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Von in InterviewsLesedauer: 9 Minuten
Christina Zehnter
Christina Zehnter: „Es ist einfach wichtig, dass man irgendwann mal den Mut hat, zu starten, und nicht immer nur auf den perfekten Zeitpunkt wartet.“ | Foto: Berenberg

DAS INVESTMENT Academy: Wie bist du beruflich dahin gekommen, wo du heute stehst?

Christina Zehnter: Tatsächlich hat meine Familie mein Interesse für Finanzen sehr stark geprägt. Meine Eltern und meine Schwester sind auch im Finanzwesen tätig und die Berührungspunkte waren dementsprechend schon seit der Kindheit da. Nichtsdestotrotz habe ich immer gesagt, ich will etwas Kreatives machen, nichts mit Finanzen, eine bewusste Abgrenzung zu meiner Schwester und meinen Eltern. Nun, das hat nicht so ganz geklappt. Ich bin doch im Finanzwesen gelandet und habe große Freude an dem, was ich mache.

Nach dem Abitur habe ich Internationales Management mit Schwerpunkt China studiert. Durch verschiedene Praktika habe ich festgestellt, dass ich gerne mit Menschen arbeite und über Kommunikationsstärke verfüge. Deshalb habe ich mich nach meinem Bachelor entschieden, ein Praktikum bei einem privaten Vermögensverwalter in München zu machen. Das hat mein Interesse an Finanzen nochmal befeuert, aber nur an Zahlen und Excel-Tabellen zu sitzen, das wollte ich nicht. Deswegen habe ich mich gefragt: Was bringt Finanzen und Menschen zusammen? Und das ist nur die Vermögensverwaltung oder -beratung und dementsprechend war der Weg für mich dann eigentlich klar.

„Es geht um den Anspruch an sich selbst“

Ich bin nach London gegangen, habe Banking, Finance und Insurance studiert. Danach habe ich in Frankfurt am Main bei einem privaten Vermögensverwalter im Portfoliomanagement gearbeitet, um zu verstehen, wie verschiedene Risiken gemanagt werden. Anschließend habe ich bei der UBS in der Vermögensverwaltung als Beraterin angefangen. 2020 bin ich dann während Corona zu Berenberg nach Hamburg gewechselt. Das hatte auch familiäre Gründe, weil ich es als Nordlicht attraktiv fand, wieder in Richtung Familie und Heimat zu ziehen. Ende letzten Jahres habe ich dann die Führungsrolle als Teamleiterin Privatkunden und Stiftungen übernommen.

Hat es dir an irgendeinem Punkt Sorgen gemacht, als junge Frau eine Führungsposition in dieser nach wie vor recht männerdominierten Finanzbranche zu übernehmen?

Christina: Nicht direkt, es hat mich eher angespornt, die herrschenden Strukturen aufzubrechen. Ich bin von Natur aus sehr neugierig und es hat mich angesprochen, herauszufinden, warum Frauen das nicht können sollten, und ob Männer das wirklich besser können. Deswegen hatte ich keine Angst, in diesen Bereich zu gehen und mit der Rolle zu wachsen.

 

Aber ich glaube, jeder, der eine neue Aufgabe mit Verantwortung übernimmt, macht sich Gedanken, ob man der Verantwortung gerecht wird und was da auf einen zukommt. Da ist es egal, welches Geschlecht man hat. Es geht eher um den Anspruch an sich selbst. Das sind Gedanken, die mich beschäftigen, mich aber natürlich auch antreiben, mich weiterzuentwickeln und besser zu werden.

Hast du dir Sorgen aufgrund deines Alters gemacht, ob du dem zum jetzigen Zeitpunkt schon gewachsen bist? Und begegnen dir aufgrund deines Alters vielleicht auch Vorurteile?

Christina: Das mit dem Alter ist so eine Sache. Es lässt sich natürlich nicht von der Hand weisen, dass mit zunehmendem Alter auch die Lebenserfahrung wächst und man manche Situationen vielleicht schonmal erlebt hat. In diesem Fall kann man sich davon vielleicht etwas abgucken und es besser machen. Aber generell glaube ich, man wächst am meisten an den Herausforderungen. Also, einfach rein ins kalte Wasser, unabhängig vom Alter. Am Ende zählt die Leistung, die ich meinen Kunden und dem Team gegenüber bringe. Und solange Motivation da ist und man bereit ist, sich in Themen einzuarbeiten, kann man auch fehlendes Wissen oder Erfahrungen wettmachen.

Rückhalt von den Vorgesetzten hilft

Es ist einfach wichtig, dass man irgendwann mal den Mut hat, zu starten, und nicht immer nur auf den perfekten Zeitpunkt wartet.

Es ist ja auch ein großes Kompliment, wenn einem so eine Position angeboten wird.

Christina: Ja, absolut. Es hilft natürlich, wenn man merkt, dass man Rückhalt von seinen Vorgesetzten hat. Ich glaube, dann macht man auch bessere Arbeit. Und es ist sehr wichtig für die eigene Entwicklung, dass man Personen in seinem Umfeld hat, die einen fördern und fordern.

Was findest du wichtiger: Förderer oder Mentoren?

Christina: Ich glaube, beides ist extrem wichtig. Förderer braucht am Ende jeder und es ist natürlich gut, wenn man Förderer hat, die im selben Unternehmen tätig sind, und einem helfen, einen Platz am Tisch zu bekommen. Mentoren können dagegen auch von extern kommen, und als Berater für verschiedene Themen dienen. Ich glaube, generell schadet es nie, sich mit Leuten auszutauschen. Dementsprechend glaube ich, beides ist wichtig für die Entwicklung. Dass man Förderer hat, an denen man sich orientieren kann, aber auch Mentoren, die einem bei fachbezogenen Fragen zur Seite stehen.

