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CO2-Fußabdruck von Investoren Wie funktioniert eigentlich die Dekarbonisierung des Portfolios?

Christoffer Müller
Christoffer Müller: Leiter Portfoliomanagement bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland. | Foto: St. Galler Kantonalbank

Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit und der Begriff ESG in aller Munde. So verwundert es nicht, dass immer mehr Anleger das Bedürfnis haben, einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten zu wollen, ohne dabei auf Rendite zu verzichten. Um den fundamentalen Umbau der Wirtschaft voranzutreiben und eine CO2-ärmere Struktur zu erreichen, müssen sich die börsennotierten Unternehmen allerdings von ihren derzeitigen CO2-Emissionen verabschieden und wir uns von einer Brown hin zu einer Green Economy entwickeln. Tun wir dies nicht, kommen wir in 2050 auf einen Erderwärmungspfad von etwa vier bis sechs Grad Celsius.

Wie können Investoren den CO2-Fußabdruck reduzieren?

Die laufende EU-Regulatorik ist einer der Haupttreiber des Wachstums von nachhaltigen Anlagen. Eine wichtige Entwicklung dabei ist, dass der Bekanntgabe des CO2-Fußabdrucks von Portfolios ein immer größerer Stellenwert zukommt. Dadurch erhöht sich der Druck, Emissionen nicht nur systematisch zu reduzieren, sondern auch ein Investmentprodukt zu entwickeln, das eine wirksame und messbare Reduktion von Treibhausgasen, insbesondere dem Portfolio-CO2-Fußabdruck, liefert.


Bisher war die CO2-Reduktion nicht „gratis“. Normalerweise bedeutet die CO2-Reduktion innerhalb des Portfolios, dass man Abweichungen bei der Rendite gegenüber einer Benchmark (Tracking Error) hinnehmen muss. Das heißt, je stärker der CO2-Fußabdruck innerhalb eines Portfolios reduziert wird, umso höher ist die Abweichung zur Benchmark.

Wieso sollte ein Investor den CO2-Fußabdruck reduzieren?

Man kann den CO2-Fußabdruck eines Aktienportfolios reduzieren, indem man Titel bevorzugt, die überwiegend in die Green Economy investieren und die Brown Economy verkaufen. Für diese Reduktion gibt es drei Motivationsgründe.

Der erste ist, einen Beitrag zu leisten. Einen Beitrag, der einen Druck auf Unternehmen ausübt, über die Allokation etwas Positives zum Klimawandel beizutragen. Der zweite ist die Chance auf Rendite – und zwar durch die Investition in Unternehmen, die innovative und klimafreundliche Geschäftsmodelle betreiben. Und der dritte ist der Aspekt der Risikoreduktion, indem man Unternehmen ausschließt, die stark CO2-intensiv sind – und dabei eventuell gefährdeten Geschäftsmodellen unterliegen oder von höheren CO2-Steuern betroffen sind.

Neben der Risiko-Rendite-Abwägung steht natürlich der Aspekt im Fokus, einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten zu wollen. Auch wenn es nur ein indirekter Beitrag ist.

Zwei Umsetzungsmethoden zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks

Ein Vergleich bestehender Ansätze zeigt, dass die Wahl der Umsetzungsstrategie entscheidende Auswirkungen auf die Reduktion des CO2-Fußabdrucks sowie auf das Risiko-Rendite-Profil eines Portfolios haben kann. Die erste Methode erreicht die Reduktion durch eine Übergewichtung von „Klimawandel-Vorreitern“ und der deutlichen Untergewichtung von „Klimawandel-Nachzüglern“ – bis hin zum Ausschluss von Titeln mit hohem CO2-Ausstoß. Dadurch wird Preisdruck auf die Unternehmen ausgeübt.

