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Christian von Engelbrechten „Solide Unternehmen rücken wieder in den Marktfokus“

Christian von Engelbrechten ist Fondsmanager des Fidelity Germany Fund.
Christian von Engelbrechten ist Fondsmanager des Fidelity Germany Fund. | Foto: Fidelity International

DAS INVESTMENT: Herr von Engelbrechten, Sie haben bereits im Sommer 2017 gemahnt, dass die Börse keine Einbahnstraße ist. Was hat sich seither an den Märkten geändert?

Christian von Engelbrechten: Meine fundamentale Einschätzung hat sich wenig geändert. Um das kurz einzuordnen: Wenn wir zurückblicken, hatten wir 2016 eine nahezu euphorische Stimmung an den Börsen. Insbesondere in der zweiten Jahreshälfte – nach eigentlich eher fragwürdigen Entwicklungen wie den Brexit und der Wahl Trumps – sind die Märkte extrem stark nach oben gestiegen. Das hat sich 2017 teilweise fortgesetzt. Doch diese positive Stimmung – die wir übrigens auch bei den globalen Einkaufmanager-Indizes und im Ifo-Index mit seinem Allzeithoch Ende 2017 gesehen haben – hat sich in dieser Weise eben nicht in den Fundamentaldaten der Unternehmen widergespiegelt. Sowohl im Dax als auch im H-Dax haben sich für diese Jahre die Erwartungen an die Gewinne der Unternehmen praktisch kaum nach oben bewegt. Das würde man ja eigentlich erwarten, wenn die Stimmung so gut ist.

Das bedeutet?

von Engelbrechten: Das heißt, für eine lange Zeit sind aus meiner Sicht die Aktienkurse den Stimmungsindikatoren wie Ifo- und globaler Einkaufsmanager-Index (PMI) vorausgelaufen. Und diese Stimmungsindikatoren sind den Fundamentaldaten der Unternehmen vorausgelaufen – sowohl in Deutschland als auch in Europa. In den USA gab es zwar Verbesserungen der Gewinnerwartungen, aber hauptsächlich bedingt durch die Effekte von Trumps Steuersenkung und in einem geringeren Umfang durch operative Verbesserungen.

Stimmung und Kurse waren den Fundamentaldaten davongelaufen

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 Quelle: Fidelity International, DataStream 9. Novemver 2018

Und 2018?

von Engelbrechten: Diese Entwicklung normalisiert sich dieses Jahr. Wir haben es teilweise schon 2017 gesehen, etwa bei Chemie-Unternehmen, dass die Schätzungen gesenkt wurden, was sich 2018 mit Gewinnwarnungen fortgesetzt hat. Auch die Stimmungsindikatoren haben sich abgeschwächt, der Ifo-Index liegt niedriger als am Jahresanfang. Viele Unternehmen, deren Aktienkurs 2016/2017 sehr stark gestiegen ist, zeigen jetzt, dass sie diese hohen Erwartungen einfach nicht erfüllen können, beispielsweise im Grundstoffe-Segment. Auch in der Chemie- und Stahlbranche sind die Erwartungen an die Gewinne jetzt wieder deutlich gedämpfter. Viele Unternehmen, die niedriger Qualität sind und vorher dennoch den Markt stark angetrieben haben, sind jetzt deutlich gefallen. Und die Unternehmen, die tatsächlich solide sind und ihre Gewinne auch kontinuierlich steigern können, rücken wieder verstärkt in den Marktfokus. Sie können damit auch wieder die Führung übernehmen.

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