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Vermögensverwalter über Klimapolitik CO2-frei heißt nicht unbedingt nachhaltig

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Bei dem für die Batterien benötigten Lithium sieht es nicht besser aus. Ein großer Teil stammt aus dem Drei-Länder-Eck Chile, Argentinien und Bolivien, wo das Metall aus Salzseen gewonnen wird. Die Produktion verbraucht riesige Mengen von Wasser, was an anderer Stelle fehlt. Noch schlimmer ist die Bilanz bei Kobalt, was zurzeit ebenfalls noch für die Batterien gebraucht wird. Dieses stammt überwiegend aus dem Kongo, was dort die Umwelt ebenfalls belastet. Erschwerend kommt noch dazu, dass im Kongo Kinderarbeit zum Alltag gehört. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen.

Vor diesem Hintergrund entlasten Elektroautos vor allem dann die Umwelt, wenn für die Produktion erneuerbare Energien verwendet werden. Zudem gilt eine altbekannte Tatsache: Je länger die Lebenszeit eines Fahrzeugs ist, desto leichter ist sein „Klima-Rucksack“.

Aber selbst die ganzheitliche Betrachtung der Produktion und des Betriebs eines Autos reflektiert nicht die gesamte Umweltproblematik. Zusätzlich müssen noch die Auswirkungen des Baus von Straßen, Parkplätzen und der Tankstellen berücksichtigt werden. Wenn dies alles eingerechnet wird, relativiert es die Auswirkung der CO2-Emissionen beim Fahren selbst dramatisch.

Diese Überlegungen treffen selbstverständlich nicht nur bei Fahrzeugen zu, sondern eigentlich bei allen Produkten und Dienstleistungen. In vielen Fällen belasten Maßnahmen, die den CO2-Ausstoß begrenzen, die Umwelt mehr, als die Einsparungen sie entlasten. Beispielsweise wird bei Kühlschränken schon länger angegeben, ob sie viel oder wenig Strom verbrauchen. Was aber fehlt, sind die Informationen über die Umweltbelastungen, die durch Maßnahmen zur Stromeinsparung entstanden sind. Es ist durchaus denkbar, dass ein Kühlschrank, der einen etwas höheren Stromverbrauch aufweist, die Umwelt weniger belastet als ein sparsameres Modell, da seine Produktion weniger Ressourcen verbraucht.

Anleger, die neben einer finanziellen Rendite auch einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt einfordern, kommen mit der reinen Fokussierung auf die CO2-Emissionen nicht weit. Ein CO2-optimierter Index beispielsweise spiegelt die Problematik nur unzureichend wider. Ethisches und ökologisches Investieren erfordert eine tiefere Auseinandersetzung mit der Umweltthematik. Dazu zählen natürlich auch die CO2-Emissionen, aber eben nicht nur.

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