Christoph Bruns: „Gold hat keinen Wert“
Christoph Bruns
DAS INVESTMENT.com: Noch Anfang des Jahres feierte die Weltwirtschaft einen Aufschwung XXL. Sie mahnten im Februar und rieten zum Ausstieg aus dem Aktienmarkt. Was wäre heute Ihre Botschaft?
Christoph Bruns: Kauft Aktien. Ja, das würde ich sagen. Das tun wir derzeit auch aktiv, und worauf kommt’s im Leben an? Aufs tun. Gestatten Sie mir noch einen Rückblick auf die Versammlung im Februar?
DAS INVESTMENT.com: Gern.
Bruns: Wenn ein Markt zwei Jahre steigt – ab März 2009 ging es nur bergauf –, was soll man dann noch erwarten? Irgendwann ist die Spitze erreicht, Banken und Broker überschlagen sich mit Hochrechnungen.
Es gibt einen trefflichen Indikator für reife Märkte: das Neuemissions-Thema. Wenn Linked-In und Glencore mit Fanfarengetute an den Markt rauschen, sollte man gehen. Es ist nicht unser Geld, und jedes Spiel muss man nicht mitspielen.
DAS INVESTMENT.com: Das Spiel um Angst und Panik ist auch nicht Ihres. Haben Sie in den vergangenen zehn Jahren mal Gold angefasst?
Bruns: Nein, habe ich nicht. Gold ist keine Anlageklasse. Ich ärgere mich auch nicht, dass ich nicht Lotto gespielt habe. Wenn die Regel so ist: Alles, was gestiegen ist, war gut, und der Zweck heiligt ohnehin immer die Mittel, dann muss ich kapitulieren. Ich habe einen Riesenfehler gemacht.
Diese Argumentation akzeptiere ich aber nicht. Bei allem, was ich nicht verstehe, bleibe ich außen vor. Sagen Sie mir, was der bestimmbare Wert von Gold ist. Können Sie nicht. Kann keiner. Es hat überhaupt keinen Wert.
DAS INVESTMENT.com: Was ist für Sie eine Anlageklasse?
Bruns: Aktien, Anleihen und auch Immobilien. Diese Assets haben einen inneren Wert, und mit Immobilien verdienen Sie eine Miete. Bei Anleihen gibt es den Zins. Aktiengesellschaften schreiben Gewinne. Bei Gold haben Sie nichts. Die Leute wissen nicht zu unterscheiden zwischen Preis und Wert. Das ist ein altes Phänomen und sorgt stets für Verwirrung.
DAS INVESTMENT.com: Gold ist eine Währung. Lassen Sie das gelten?
Bruns: Ja, das lasse ich gelten. Das ist aber auch das einzige Argument. Dennoch haben Papierwährungen viel zu viele Vorteile. Gold wird Papier nicht ersetzen. Das geht ja in der Praxis nicht.
DAS INVESTMENT.com: Sind Papierwährungen mit Problemen behaftet?
Bruns: Klares Ja. Sie werden auch verschwinden. Ob D-Mark, Reichsmark oder Dollar. Ich habe da nichts gegen. Es wird neue Währungen geben. Papier eignet sich am besten als Tauschware gegen Sachwerte.
DAS INVESTMENT.com: Aktien von Minenbetreibern?
Bruns: Beobachte ich sehr genau. Allerdings auf der Short-Seite. Ich würde nämlich sehr gern vom Verfall des Goldpreises profitieren, und die Aktien der Minen haben einen Hebel zum Goldpreis. Das mag erst in zehn Jahren der Fall sein. Eines ist jedoch sicher: Es gibt keinen Gegenstand, dessen Preis nur steigt. Ich habe vor ein paar Jahren viele Leute getroffen – auf der Straße und auf dem Golfplatz –, die waren sich sicher, dass es Anlagen gibt, die im Wert nur steigen können.
DAS INVESTMENT.com: Die eigenen vier Wände.
Bruns: Richtig. Amerikanische Wohnimmobilien. Ich bin bei Gold entwaffnet und in der Defensive, weil es nur gestiegen ist. Daher gönne ich es jedem. Kaufen Sie heute Gold, Sie haben meinen Segen dazu. Ich mache es nicht. Fertig.
DAS INVESTMENT.com: Wie sehen Ihre Alternativen aus?
Bruns: Aktien. Das sind liquide Sachwerte, die zu bewerten sind. Da kommen sie leicht raus und bekommen faire Kurse. Ich kann streuen. Wie soll ich bei Gold streuen? Naja, schwierig, soll ich da auch noch etwas Dinkel kaufen? Zucker? Industrierohstoffe? Wir haben einen Aktienfonds, und der Erfolg oder auch Misserfolg ist messbar.
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