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Aktualisiert am 09.12.2010 - 16:12 UhrLesedauer: 4 Minuten

Cindy Sweeting und der Templeton Growth: Die Neue und der Klassiker

DAS INVESTMENT.com: Mrs. Sweeting, was war Ihre erste Reaktion, als Sie erfuhren, dass Sie künftig die Verantwortung für 28 Milliarden Dollar tragen?

Cindy Sweeting: Ich war einfach nur aufgeregt. Aufgeregt und motiviert. Es ist eine Herausforderung und Verantwortung, das Flaggschiff von Templeton zu managen.

DAS INVESTMENT.com: Und als sich die erste Aufregung legte?

Sweeting: Da habe ich mich gefreut, nach Nassau zurückzukehren. Dort sind meine Kinder geboren. Ich habe dort viele alte Freunde und freue mich auf das Team.

DAS INVESTMENT.com: Wie ist die Entscheidung für Sie als neue Managerin gefallen?

Sweeting: Nach den Kriterien, die von Templeton und Investmentvorstand Gary Motyl immer angesetzt werden, wenn es um Personalfragen geht. Es zählen Erfahrung und nachweisbare Erfolge. Experimente werden nicht gemacht. Ich arbeite seit über 25 Jahren im Asset Management, über zehn Jahre davon bei Templeton. Es ist wichtig, dass man diesen Job von der Pike auf lernt. Von Mitte 2003 bis Anfang dieses Jahres habe ich das globale Research-Team von Templeton geleitet und war für die Kaufliste des Templeton Growth verantwortlich. Auf dieser Liste stehen die attraktivsten Unternehmen, die unsere Analysten an den verschiedenen Standorten ausmachen.

DAS INVESTMENT.com: Wer hat Sie als Leiterin des weltweiten Research-Teams beerbt?

Sweeting: Norm Boersma hat diese Aufgabe übernommen. Norm ist auch schon seit 16 Jahren dabei und bringt alle Voraussetzungen für diese Position mit.

DAS INVESTMENT.com: Wie werden sich diese beiden Personalien auf das Management des Templeton Growth auswirken?

Sweeting: Überhaupt nicht. Oder anders: Es bleiben zwei Personalien, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Vollkommen unabhängig davon, wer für die Fonds verantwortlich ist, bleibt der Investmentprozess hochgradig diszipliniert. Das ist er seit Jahrzehnten, und das wird er bleiben. Auch ich werde weiterhin auf der Suche nach unterbewerteten Unternehmen das Know-how unseres weltweiten Researchs und unserer Analysten nutzen und mich darauf verlassen.

DAS INVESTMENT.com: Seit über drei Jahren entwickelt sich der Templeton Growth sehr unterdurchschnittlich. Was sind die Gründe für die schwache Performance?

Sweeting: Die aktuelle Entwicklung des Fonds ist eine Momentaufnahme. Wir verfolgen einen sehr langfristigen Ansatz. Wenn unsere Analysten günstig bewertete Unternehmen erkennen, heißt das nicht, dass der breite Markt diese Meinung teilt. In den vergangenen Jahren war sogar das Gegenteil der Fall: Aktien, die wir für zu teuer und für sehr ambitioniert bewertet hielten, stiegen weiter. Die attraktiven und preiswerten Titel wurden vom Markt nicht erkannt oder sogar ignoriert. Eine Entwicklung, die teilweise auch heute noch anhält.

DAS INVESTMENT.com: Anleger und Berater zeigen sich von der Performance wenig begeistert.

Sweeting: Sie dürfen mir glauben, dass es mir nicht anders geht. Ich habe mich jedoch schon etwas an diese Tatsache gewöhnt: Es gab in der Vergangenheit immer wieder Zeiten, in denen der Fonds schlechter als sein Vergleichsindex oder vergleichbare Produkte lief. Was machen denn Investoren, die recht kurzfristig orientiert sind? Sie kaufen die Werte, die gerade in Mode sind. Was folgt, sind weiter steigende Kurse. Der Wert des Unternehmens deckt sich mitunter aber längst nicht mehr mit unserer Analyse, die auf den langfristigen Wert des Unternehmens ausgerichtet ist. Die Preise sind zu hoch, zu heiß.

DAS INVESTMENT.com: Rohstoffunternehmen sucht man vergebens im Fonds. Diese Entscheidung kostete 2007 Performance.

Sweeting: Das ist richtig. Wir haben uns früh von den Werten getrennt, und zumindest rückblickend hätten diese auch 2007 für eine positive Performance gesorgt. Wir waren jedoch nicht dabei. Diese Entscheidung steht symptomatisch für unseren Ansatz: Langfristig gehen wir davon aus, das viele Rohstoffe ihre Höchststände erreicht haben. In den Bewertungen der Unternehmen spiegeln sich niedrigere Weltmarktpreise jedoch noch nicht wider. Auf der Basis unserer Einschätzung sind die Unternehmen jedoch schon längst zu teuer.

DAS INVESTMENT.com: Ohne Wenn und Aber?

Sweeting: Ja, natürlich. Eine Bewertung ist das Ein und Alles für eine saubere Analyse. Investoren, private wie auch institutionelle, sollten doch spätestens im Jahr 2000 gemerkt haben, dass ein solides Investment eine ebensolche Bewertung haben muss.

DAS INVESTMENT.com: Können Sie sich ein weiteres schwaches Jahr leisten und gegebenenfalls Abflüsse in Milliardenhöhe verkraften?

Sweeting: Es ist meine Aufgabe und die Aufgabe jedes Fondsmanagers, auf Ab- und Zuflüsse zu reagieren. Da mache ich mir keine Sorgen. Es wird deshalb nicht zu Veränderungen des Managementansatzes kommen. In der Vergangenheit erwiesen sich kurze Schwächeperioden übrigens als ganz hervorragende Einstiegsmöglichkeiten.

DAS INVESTMENT.com: Der Templeton Growth wird gern mit dem Argument verkauft, er habe im Durchschnitt der vergangenen 53 Jahre aus Dollar-Basis eine Rendite von 14 Prozent erzielt. Lässt sich das fortführen, wenn Hedge-Fonds und Kurzfrist-Anleger das Marktgeschehen dominieren?

Sweeting: Ein klares Ja. Wir sind uns sicher, dass wir unseren Anlegern auf langfristige Sicht eine solide Performance in dieser Größenordung liefern werden.

DAS INVESTMENT.com: Sie sind die erste weibliche Managerin des Fonds. Wann ist das ein Vor- und wann ein Nachteil?

Sweeting: Ach, weder noch. Das spielt keine Rolle. Sollte ich noch Erfahrungen und Kniffe benötigen, wäre Ihre Kanzlerin Angela Merkel sicher eine gute Adresse.

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