Volkswirt Johannes Mayr
Lohnen sich Investments in CO2-Zertifikate?
Aktualisiert am
Johannes Mayr ist Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. Foto: Eyb & Wallwitz
Starkregen, Hitzewellen, schmelzende Gletscher: Der Klimawandel schreitet fort und viele Anleger halten inzwischen Ausschau nach Absicherungsstrategien. Eine Möglichkeit stellen CO2-Zertifikate dar. Johannes Mayr von der Anlagegesellschaft Eyb & Wallwitz erklärt, wie sie funktionieren.
Der Klimawandel ist aktuell aufgrund der Energiekrise zumindest medial etwas in den Hintergrund gerückt, hat aus Anlegersicht in den letzten Jahren aber stark an Bedeutung gewonnen. Viele Investoren sind auf der Suche nach Absicherungsstrategien für ihre Portfolien. Eine Möglichkeit stellen dabei CO2-Zertifikate dar. Häufig wird ein Engagement auch als Weg einer generellen Diversifikation und Risikoreduktion gesehen. Diese Eigenschaften sind allerdings fraglich. Vor einer Entscheidung sollte man sich deshalb der Eigenschaften, Chancen und Risiken des Instrumentes bewusst sein.
Erhebliche finanzielle Risiken durch Klimawandel und Energiepreisschübe
Die Senkung der globalen CO2-Emissionen und der Umgang mit dem sich abzeichnenden Temperaturanstieg sind global die wohl größten Herausforderungen für die kommenden Dekaden. So legen aktuelle Daten nahe, dass die klimatischen Veränderungen schneller einsetzen als bisher unterstellt und eine erhebliche Beschleunigung der CO2-Reduktion zur Erreichung der Klimaziele notwendig machen. Der Weltklimarat (IPCC) erwartet bei den gegebenen politischen Weichenstellungen eine Erderwärmung um 3,2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter.
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
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Der Klimawandel ist aktuell aufgrund der Energiekrise zumindest medial etwas in den Hintergrund gerückt, hat aus Anlegersicht in den letzten Jahren aber stark an Bedeutung gewonnen. Viele Investoren sind auf der Suche nach Absicherungsstrategien für ihre Portfolien. Eine Möglichkeit stellen dabei CO2-Zertifikate dar. Häufig wird ein Engagement auch als Weg einer generellen Diversifikation und Risikoreduktion gesehen. Diese Eigenschaften sind allerdings fraglich. Vor einer Entscheidung sollte man sich deshalb der Eigenschaften, Chancen und Risiken des Instrumentes bewusst sein.
Erhebliche finanzielle Risiken durch Klimawandel und Energiepreisschübe
Die Senkung der globalen CO2-Emissionen und der Umgang mit dem sich abzeichnenden Temperaturanstieg sind global die wohl größten Herausforderungen für die kommenden Dekaden. So legen aktuelle Daten nahe, dass die klimatischen Veränderungen schneller einsetzen als bisher unterstellt und eine erhebliche Beschleunigung der CO2-Reduktion zur Erreichung der Klimaziele notwendig machen. Der Weltklimarat (IPCC) erwartet bei den gegebenen politischen Weichenstellungen eine Erderwärmung um 3,2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter.
Gleichzeitig hat die Energiewende 2021 einen erheblichen Rücksetzer erlitten. Nach einem Rückgang der globalen CO2-Emissionen 2020 um 5,7 Prozent sind diese 2021 wieder um knapp 5 Prozent gestiegen und lagen mit knapp 35 Milliarden Tonnen nahe dem Höchstwert des Jahres 2019. Auch in der EU und Deutschland sind die Emissionen im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach den Covid-Lockdowns wieder gestiegen. Auch wenn die EU den Ausstoß an Treibhausgasen seit 1990 um gut 30 Prozent reduziert hat, sind zur Erreichung der CO2-Neutralität bis 2050 enorme gesellschaftliche und ökonomische Kraftanstrengungen notwendig.
Der Handlungsdruck auf die Politik nimmt deshalb zu. Und auch auf Investoren. Denn mit den Temperaturen steigen die finanziellen Risiken. Sowohl physische Risiken infolge von Schadensereignissen durch Umweltkatastrophen als auch die Transitionsrisiken. Zu Letzteren zählen neben künftigen politischen und regulatorischen Weichenstellungen, rechtlichen Unwägbarkeiten sowie Markt-, Wettbewerbs- und Reputationsrisiken auch das Risiko weiter steigender Energiepreise. Diese bergen erhebliche potenzielle Kosten, welche die Geschäftsmodelle von Unternehmen, Sektoren und sogar Staaten kurzfristig in Frage stellen können. Laut Schätzungen sind bereits bei einer Überschreitung der Klimaziele um ein Grad längerfristig rund 10 Prozent der globalen Assets unmittelbar gefährdet und die Schäden könnten sich auf 20 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung belaufen.
Kurzfristig wird der Handlungsdruck auf Investoren durch die drohende Energiekrise in Europa verstärkt. Der starke Anstieg der Strom- und Gaspreise setzt Kaufkraft und Konjunktur unter Abwärtsdruck. Gleichzeitig zwingt der damit einhergehende Anstieg der Inflation die Notenbanken zu einer erheblichen Straffung der Finanzierungskonditionen. Aktien- und Anleihemärkte sind gleichermaßen getroffen. Dies reduziert auch den finanziellen Handlungsspielraum der EU zur Bewältigung des Klimawandels. In diesem Umfeld suchen viele Investoren nach Anlagen, die das Portfolio gegen steigende Risiken des Klimawandels schützen.
Auch angesichts der gestiegenen Bedeutung der Nachhaltigkeitsziele (ESG) ist für viele vor allem der europäische CO2-Zertifikatehandel (ETS) interessant. Im Spannungsverhältnis zwischen Klimazielen und wirtschaftlichen Risiken gewinnt dieser Preismechanismus an Bedeutung, da so das Problem der zeitlichen Inkonsistenz von klimapolitischen Ankündigungen und deren Umsetzung begrenzt werden kann.
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