio aus diesen rund 300 Titeln zusammen?

All diese Unternehmen durchlaufen unseren prognosefreien und systematischen Investmentprozess. Dabei gibt es vier Kriterien, die unterschiedlich gewichtet sind. Für jedes Kriterium gibt es Punkte – je nach Gewicht des Kriteriums unterschiedlich viele. Diese werden am Ende addiert. Die 30 Top-Aktien aus diesem Ranking nehmen wir gleichgewichtet ins Portfolio auf.

Welche Kriterien sind das?

Qualität und Value sind die beiden ersten Kriterien, die mit jeweils 25 Prozent gewichtet werden. Dabei identifizieren wir die Werte, die sich beispielsweise durch finanzielle Stabilität auszeichnen. Dazu gehört auch, dass Gewinne durch das operative Geschäft erwirtschaftet werden und nicht durch Finanz-Alchemie. Ganz genau schauen wir uns deshalb unter anderem den Verschuldungsgrad und die Gesamtkapitalrendite an. Eine niedrige Bewertung der jeweiligen Aktie ist natürlich auch wichtig. Um die Value-Seite bewerten zu können, liegt unser Augenmerk hier auf Kennzahlen wie der Dividendenrendite, dem Kurs-Gewinn- und dem Kurs-Buch-Verhältnis. Darüber hinaus versuchen wir Aktien mit hohen Verlustrisiken zu meiden. Als Hilfe dient uns dabei die Kennzahl Extreme Value-at-Risk, die mit 40 Prozent einfließt. Die restlichen 10 Prozent steuern Aspekte aus dem Bereich Environment Social Governance bei, kurz ESG.

Welche Unternehmen im Portfolio tun sich in punkto Nachhaltigkeit derzeit besonders hervor?

Besonderen Wert legen wir auf das G. Vier Sechstel der Gewichtung in unserem eigens entwickelten Governance-Indikator steuert deshalb das Kriterium gute Unternehmensführung bei. Hier erreicht die spanische Enagas, ein Netzwerk-Betreiber für Gas- und Ölleitungen, relativ gesehen die höchste Punktzahl. Die italienische SNAM, die ebenfalls aus dem Bereich Energie stammt, liegt knapp dahinter.

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