Während bei einer Über- beziehungsweise Untergewichtung eine Reduktion des CO2-Fußabdrucks von rund 30 bis 50 Prozent zu erwarten ist, zeichnet sich die zweite Methode, das sogenannte Overlay-Verfahren, dadurch aus, dass der CO2-Fußabdruck um bis zu 100 Prozent (das bedeutet CO2-neutral) reduziert werden kann.

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Die Umsetzung via Overlay erfolgt ähnlich einer Währungsabsicherung durch eine „CO2-Absicherung“, bei der Long-Positionen gegenüber „CO2-Vorreitern“ und Short-Positionen gegenüber „CO2-Sündern“ eingegangen werden. Dadurch können Investoren einen doppelten Marktdruck auf CO2-intensive Geschäftsmodelle ausüben. Durch den Long-Short-Mechanismus kann der CO2-Fußabdruck und die damit verbundenen Risiken also nicht nur reduziert, sondern auch vollkommen neutralisiert werden.

CO2-neutral ohne auf Renditechancen zu verzichten

Die St. Galler Kantonalbank Deutschland und Finreon arbeiten bereits seit einigen Jahren erfolgreich zusammen. Dabei haben sie vor zwei Jahren eine innovative und zum Patent angemeldete Strategie entwickelt, die den CO2-Fußabdruck eines Portfolios nicht nur reduziert, sondern auch neutralisiert.

Der Finreon SGKB Carbon Fokus (ISIN: DE000A3C5CL1) basiert auf einer globalen Aktienauswahl und setzt sich aus zwei Elementen zusammen. Das erste Element ist das Basisportfolio mit globalen Aktien aus den entwickelten Märkten und das zweite ein sogenanntes Swap Overlay, in dem die Dekarbonisierung gewährleistet wird und die CO2-Risiken reduziert werden. Dies geschieht, indem man Titel mit geringen CO2-Emissionen kauft und jene mit hohen CO2-Emissionen verkauft.

Bei dem Basisportfolio erfolgt die erste Selektion durch den Ausschluss kontroverser Titel und Firmen. Im nächsten Schritt erfolgt eine Selektion anhand eines ESG-Ratings, also ein Rating, das sowohl E, ökologische Aspekte, als auch S, soziale Aspekte, und G, sogenannte Governance, berücksichtigt. Dabei werden aus dem Grundportfolio etwa 50 Prozent der besten und mit den höchsten ESG-Ratings ausgezeichneten Titel ausgewählt. Im letzten Schritt erfolgt der Shift hin zu Firmen, die ein gutes Carbon-Rating haben, also Firmen, die sogenannte Climate Leaders oder Climate Performers sind. Die Idee dahinter ist, dass man Firmen übergewichtet, die positiv zum Klimawandel beitragen.


Der Finreon SGKB Carbon Focus ist eine Lösung für Anleger, die einen Beitrag leisten und ihren CO2-Fußabdruck reduzieren oder sogar neutralisieren möchten. Dank des innovativen Swap-Mechanismus und einer breiten Diversifizierung ist dies möglich, ohne auf Renditechancen zu verzichten.

Der Fonds lässt sich flexibel mit verschiedenen Anlagelösungen kombinieren, klassischen Anlageportfolios ebenso wie bereits bestehenden nachhaltigen Anlagen. Mit dem Fonds profitieren Anleger von Chancen, die der Übergang in eine CO2-neutrale Wirtschaft bietet und können gleichzeitig einen Beitrag zu einer CO2-ärmeren Wirtschaftsstruktur leisten. Hinter dem Finreon SGKB Carbon Focus steht zum einen Finreon, ein Spin-Off der Universität St. Gallen, zum anderen die St. Galler Kantonalbank Deutschland.


Über den Autor:
Christoffer Müller ist Leiter des Portfoliomanagements bei der St. Galler Kantonalbank Deutschland AG, die 2009 gegründet wurde und von den Standorten Frankfurt und München aus operiert. Die einzige in Deutschland ansässige Schweizer Kantonalbank verfügt über eine Vollbanklizenz, konzentriert sich aber auf die Vermögensverwaltung.

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