 

Bist du Mitglied in Netzwerken und findest du sowas wichtig?

Christina: Ja, Networking ist ein großes Thema, wo wir Frauen definitiv noch besser werden können und sollten. Ich bin Mitglied im Club der europäischen Unternehmerinnen. Hinzu kommt meine Auszeichnung von Business Insider als eine von 25 Zukunftsmacherinnen 2022. Das ist natürlich auch ein spannendes Netzwerk, wo wir uns zu verschiedenen Themen austauschen und zu Events eingeladen werden. Ich glaube, solche Netzwerke, in denen wir Frauen uns austauschen können, werden langsam auch immer mehr eingefordert.

Die größte Herausforderung ist klare Kommunikation

Ich persönlich habe natürlich auch ein Netzwerk innerhalb der Bank, wo wir uns unabhängig von der Rolle und der Position, die man im Haus hat, mit anderen Frauen austauschen. Grundsätzlich geht es darum, dass wir uns als Frauen vernetzen und unterstützen und es ist wichtig und richtig, dass man das weiter fokussiert und sich einbringt.

Man traut sich wahrscheinlich auch immer mehr zu, wenn man das Gefühl hat, nicht so allein zu sein.

Christina: Ja, absolut. Im Austausch stellt man meist fest, dass man ganz und gar nicht allein ist, sondern die eigenen Sorgen und Themen viele betreffen.

Was waren die größten Herausforderungen, mit denen du bisher konfrontiert wurdest?

Christina: Ich glaube, die größte Herausforderung ist klare Kommunikation. Es geht darum, sich einmal wirklich bewusst zu machen: Wo stehe ich? Was will ich? Was ist mein langfristiges Ziel? Welche Stärken und Schwächen habe ich?

 

Es erfordert große Ehrlichkeit, zu den eigenen Schwächen zu stehen und daran zu arbeiten. Ich würde sagen, das war die größte Herausforderung für mich, sich das einmal vor Augen zu führen und dann klar zu kommunizieren und nicht darauf zu warten, dass mich jemand anspricht und fragt, ob ich Lust auf Führung habe. Sondern einfach zu sagen, ich kann gut mit Menschen umgehen, ich bin gut in meinem Job und habe Freude daran, ich spreche jetzt auch mutig an, dass ich mir den nächsten Schritt vorstellen kann.

Würdest du sagen, sich so etwas nicht zuzutrauen, ist besonders bei Frauen ein Thema?

Christina: Ich glaube schon, dass man das so pauschalisieren kann. Ich nehme in meinem Umfeld zumindest wahr, dass Frauen in ihrer Kommunikation vorsichtiger sind. Grundsätzlich würde ich sagen, dass Frauen hier, analog zum Thema Netzwerken, was Durchsetzungskraft angeht, noch eine Schippe drauflegen können, um einfach ein bisschen sichtbarer zu werden.

Hab keine Angst vor einem Nein

Sprichst du mit deinen Freunden privat über Karrierethemen und wirst um Rat gefragt?

Christina: Nicht mit allen, aber schon mit vielen. Eine sehr gute Freundin von mir arbeitet bei Google. Die sind vom Geschäftsmodell natürlich ganz „open minded“ und individuell. Von daher ist das immer ganz spannend zu sehen, wie das in anderen Branchen läuft.

Gibt es Punkte, bei denen du sagen würdest, da hängt die Finanzbranche noch hinterher?

Christina: Ich glaube, der Wandel hin zu mehr Flexibilität, Offenheit und Diversität ist auch in der Finanzbranche angekommen, dauert hier vielleicht nur etwas länger. Das liegt auch daran, dass das Image der Branche generell teils ein bisschen eingestaubt zu sein scheint. Aber zumindest in meinem Umfeld hat sich schon vieles getan. So werden etwa sowohl für Frauen als auch für Männer, die Elternzeit nehmen oder in Teilzeit wieder zurückkommen, neue Arbeitsmodelle geschaffen, um Familie und Beruf zu vereinbaren. Die Technologiekonzerne aus den USA sind zwar Vorreiter, was modernes Arbeiten, Arbeitszeitmodelle und vielleicht noch Prämienzahlungen für Fitnessstudios und Freizeitgestaltung angeht, aber es gibt genauso negative Beispiele, etwa was Arbeitsplatzsicherheit angeht oder auch Planbarkeit.

 

Was sind deine wichtigsten Learnings und welche Tipps würdest du anderen Frauen mit auf den Weg geben, die in der Finanzbranche Karriere machen wollen?

Christina: Ich würde sagen, man sollte sich nicht abschrecken lassen, sondern Themen verfolgen, wenn man Freude und Interesse daran hat. Außerdem sollte man keine Angst vor einem Nein haben oder vor Rückschlägen. Sag lieber: Hey, wie kann ich daran wachsen oder wie kann ich das für mich auch positiv auslegen? Hör einfach auf dich selbst und hinterfrage dich, wo du selbst hinwillst und wie du das erreichen kannst. Das schließt nicht aus, dass sich Wege auch ändern können. Das hat wahrscheinlich jeder von uns schon erlebt.

Ich persönlich finde es immer spannend, wenn man in seinem Bereich auch Quereinsteiger hat, die jahrelang etwas anderes gemacht haben und dann feststellen, Finanzen interessieren sie doch mehr. Das ist tatsächlich auch etwas, das sich am Arbeitsmarkt ändert, dass man auch mal über den Tellerrand hinausschauen kann.

Kannst du dir vorstellen, im Finanzbereich zu arbeiten?

Auf keinen Fall, Finanzen langweilen mich.
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Klar, ich beschäftige mich gerne mit Geld.
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Spannendes Thema, aber jeden Tag? Ich weiß nicht.
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