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Coco-Bonds Komplexe Anlage mit netter Verzinsung

Wolfgang Köbler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung, Nürnberg
Wolfgang Köbler, Vorstand der KSW Vermögensverwaltung, Nürnberg
Die Lust auf Risiko scheint wieder zu wachsen: Gerade hat Griechenland seine erste Staatsanleihe seit dem Schuldenschnitt erfolgreich am Kapitalmarkt platziert. Und auch einige krisengeschüttelte Banken sind seit einiger Zeit wieder als Anleihe-Emittenten aktiv.

Den Kreditinstituten verhilft unter anderem ein neuer Typ von Pflichtwandelanleihen zu frischem Fremdkapital. Diese tragen die Fachbezeichnung contingent convertible bonds, kurz: Coco-Bonds.

Da nun auch in Deutschland die steuerliche Behandlung des Zinsaufwands für die Anleiheschuldner geregelt worden ist, erwarten wir in diesem Jahr die ersten Coco-Bonds der Deutschen Bank und eventuell auch der Aareal-Bank. Die europäische Konkurrenz aus Spanien, England, Irland oder der Schweiz hat schon solche Pflichtwandelanleihen ausgegeben und damit mehrere Milliarden Euro einsammeln können.

Dafür mussten sie ihre Papiere allerdings mit relativ hohen Zinskupons ausstatten. Die Renditen der zurzeit gehandelten Cocos von Banken liegen zwischen 5,5 und knapp 7 Prozent. Für Anleger stellen sie aus unserer Sicht eine attraktive Alternative zu den sonst am Markt verfügbaren Unternehmensanleihen dar.

Deutsche Bank plant Emission


Wie immer ist die höhere Rendite an ein erhöhtes Risiko gekoppelt. Schwankungen in der Ertragslage der jeweiligen Bank werden sich immer in den Anleihekursen widerspiegeln.

Coco Bonds werden automatisch in Aktien umgewandelt, sobald die Eigenkapitalquote der emittierenden Bank einen zuvor bestimmten Schwellenwert unterschreitet. Der Anleihegläubiger wird dadurch zum Miteigentümer - mit allen damit verbundenen Kursrisiken.

Durch Cocos ließen sich Bankenrettungen auf Staatskosten, wie sie während Finanzmarktkrise notwendig waren, zwar nicht verhindern, doch hinsichtlich der Kosten und Folgewirkungen deutlich entschärfen. Die erste Anleihe wurde bereits im Jahr 2009 von der britischen Lloyds Bank emittiert. Der damals ausgegebene Bond wird in Aktien gewandelt, wenn die Kernkapitalquote unter fünf Prozent sinkt.

UBS und Credite Suisse, die beiden großen Schweizer Banken, zählen mittlerweile mit sehr attraktiv ausgestattenden Bonds zu den größten Anbietern. Der Markt hat im vergangenen Jahr bereits ein Volumen von etwa 38 Milliarden Euro erreicht.

Für 2014 geht man von einem Emissionsvolumen in Höhe von knapp 50 Milliarden Euro aus. Die Deutsche Bank plant noch im ersten Halbjahr ein Emissionsvolumen von rund fünf Milliarden Euro.

Europäische Banken müssen aufholen


Die Finanzkrise hat eindrucksvoll gezeigt, dass die Eigenkapitalausstattung vieler Banken völlig unzureichend ist. Die Banken sind nun von staatlicher Seite in der Verpflichtung, durch geeignete Finanzierungsinstrumente, ihre Eigenkapitalquote in den nächsten Jahren signifikant zu erhöhen.

Die europäischen Kreditinstitute kommen auf eine durchschnittliche Quote von 9 Prozent, die Schweizer auf über 12 Prozent, die US-amerikanischen Banken liegen bei 13 Prozent. Hier sieht man, welchen Aufholbedarf die Europäer haben.

In den kommenden Monaten wird die EZB den Bankenstresstest für die ungefähr 120 systemrelevanten Banken in Europa durchführen – je nach Ergebnis wird dies erheblichen Einfluss auf die Emissionstätigkeit der Banken haben.

Für Investoren sind die Coco-Bonds wegen des guten Risiko-Ertrags-Verhältnisses sehr attraktiv - vorausgesetzt, dass die Papiere von führenden Banken mit ausgezeichneter Schuldnerbonität begeben werden.

Der Markt für diese Anleihen ist mittlerweile so groß geworden, dass die Bank of America bereits einen Index (BofA Contingent Capital Index) aufgelegt hat. Dieser spiegelt 48 Anleihen mit einer durchschnittlichen Rendite von ungefähr 6 Prozent und mit einem Gesamtvolumen von über 50 Milliarden US-Dollar wider.

Darüber hinaus gibt es bereits eine Handvoll aktiv gemanagter Fonds, die ausschließlich in dieses Marktsegment investieren. Wegen der vielen Parameter, die es bei der Anlage zu beachten gilt, sollte allerdings vor dem Kauf eines solchen Fonds oder einzelner Anleihen ein Fachmann zu Rate gezogen werden.

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